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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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sicher. Wenn die ganze Sache moralisch vertretbar sein sollte und tatsächlich funktionierte…
    Die Dämonin verschwand plötzlich und ließ sie allein in der Zelle zurück. Griesbogen suchte sich eine Stelle, wo er sich hinsetzen und an die Wand lehnen konnte.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
    »Das hast du doch gar nicht. Das hat nur die Dämonin getan.«
    »Trotzdem. Ich will dir keine weiteren Probleme bereiten, wenn ich es irgendwie verhindern kann.«
    »Du magst mich, nicht wahr?« fragte Gloha plötzlich.
    »Na ja, das spielt für unsere jetzige Situation keine Rolle. Jeder andere hätte schließlich auch versucht, dir zu helfen.«
    »Nein, ich meine, du…« Sie zögerte. »Du magst mich wirklich.«
    Seine Miene hellte sich auf. »Ja… das stimmt. Aber ich hege keinen Wunsch, dir Sorgen zu bereiten oder mich auf irgendeine Weise einzumischen…«
    »Ja, das hast du schon einmal gesagt. Und dabei bist du ein so guter Mann. Wärst du doch nur nicht…«
    »Ein Riese«, beendete er niedergeschlagen ihren Satz.
    »Nein.« Denn allmählich begriff sie etwas, das der Magier Trent gesagt hatte: Es hatte damit zu tun, in Erfahrung zu bringen, was sie wollte. »Ich wollte, du würdest nicht im Sterben liegen. Ich glaube, ich könnte… dich genauso mögen. Dir eine Freundin sein, wie du mir ein Freund warst. Denn selbst wenn ich aus dieser Burg herauskommen sollte, deinem Schicksal kannst du nicht entgehen. Du wirst nie wieder ein zufriedener Riese werden, der seiner Wege geht, eine nette Riesin heiratet und glücklich weiterlebt bis in alle Ewigkeit.«
    Griesbogen schien über irgend etwas nachzudenken und zu einem schmerzhaften Schluß zu gelangen. »Freunde, ja«, stimmte er zu. »Das stimmt. Jetzt tut es mir leid, daß ich nicht weitblickend genug war. Ich hätte wissen müssen, daß es in meiner Situation nicht nur sinnlos war, neue Freundschaften zu schließen, sondern regelrecht grausam. Grausam für meine Freunde. Aber ich habe mich so sehr nach Gesellschaft gesehnt, daß ich gar nicht erst daran gedacht habe. Ich habe euch allen einen Bärendienst erwiesen.«
    Gloha erwiderte nachdenklich: »Ich begreife zwar deine Logik, Griesbogen, aber nicht dein Gefühle. Ich glaube nicht, daß ich es jemals bereuen könnte, dich oder Trent kennengelernt zu haben, egal, wie das alles ausgehen mag. Die ganze Zeit habe ich immer nur Ausschau nach einem geflügelten Kobold gehalten, während ich doch viel eher nach wahren guten Freunden hätte suchen sollen. Nach Freunden wie dir. Ich bin ein ganz gewöhnliches Wesen.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenigstens habe ich gelernt, nicht nur auf Äußerlichkeiten zu achten. So wenig es mir jetzt auch nützen mag.«
    Sie verstummten. Gloha hoffte, daß Trent und Mark sich nicht allzu niedergeschlagen fühlten. Ihre eigenen Schuldgefühle blieben unvermindert bestehen. Wäre sie doch nicht so töricht gewesen wäre, diesem Puffmais zu folgen! Damit war sie von ihrem gemeinsamen Weg abgewichen und hatte sich und die anderen in Schwierigkeiten gebracht. Nun ruhte ihre ganz Hoffnung auf einer Dämonin, die nur einen einzigen Grund hatte, ihnen zu helfen: ihre höllische Neugier.
    Gloha vernahm Schritte – draußen auf der Treppe. Kehrte Veleno etwa schon so früh zurück? Aber war es denn wirklich so früh?. Das ließ sich im Dunkeln schlecht sagen. Vielleicht hatte sie ja auch ein wenig geschlummert.
    Diesmal brachte der Mann ein Tablett mit Speisen herbei. »Bist du inzwischen bereit, mich zu heiraten?« fragte er.
    »Nein, aber jemand anders vielleicht«, erwiderte Gloha.
    »Die Nymphen zählen nicht. Von denen kann sich später ja keine erinnern, daß sie mich geheiratet hat. Du hingegen schon.«
    »Es gibt da noch jemanden, der sich erinnern kann. Und der bereit ist, dich zu heiraten.«
    Das weckte sein Interesse. »Wer denn?«
    »Metria.«
    »Wer?«
    »Die Dämonin.«
    »Ach so. Dämonen zählen noch weniger als die Nymphen, weil die weder mit mir noch mit der Burg in Berührung kommen können.«
    Metria erschien. Sie war elegant gekleidet und gab sehr viel weniger von ihrem üppigen Körper zum Besten als gewöhnlich. Ihr Kleid bestand aus Seide und Gaze; dazu trug sie ein funkelndes Halsband und eine Tiara im schimmernden Haar. »Ich habe einiges über diese Burg der Notarrepublik in Erfahrung gebracht«, sagte sie. »Kein Dämon kann im Innern des Gebäudes mit dir in Berührung kommen, aber draußen kann es jeder. Und jeder,

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