Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
den armen Jungen
abgeschlossen sind.«
Stuart nickte.
»Was möchten Sie wissen?«, fragte er. »Da Sie sie gefunden haben, dürften Sie
das Recht auf ein, zwei Antworten haben.«
Eine gesunde
Einstellung, die Klavin allerdings nicht zu teilen schien.
»Ich möchte
wissen, ob sie etwas zu essen bekommen haben und versorgt wurden, nachdem man
sie entführt hatte«, sagte ich. »Vielleicht hat man sie betäubt. Ich möchte
wissen, ob man sie bewusst am Leben erhalten hat.«
Beide Beamten
erstarrten. Klavin war mit einer winzigen Digitalkamera beschäftigt gewesen,
während Stuart ein kleines Gerät auf den Rücksitz ihres gemieteten
Geländewagens gelegt hatte. »Warum?«, fragte Stuart, nachdem sie sich wieder
gefasst hatten. »Warum möchten Sie das wissen, Ms
Connelly?«
»Ich frage mich,
ob mehr als eine Person an den Folterungen dieser Jungen beteiligt war«, sagte
ich. »Ich habe nämlich den dringenden Verdacht, dass Tom Almand nicht alleine
war, dass er einen Mittäter hatte, der ihm half, die Jungen zu überwältigen.
Wie Sie wissen, waren einige sehr groß. Tom Almand ist ein kleiner Mann. Hat er
sie mit irgendeiner Geschichte in eine unentrinnbare Falle gelockt? Oder hatte
er eine sehr kräftige rechte Hand, die dafür gesorgt hat?«
Die beiden Männer
sahen einander vielsagend an.
»Sie müssen die
Leute warnen«, sagte ich. »Alle denken, sie seien jetzt in Sicherheit, aber das
stimmt nicht.«
»Hören Sie, Ms
Connelly«, sagte
Stuart. »Die Hälfte des Verbrecherteams sitzt im Gefängnis. Wir kennen den
Tatort. Wir wissen, wo sie die Leichen beseitigt haben. Wir haben einen
Überlebenden, der in Sicherheit gebracht wurde und bewacht wird. Wir kennen
sogar ihr zweites Versteck, das sie sich aus irgendeinem Grund noch zusätzlich
angelegt haben: vielleicht für den Fall, dass dieses Grundstück hier verkauft
wird. Vielleicht haben sie auch festgestellt, dass die Straße hier im Winter
schwer befahrbar ist. In dieser Zeit haben sie das zweite Versteck in der
Almand-Scheune benutzt. Wir vermuten das, da wir in der Scheune längst nicht so
viel Blut gefunden haben. Dort gibt es auch nicht so viele Requisiten wie
hier.« Er wies mit dem Kinn auf den alten Schuppen links vom Haus der Daveys.
»Wir wollen diesen
anderen Mistkerl unbedingt kriegen, Harper«, sagte Klavin. »Sie können sich gar
nicht vorstellen, wie sehr. Aber wir glauben nicht, dass er sich so bald ein
neues Opfer suchen wird. Verstehen Sie, was wir damit sagen wollen?«
Nein, dafür war
ich zu doof. »Ja«, sagte ich, »ich verstehe. Im Grunde sehe ich das ganz
ähnlich. Es wäre Wahnsinn, wenn er sich jetzt noch jemanden schnappen würde.
Aber verstehen Sie, was ich Ihnen sagen will? Der Typ ist ein
Wahnsinniger.«
»Aber bisher hat
er es stets geschafft, eine perfekte Fassade aufrechtzuerhalten«, sagte Stuart.
»Er ist schlau genug, schon aus reinem Selbstschutz so weiterzumachen wie
bisher.«
»Sind Sie sich da
wirklich sicher? Sicher genug, um nicht das Leben eines weiteren Jungen aufs
Spiel zu setzen?«
»Hören Sie, im
Grunde haben Sie nichts mit unseren Ermittlungen zu schaffen«, sagte Klavin.
Seine Geduld war am Ende.
»Ich weiß, dass
ich keine Polizistin bin«, sagte ich. »Normalerweise komme ich in eine Stadt,
erledige meinen Job und fahre wieder weg. Und ich bin froh darüber. Wenn ich
bleiben muss, passieren nur noch furchtbarere Dinge. Und dann müssen wir noch
länger bleiben. Wir möchten Doraville gern verlassen. Aber wir möchten nicht,
dass noch jemand stirbt. Und bevor Sie den anderen Mörder nicht gefasst haben,
könnte genau das passieren.«
»Aber was können
Sie dagegen tun?«, fragte Klavin nicht ganz zu Unrecht. »Von uns aus können Sie
und Ihr Bruder nach Ihrer Zeugenaussage fahren. Wir haben Ihre Handynummer und
Ihre Adresse.«
»Er ist nicht mein
Bruder«, sagte ich. Wenn Tolliver das sagen konnte, konnte ich es auch.
»Egal«, sagte
Klavin. »He, Lang, wussten Sie schon, dass Ihr Vater in Arizona im Gefängnis
sitzt?«
»Nein«, sagte
Tolliver. »Ich weiß nur, dass er aus dem Knast in Texas raus ist.« Wenn sie
Tolliver damit hatten provozieren wollen, war es ihnen nicht gelungen.
»Sie beide hatten
wirklich Pech mit Ihren Eltern«, sagte Klavin.
»Das kann man wohl
sagen«, erwiderte ich. Mich konnte er auch nicht provozieren.
Er wirkte
überrascht, vielleicht war er sogar ein wenig enttäuscht.
»Ich werde einfach
nicht schlau aus Ihnen«, sagte ich. »Sie können höflich sein, wenn Sie
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