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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie Griesbogen hastig wieder in den Schlaf. »Bis dahin könnten wir schon verdurstet sein!«
    »Schon was?«
    »Egal. Ich glaube kaum, daß Griesbogen ohne Nahrung und Wasser so lange durchhalten wird. Wir müssen rascher etwas unternehmen.«
    »Was denn, zum Beispiel?«
    Gloha unterdrückte ein Stöhnen. »Beispielsweise, Veleno zu heiraten.«
    »Ich soll ihn heiraten?«
    »Nein, ich. Ich bin doch diejenige, auf die er's abgesehen hat. Der Gedanke widert mich zwar an, aber ich sehe keine andere Möglichkeit.«
    Doch die Dämonin war auf einen eigenen Gedanken gestoßen, der sie offenbar faszinierte. »Ich überlege gerade, ob ich ihn vielleicht doch heiraten könnte…«
    »Das geht nicht. Du bist eine Dämonin. Du kannst nicht lieben! Sein Zauberbann wird erst gebrochen, wenn jemand anders ihn liebt.«
    »Kannst du ihn denn lieben?«
    Gloha schüttelte den Kopf. »Nein. Du hast natürlich recht. Ich mag zwar in der Lage sein, jemanden zu lieben, aber nicht Veleno. Ich kann ihn nicht ausstehen! Selbst wenn ich ihn heirate, würde das den Bann nicht brechen. Es wäre vergebliche Liebesmüh.« Sie empfand diesen Gedanken als regelrechte Erleichterung.
    »Aber mal angenommen, ich heirate ihn und tue nur so, als würde ich ihn lieben. Wenn ich ihn tatsächlich reinlegen könnte – würde das genügen?«
    Das war eine knifflige Frage. »Ich glaube nicht, daß du ihn reinlegen könntest, Metria.«
    Die Dämonin kochte. »Ich kann so ziemlich jeden reinlegen, wenn ich mich bemühe! Jeden bis auf Fetthuf.«
    »Wen?«
    »Den Dämonenprofessor Fetthuf. Der ist so klug, daß er glaubt, alle anderen hätten nur Schleimbrei im Kopf. Und das beweist er ihnen auch immer wieder. Ich habe mal versucht, ihn mit Gnade Uns reinzulegen, aber er hat sie durchschaut.«
    »Mit wem?«
    Metria verschwand. An ihrer Stelle stand nun ein allerliebstes, süßes, unschuldiges, großäugiges, verlorenes kleines Waisenmädchen in Lumpen. »Hallo«, piepste sie. »Ich bin Gnade Uns. Kaufst du mir ein Streichholz ab?« Sie bot Gloha einen winzigen Zweig dar.
    Gloha war beeindruckt. »Damit könntest du mich auch reinlegen«, sagte sie.
    Die Miene des Waisenmädchens umwölkte sich. »Fetthuf habe ich aber nicht reingelegt. Den legt niemand rein. Der Mann ist furchtbar!«
    Griesbogen erwachte. »Wer ist das denn?« fragte er erschrocken.
    Das Lumpenmädchen richtete die großen traurigen Augen auf ihn. »Ich bin die arme, geschundene Gnade Uns, das arme kleine Streichholzmädchen. Alle trampeln auf mir herum.«
    Griesbogen lachte matt. »Hallo, Metria.«
    Gnade Uns löste sich in einer Rauchwolke auf. »Womit habe ich mich nur verraten?« fragte die Dämonin und nahm wieder die Gestalt ihrer üppigen Ausgabe an.
    »Ach, ich habe wohl einfach nur Glück gehabt«, meinte Griesbogen.
    Metria warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, brachte aber keine Einwände vor.
    Doch das ursprüngliche Thema hielt Glohas Aufmerksamkeit immer noch gefangen. »Ich frage mich, ob du Veleno nicht vielleicht doch reinlegen könntest«, sagte sie. »Allerdings wäre das unmoralisch.«
    »Wen schert es schon, ob es moralisch ist, solange es funktioniert?« wollte die Dämonin wissen.
    »Veleno reinlegen?« fragte Griesbogen.
    »Er will jemanden heiraten, der ihn liebt«, erklärte Gloha. »Metria könnte ihn heiraten und so tun, als würde sie ihn lieben.«
    »Wozu?«
    »Um uns freizubekommen.«
    »Und warum?«
    »Weil es etwas Fürsorgliches wäre«, erwiderte Metria kurz angebunden. »Damit ich lernen kann, zu schwelgen.«
    »Zu was?« fragte Gloha.
    »Verehrung, Wertschätzung, Amore, Leidenschaft, Storch…«
    »Ach so, lieben«, sagte Gloha.
    »Was auch immer«, stimmte die Dämonin mürrisch zu.
    »Ich glaube, ich habe verstanden«, meinte Griesbogen. »Veleno will heiraten und lieben, und Metria möchte etwas Fürsorgliches tun, um uns zu helfen, damit Veleno glaubt, er habe die Liebe gefunden, und die anderen freiläßt.«
    »Quatsch!« widersprach Metria. »Wir machen ein Geschäft mit ihm! Entweder Veleno läßt seine Gefangenen frei, oder er darf nicht an die Möpse ran.«
    Gloha kannte diesen Ausdruck nicht, beschloß aber, lieber nicht nachzufragen, denn sie argwöhnte, daß das richtige Wort ziemlich drastisch ausfallen könnte. »Ich glaube nicht, daß das moralisch vertretbar wäre«, wiederholte sie. »Deshalb dürfen wir das auch nicht tun, so groß die Versuchung auch sein mag.«
    »Du hast noch gar nicht erklärt, weshalb Moral dabei eine Rolle spielen

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