Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
uns fällt
bestimmt was ein, das die Hamiltons nicht machen«, sagte Tolliver mit einer
Stimme, die mein Blut sofort in Wallung brachte.
»Ich weiß nicht,
die Hamiltons sind noch recht rüstig für Leute über siebzig.«
»Ich glaube, wir
bekommen das besser hin als sie«, sagte Tolliver.
Wir kamen direkt
zur Sache, und abgesehen von ein paar Pausen, in denen wir Holz nachlegten,
gaben wir uns wacker Mühe. Keine Ahnung, wie die Hamiltons den Nachmittag
verbrachten, aber wir konnten nicht klagen. Anschließend kamen auch wir noch zu
unserem Nickerchen.
An diesem Abend
machten wir uns noch mehr heiße Schokolade und aßen noch mehr Erdnussbutter.
Wir hatten auch noch ein paar Äpfel. Ich würde gern behaupten, dass wir uns
genauso lange unterhalten hätten, wie wenn der Strom noch da gewesen wäre, aber
das wäre glatt gelogen. Wenn man in der Dunkelheit zusammen ist, stellt sich
eine unglaubliche Nähe ein. Jedes Mal, wenn wir uns liebten, war ich mir seiner
sicherer, und unsere neue Beziehung wurde immer solider. Keiner von uns hätte
den Sprung von der Klippe gewagt, wenn wir nur einen weiteren One-Night-Stand
gewollt hätten.
»Diese Kellnerin,
neulich, in Sarne«, sagte ich. Ich zog die Augen schmal und sah ihn an. »Die
hat mir wirklich zu schaffen gemacht, und ein paar Wochen lang wusste ich nicht
warum.«
»Dafür gibt es
genau zwei Gründe: Zum einen habe ich gehofft, dass du uns erwischst, die Frau
verprügelst, sie rauswirfst und mir sagst, dass ich dein Ein und Alles bin. Zum
anderen war ich einfach geil«, sagte Tolliver. »Außerdem hat sie mich
angemacht. Okay, das sind schon drei Gründe.«
»Ich war fast dazu
versucht«, gestand ich ihm. »Aber ich habe mich nicht getraut. Ständig habe ich
gedacht: Was, wenn ich ihn bitte, das sein zu lassen, und er mich fragt, warum?
Was soll ich ihm darauf antworten? Nein, mach das nicht, ich liebe dich? Damit
du sagt, o Gott, ich kann dich nicht länger auf deinen Reisen begleiten?«
»Ich habe Angst
gehabt, du könntest genau dasselbe sagen«, meinte er. »Dass du nicht mit
jemandem zusammen sein kannst, der die ganze Zeit mit dir ins Bett gehen will.
Dass du für deine Arbeit einen klaren Kopf brauchst und dich nicht mit so etwas
wie Sex ablenken willst. Du hattest schließlich weniger Partner als ich.«
»Ich bin eine
Frau«, sagte ich. »Ich geh nicht mit jedem ins Bett, der mit mir schlafen will.
Ich bin da etwas anspruchsvoller.«
»Das gilt nicht
für alle Frauen«, sagte er.
»Na ja, aber für
die meisten schon.«
»Wirfst du mir das
vor? Diese wahllos aufgegabelten Frauen?«
»Nicht, solange du
dir nichts eingefangen hast. Und das, das weiß ich.«
Er ließ sich
regelmäßig untersuchen und verwendete stets Kondome.
»Und jetzt«, sagte
er, »sind wir zusammen.«
Das sollte wohl
eine Frage sein. »Ja«, antwortete ich. »Wir sind zusammen.«
»Und du gehst mit
keinem anderen ins Bett.«
»Nein. Und du?«
»Ich auch nicht.
Du bist die Richtige.«
»Okay. Gut.«
Und plötzlich
waren wir ein Paar.
Es war komisch,
sich zum Schlafengehen fertig zu machen und dann in Tollivers Bett zu klettern.
»Wir müssen nicht
immer im selben Bett schlafen«, sagte er. »Manche Betten werden noch schmaler
und klappriger sein als das hier. Aber ich schlafe gern mit dir. Und damit
meine ich wirklich nur schlafen.«
Mir ging es
genauso, und es war einfacher als gedacht. Im Gegenteil, ihn neben mir atmen zu
hören, ließ mich schneller eindösen als sonst. Ich hatte schon lange nicht mehr
mit jemandem in einem Bett geschlafen, zuletzt mit meiner Schwester Cameron. Wenn
ich bei einem Mann war, blieb ich meist nicht bis zum nächsten Morgen.
In dieser Nacht
wachte ich mehrmals auf, realisierte meine Situation und schlief wieder ein.
Als ich wieder einmal kurz wach lag, sah ich, dass mein Handy auf dem Boden
neben dem Bett vibrierte. Ich griff danach.
»Hallo?«, sagte
ich leise, um Tolliver nicht zu wecken.
»Harper?«
»Ja?«
»Sie ist
gestorben, Harper.«
»Manfred, es tut
mir so leid.«
»Harper,
vielleicht wurde sie umgebracht. Ich war nicht im Zimmer.«
»Manfred, sag das
bloß nicht laut, nicht, wenn dich jemand hören kann. Wo bist du jetzt?«
»Ich stehe vor dem
Krankenhaus.«
»Wie kommst du auf
diese Idee?«
»Weil es ihr
besser ging. Die Schwester meinte sogar, es sei ihr vorgekommen, als habe
Großmutter etwas sagen wollen. Dann ist sie gestorben.«
»Manfred, sollen
wir kommen?«
»Morgen früh
reicht. Das Wetter ist zu schlecht.
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