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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Sie wäre wesentlich älter. Mal
überlegen, entführt wurde sie im Frühling ihres Abschlussjahrs an der
Highschool, damals war sie achtzehn - o Gott, dann wäre sie jetzt fast
sechsundzwanzig. Seit acht Jahren ist sie jetzt schon weg. Unfassbar.
    »Ich habe
Mark angerufen«, sagte Tolliver.
    »Gut. Wie
geht es ihm?« Tolliver ruft Mark nicht so oft an, wie er eigentlich sollte. Ich
weiß nicht, ob das einfach typisch Mann ist oder ob es irgendwelche
Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen gegeben hatte.
    »Er wünscht
dir gute Besserung«, sagte Tolliver. Das war keine Antwort auf meine Frage.
    »Was macht
sein Job?«
    Mark war
mehrmals befördert worden. Er war Hilfskellner, Kellner, Koch und Manager einer
Restaurantkette in Dallas gewesen. Jetzt arbeitete er schon mindestens fünf
Jahre dort. Für jemanden, der nur drei bis vier Semester aufs College gegangen
war, ging es ihm sehr gut. Er arbeitete bis spät in den Abend hinein.
    »Er ist fast
dreißig«, sagte Tolliver. »Er sollte langsam eine Familie gründen.«
    Ich presste
die Lippen zusammen, um ja nichts Falsches zu sagen. Tolliver war nur wenige
Jahre jünger, plus ein paar Monate.
    »Ist er mit
irgendjemandem zusammen?«, fragte ich. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich
die Antwort kannte.
    »Wenn ja,
hat er nichts dergleichen erwähnt.« Nach einer Pause sagte Tolliver: »Apropos
Beziehungen, ich habe Manfred im Motel getroffen.«
    Ich hätte
ihn beinahe gefragt, was das eine mit dem anderen zu tun hatte, überlegte es
mir jedoch anders. »Ja, er hat mich besucht«, sagte ich. »Er hat mir erzählt,
dass Xylda eine Vision oder so was Ähnliches gehabt hatte und der Ansicht
gewesen war, herkommen zu müssen. Er hat mir auch erzählt, dass Xylda todkrank
ist. Wahrscheinlich verwöhnt er sie nach Strich und Faden. Er ist wirklich ein
sehr fürsorglicher Enkel.«
    Tolliver
blickte mich skeptisch an. Seine Brauen waren fast bis zum Haaransatz
hochgewandert. »Genau. Und Xylda hat ganz zufällig eine Vision, in der eine
Frau, auf die er steht, seine Hilfe braucht. Der Typ fährt auf dich ab, tu
nicht so, als ob du das nicht weißt. Meinst du nicht, dass er da auch ein Stück
weit seine Finger mit im Spiel hatte?«
    Ehrlich
gesagt war ich ein wenig schockiert. »Nein«, sagte ich. »Ich glaube, dass er
gekommen ist, weil Xylda es so gewollt hat.«
    Tolliver
grinste spöttisch. Einen Moment lang fand ich ihn richtig abstoßend. Er sprang auf
und ging in dem kleinen Krankenhauszimmer auf und ab.
    »Wahrscheinlich
kann er es kaum erwarten, bis seine Großmutter stirbt. Dann kann er aufhören,
sie überallhin zu kutschieren, und endlich dich managen.«
    »Tolliver!«
    Er
verstummte. Endlich.
    »Das war gemein«,
warf ich ihm vor. Wir kannten die Schwächen der Menschen zur Genüge, aber so
zynisch durften wir meiner Ansicht nach auch wieder nicht sein.
    »Du merkst
es nur nicht«, sagte er leise.
    »Und du
siehst Gespenster«, erwiderte ich. »Ich bin schließlich nicht blöd. Ich weiß,
dass mich Manfred mag. Und ich weiß auch, dass er seine Großmutter liebt.
Außerdem hätte er sie in ihrem Zustand bei dieser Kälte nie hierhergefahren,
wenn sie ihn nicht selbst darum gebeten hätte.«
    Tolliver
senkte den Kopf, den Blick nach innen gerichtet. Ich war kurz davor, etwas zu
sagen, das nie mehr gutzumachen wäre. Aber Tolliver hatte selbst Probleme. Ich
kann zwar die Geheimnisse der Toten entschlüsseln, aber nicht die Gedanken
meines Bruders lesen. Ich war mir auch nicht wirklich sicher, ob ich das
wollte.
    »Letztes
Weihnachten, nur du und ich, das war ein schönes Weihnachten«, sagte er.
    Und dann kam
die Schwester herein, um meine Temperatur und meinen Blutdruck zu messen, und
der Moment war unwiederbringlich dahin. Tolliver strich meine Decke glatt, und
ich ließ mich in meine Kissen zurücksinken.
    »Es regnet
schon wieder«, bemerkte die Schwester und warf einen Blick auf den grauen
Himmel. »Das hört ja gar nicht mehr auf.«
    Keiner von
uns wusste etwas darauf zu erwidern.
    Sheriff Rockwell kam am Nachmittag vorbei. Sie trug schwere
Allwetterkleidung, und ihre Stiefel waren schlammverkrustet. Nicht zum ersten
Mal dachte ich, dass es schlimmere Orte gab als dieses Krankenhaus. An einem
dieser Orte grub man sich auf der Suche nach Spuren durch gefrorenen Boden,
atmete den Verwesungsgeruch von Leichen ein und musste Familien, die seit
Wochen, Monaten, ja sogar Jahren auf ein Lebenszeichen von ihren vermissten
Angehörigen warteten, eine traurige

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