Harpyien-Träume
sollte«, warf Metria ein.
»Für empfindungsfähige Wesen spielt sie nun mal eine Rolle«, sagte Griesbogen.
»Ach, warum mußt du das unbedingt so ausdrücken!« rief die Dämonin verärgert.
»Es ist nun mal sehr schwierig, jemandem, der nicht fühlt, empfindungsfähige Wesen zu erklären«, warf Gloha etwas ratlos ein.
»Laßt doch mal sehen, ob ich das richtig begriffen habe: Es ist zwar in Ordnung, daß Veleno Leute gefangennimmt und aushungert, damit sie tun, was er von ihnen verlangt; aber es ist nicht in Ordnung, wenn sie ihn an der Nase herumführen, damit er seine Opfer freiläßt. Richtig?«
»Ach, herrje«, versetzte Gloha bestürzt. »Wenn man es so ausdrückt…«
»Veleno handelt unmoralisch«, sagte Griesbogen. »Aber das gibt uns nicht das Recht, ebenfalls unmoralisch zu handeln. Wir ziehen es vor, uns von den besten Werten leiten zu lassen und nicht von den schlimmsten.«
»Ja«, stimmte Gloha ihm zu. Sie war froh über seine Richtigstellung.
»Na schön, dann gehen wir die Sache doch mal von der praktischen Seite an. Angenommen, ich erzähle ihm, daß ich eine Dämonin bin und ihn gar nicht wirklich lieben kann, daß ich aber ein paar Tage lang so tun will als ob, damit er seinen Zauberbann brechen kann. Er ist ja magisch verpflichtet – er muß die Liebe finden, um hier rauszukommen.«
»Das ist interessant«, meinte Gloha nachdenklich. »Ob andere auch so eine Verpflichtung haben mögen?«
»Oh, das geht vielen so. Da solltest du dir mal die Geschichte vom Zauberbann des Wasserspeiers anhören. Aber das steht auf einem ganz anderen Blatt. Egal, jedenfalls will Veleno etwas, du willst etwas, ich will etwas – warum sollten wir da nicht ein Geschäft machen?«
»Vielleicht. Solange die Bedingungen unstrittig sind und eingehalten werden, wäre das möglicherweise moralisch vertretbar«, willigte Griesbogen ein.
»Du würdest das alles tatsächlich auf dich nehmen, Metria, nur um das Gefühl zu haben, etwas Großzügiges zu tun?« fragte Gloha verwundert.
»Na klar. Ihr scheint viele Gefühle zu haben, die ich nicht begreife, und ihr scheint eine Menge Spaß an der Liebe zu finden. Das möchte ich auch versuchen. Wenigstens ein einziges Mal, nur um zu wissen, worum es dabei geht.«
»Aber es gibt keine Garantie dafür, daß du das Lieben lernen wirst, nur indem du etwas Gutes tust«, wandte Gloha ein.
Die Dämonin zuckte die Schultern. »Es gibt aber auch keine Garantie dafür, daß es nicht passieren wird.«
Gloha dachte über die häßlichen Alternativen nach, vor denen sie stand. Wenn dieser Plan sie davor bewahren könnte…
»Vielleicht ist es einen Versuch wert«, schloß Griesbogen. »Solange du die Wahrheit sagst und dich an die Abmachungen hältst.«
»Das ist leicht. Jede Dämonin kann jeden beliebigen Mann bis zur Verzückung glücklich machen, wenn sie es möchte.«
»Das würde ich aber nicht sagen«, widersprach er.
»Ach, würdest du nicht? Wie war das denn vorhin, als du an meinem Busen geschaukelt bist? Hat es dir etwa nicht gefallen? Und wie war es, an ihrem Busen zu schlafen? Hast du das nicht sogar noch mehr gemocht?«
Gloha und Griesbogen blickten sich an. Er kroch von ihrem Schoß herunter. »Ich…«, fing er an, während Gloha sich bemühte, nicht zu erröten.
»Und außerdem müßt ihr doch immer die Wahrheit sagen, nicht wahr? Dann sag mir doch mal, daß es nicht stimmt. Ich könnte schließlich auch eine Koboldmädchengestalt annehmen, weißt du.«
Griesbogen blieb stumm. Gloha kam ihm zu Hilfe. »Nur wirkliche Menschen können andere Menschen glücklich machen«, sagte sie. »Aber wenn's eine Dämonin tut…«
Metria verwandelte sich in eine Nebelwolke und erschien wieder als Gnade Uns. »Vielleicht könnte ich ja als jemand von deiner Größe erscheinen«, sagte sie, an Griesbogen gewandt. »Angenommen, ich versuche es mit einem Schönheitstanz?«
»Was für ein…?« begann Griesbogen.
»Egal!« unterbrach Gloha. »Wir räumen ein, daß eine Dämonin tatsächlich tun kann, was du gerade gesagt hast, wenn sie es nur möchte. Aber wie können wir sichergehen, daß du Veleno auch die Wahrheit sagst? Damit wir nicht moralisch kompromittiert werden?«
»Angenommen, ich tue es gleich hier? So daß ihr zuhören könntet?«
Gloha wechselte einen Blick mit Griesbogen. »Das klingt annehmbar«, meinte sie.
»Abgemacht! Wenn er wieder herkommt, um dich zu quälen, werde ich schon mit ihm handelseinig.«
Gloha war sich ihrer Gefühle nicht ganz
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