Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
etwas ganz
besonders Entsetzliches.
3
Twyla Cotton besaß einen Cadillac, der
höchstens ein, zwei Jahre alt war. »Ich mag große Autos«, sagte sie.
Wir nickten,
denn das galt auch für uns. Wir waren dem Wetter entsprechend dick eingemummt,
und Twyla sah in ihrem dunkelbraunen Mantel aus wie eine Rumkugel.
»Wissen Ihr
Sohn und seine Frau, dass wir hier sind und was wir hier machen?«, fragte ich
vorsichtig.
»Parker und
Bethalynn wissen Bescheid, glauben aber nicht, dass das zu irgendwas führt. Sie
halten es für reine Geld ver schwendung. Aber sie wissen
auch, dass es mein Geld ist, das ich da verschwende, und wenn es mir dadurch
besser geht...«
Hoffentlich
waren sie diesbezüglich wirklich so gelassen, wie Twyla das schilderte.
Familienangehörige können uns jede Menge Probleme machen - aber das ist auch
nicht weiter verwunderlich, schließlich glauben sie gewöhnlich, wir würden die
trauernden Hinterbliebenen hinters Licht führen. Wir hatten in unserem Leben
allerdings bereits genügend Probleme gehabt, und wenn wir es irgendwie
vermeiden konnten... Tolliver, der auf dem Rücksitz saß, und ich warfen uns
einen vielsagenden Blick zu.
»Haben Sie
Kinder, Harper?«, fragte Twyla.
»Nein, ich
war nie schwanger«, sagte ich. »Aber ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Meine
Schwester wird seit acht Jahren vermisst.«
Normalerweise
verschweige ich das. Natürlich wissen manche Leute trotzdem Bescheid. Es hatte
damals groß in allen Zeitungen gestanden. Aber da ging ich noch zur Schule und
war noch keine ... wie immer man das auch nennen sollte.
»Haben Sie
sonst noch Familie?«
Mit breitem
Lächeln sagte ich: »Na ja, ich habe Tolliver. Und einen Halbbruder namens Mark
und zwei kleine Halbschwestern, Mariella und Gracie. Sie
leben in Texas bei unserer Tante und deren Mann.« Mark war genauso wenig mein
Halbbruder wie Tolliver. Er war einfach nur Tollivers großer Bruder. Aber ich
hatte keine Lust, das näher zu erklären.
»Oh, das tut
mir leid. Ihre Eltern sind bereits verstorben?«
»Meine
Mutter. Mein Vater lebt noch.« Er sitzt im Gefängnis, aber er lebt. Tollivers
Mutter war gestorben, bevor sein Vater meine Mutter kennenlernte, und Tollivers
Vater wurde aus dem Gefängnis entlassen und ... trieb sich irgendwo herum. Wenn
man bedenkt, dass meine Eltern und Tollivers Vater Anwälte waren, sind sie
wirklich tief gesunken. Sie haben sich regelrecht selbst in den Abgrund gestürzt.
Twyla wirkte
ein wenig schockiert. »Oh, wie schrecklich. Das tut mir sehr leid für Sie.«
Ich zuckte
die Achseln, so war es nun mal. »Danke«, sagte ich, wusste aber, dass ich nicht
aufrichtig klang. Als ich vom Tod meiner Mutter erfuhr, tat mir das leid, aber
überrascht hat es mich nicht, im Grunde war ich sogar fast ein bisschen
erleichtert.
Danach
schwiegen wir, bis wir am Straßenrand hielten. Twyla sah auf ihre Liste, die
sie nach einem kurzen Telefonat mit Sandra Rockwell erstellt hatte. Sandra
Rockwell hatte die Orte, an denen ich mich umsehen sollte, tatsächlich nach
Prioritäten gegliedert, und dieser Ort hier hatte die höchste Priorität.
Wir befanden
uns hinter der Highschool, in der Nähe des Footballtrainingsplatzes, einem
kahlen, ebenerdigen Stück Land. Eines der Dinger, um das sich die Jungs balgen,
lag immer noch am Spielfeldrand, obwohl die Saison längst vorbei war. Das
Vereinshaus war bis zum nächsten Jahr geschlossen. Jetzt spielte man
wahrscheinlich Basketball.
»Hier stand
sein Truck«, sagte Twyla. »Wir hatten ihm das Auto
gerade erst gekauft. Es war ein gebrauchter alter Dodge. «
Sheriff Rockwell hatte über Jeff weniger Worte verloren als
über die anderen Jungs, vielleicht weil sie wusste, dass wir noch mit seiner
Großmutter reden würden. Ich sah mich um, konnte jedoch niemanden entdecken.
Keine Menschenseele. Eine Entführung kam also durchaus in Betracht, auch wenn
eine solche riskant war. Es konnte jeden Moment jemand aus dem Schulgebäude
kommen. Aber es waren keine Häuser in der Nähe. Die Straße hinter dem
Trainingsplatz war nichts weiter als eine kahle Piste vor einem steilen Hügel,
der teilweise abgetragen worden war, um Platz für die Schule zu machen.
Obwohl es
unter Umständen eine geeignete Stelle für eine Entführung war, hielt ich es für
wenig wahrscheinlich, dass man den Jungen an Ort und Stelle getötet und hier
verscharrt hatte. Aber ich wollte guten Willen zeigen, stieg aus und schaltete
die Gabe an, die mich einzigartig macht. Keine Reaktion. Ich
Weitere Kostenlose Bücher