Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
Gesicht, als habe er soeben in eine Zitrone
gebissen.
»Und Sie
sind...?«, sagte Stuart.
»Ich bin
Manfred Bernardo, Harpers liebster Freund«, sagte er,
während ich versuchte, mein Gesicht nicht zu verziehen. Ich schaffte es,
Manfred meine Hand nicht sofort zu entreißen, und drückte seine untere Hand so
fest ich konnte.
»Wo kommen
Sie her, Mr Bernardo?«, fragte Klavin.
»Aus Tennessee«,
sagte er. »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.« Manfred beugte sich
vor und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Als er sich wieder aufrichtete,
sagte er : »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Harper nicht
in der Lage ist, von Ihnen befragt zu werden, meine Herren.« Er sah ernst von
einem zum anderen.
»Auf mich
macht sie durchaus einen vernehmungsfähigen Eindruck«, sagte Stuart, aber er
und Klavin warfen sich einen verunsicherten Blick zu.
»Das sehe
ich anders«, meinte Manfred. Er war mehr als zwanzig Jahre jünger als Klavin
und kleiner als Stuart - aber unter Manfreds über und über tätowierter und
gepiercter Haut verbargen sich eine natürliche Autorität und ein starkes
Rückgrat.
Ich schloss
die Augen. Ich war wirklich erschöpft, aber drauf und dran, laut loszulachen.
»Wir lassen
Sie einen Moment allein, damit Sie sich in Ruhe unterhalten können«, sagte
Klavin in einem Ton, der alles andere als glücklich klang. »Aber wir werden
wiederkommen, um noch einmal mit Ms Connelly zu reden.«
»Bis dann«, sagte
Manfred höflich.
Schlurfende
Schritte ... die Tür ging auf und ließ die Geräusche aus dem Krankenhausflur
herein ... die dann wieder gedämpft wurden, als die SBIler die Tür hinter sich
zu zogen.
Ich öffnete
die Augen. Manfred betrachtete mich aus einer Entfernung von etwa 15
Zentimetern. Er machte Anstalten, mich zu küssen. Seine strahlend blauen Augen
waren sexy.
»Na, na,
Freundchen, nicht so stürmisch«, sagte ich. Er zog sich in eine sichere
Entfernung zurück. »Was machst du denn hier? Und wie geht es deiner
Großmutter?«
Xylda Bernardo war eine betrügerische alte Hellseherin, die
allerdings einen Hauch von echtem Talent besaß. Das letzte Mal hatte ich sie in
Memphis gesehen. Sie war damals schon ziemlich schwach gewesen, sowohl geistig
als auch körperlich, und Manfred hatte sie nach Memphis fahren und sich um sie
kümmern müssen, als sie mit uns hatte reden wollen.
»Sie ist im
Motel«, sagte Manfred. »Sie wollte unbedingt mitkommen. Wir sind letzte Nacht
hergefahren. Ich glaube, wir haben das einzige freie Motelzimmer in ganz
Doraville bekommen, wahrscheinlich sogar im Umkreis von zwanzig bis dreißig
Kilometern. Ein Reporter hat ausgecheckt, weil er was Besseres in einem Bed & Breakfast gefunden hat. Und
Großmutter hat mich angewiesen, schnell zu diesem Motel zu fahren und zur
Rezeption zu eilen. Manchmal ist sie durchaus hilfreich.« Sein Gesicht
verdüsterte sich. »Sie hat nicht mehr lange zu leben.«
»Das tut mir
leid«, sagte ich. Ich wollte fragen, was ihr fehlte, aber das war eine dumme
Frage. Was änderte das schon? Ich kenne mich aus mit dem Tod, und er stand
Xylda deutlich ins Gesicht geschrieben.
»Sie weigert
sich, ins Krankenhaus zu gehen«, sagte Manfred. »Sie will dafür kein Geld
ausgeben, außerdem hasst sie die Atmosphäre dort.«
Ich nickte.
Das konnte ich gut verstehen. Ich war auch nicht gerade froh darüber, im
Krankenhaus zu liegen, obwohl ich gute Aussichten hatte, hier heil wieder
rauszukommen.
»Sie macht
gerade ein Schläfchen«, sagte Manfred. »Also dachte ich, ich seh mal nach dir,
und stieß dann auf diese beiden Schlaumeier, die dir Fragen stellten. Ich
dachte, sie hören vielleicht auf mich, wenn ich sage, dass ich dein Freund bin.
Dass mir das vielleicht etwas mehr Autorität verleihen würde.«
Ich
beschloss, dieses Thema auf sich beruhen zu lassen. »Aber was hat euch hierher
geführt?«
»Großmutter
meinte, ihr würdet uns brauchen.« Manfred zuckte die Achseln, aber er glaubte
ihr trotzdem.
»Ginge es
ihr zu Hause nicht besser?« Ich bekam ein schlechtes Gewissen bei der
Vorstellung, dass sich die alte, kranke Xylda Bernardo mitsamt
ihrem Enkel in dieses Bergnest geschleppt hatte, nur weil sie der Ansicht war,
ich brauchte sie.
»Ja, aber
dann würde sie nur ans Sterben denken. Sie wollte fahren, also sind wir
gefahren.«
»Und ihr
wusstet, wo wir sind?«
»Ich
wünschte, ich könnte sagen, dass Oma eine Vision hatte. Aber es gibt eine
Website, der man euren Aufenthaltsort entnehmen kann.«
»Wie
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