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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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stilles Örtchen aufsuchen mußte. »Also gut.«
    »Dann schwört, und ich gewähre euch freien Zutritt zur Burg«, entschied Veleno.
    Gloha schloß die Augen, nahm ihren Mut zusammen und sagte: »Ich leiste dem Besitzer dieser Burg hiermit den Eid der Nicht-Feindseligkeit.« Im selben Augenblick spürte sie, wie sich mehrere Schlingen einer seidenen Kordel um sie legten und sanft zuzogen. Überrascht riß sie die Augen auf, doch es war nichts zu sehen. Sie begriff, daß es sich um die Fesseln des bindenden Eids handeln mußte, die sie zwar unsichtbar, aber unmißverständlich in Beschlag nahmen.
    Auch Griesbogen legte den Eid ab. Dann schloß Veleno die Tür auf. Er überreichte Gloha den Schlüssel. »Laß deine anderen Freunde raus – aber erst, nachdem auch sie den Eid abgeleistet haben. Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um das Essen und die Hochzeitsvorbereitungen.«
    Wieder war Gloha überrascht, als sie den Schlüssel entgegennahm. »Nimm du dieses Tablett«, sagte sie zu Griesbogen, »dann nehme ich das nächste. Nachdem ich Trent und Mark freigelassen habe.«
    »Und ich werde die Hochzeitsvorbereitungen beaufsichtigen«, warf Metria begeistert ein. »Oh, ich werde Xanths schönste Braut abgeben!« Dann verschwand sie.
    Gloha folgte Veleno die Treppe hinunter. Die Ereignisse überschlugen sich beinahe, so daß ihr zu schwindeln drohte. Doch wenigstens sah es jetzt danach aus, als könnten sich die Dinge doch noch zum Besseren wenden.
    »Hier entlang«, sagte Veleno und zeigte in einen Seitengang. Er selbst ging geradeaus weiter.
    Gloha folgte dem Gang und gelangte an eine Zelle. »Du bist freigekommen!« rief Trent erfreut.
    »Nicht ganz. Metria heiratet Veleno. Deshalb gewährt er uns Freizügigkeit innerhalb der Burg, vorausgesetzt, wir leisten einen Eid der Nicht-Feindseligkeit ab. Wir dürfen nicht versuchen, ihm zu schaden oder zu fliehen, bevor nicht eindeutig geklärt ist, daß die Ehe Gültigkeit hat. Griesbogen und ich haben den Eid schon geleistet. Jetzt müßt ihr es auch tun.«
    »Ich bin nicht bereit, diesen Eid zu leisten«, sagte Trent entschlossen.
    »Dann darf ich deine Zelle nicht aufsperren.«
    »Das ist ja interessant. Hast du etwa die Ehre kennengelernt?«
    »Ich habe immer geglaubt, daß ich welche hätte. Aber es spielt auch keine Rolle. Als ich den Eid leistete, haben sich unsichtbare Fesseln um mich gelegt. Es ist ein Zauberbann.«
    »Eine Ehrenschuld«, bestätigte Trent. »Und wenn Metrias Ehe scheitert, was wird dann aus dir?«
    »Dann stehe ich wieder da, wo ich angefangen habe. Ich habe zwar nicht eingewilligt, Veleno zu heiraten, aber wenn die Ehe scheitert, würde er mich wieder einsperren und so lange aushungern, bis ich einwillige. Auch dich und Griesbogen würde er gefangenhalten.«
    »Dennoch hältst du dich an diese Vereinbarung? Trotz dieses Risikos?«
    »Ja. Bist du nun bereit, den Eid zu leisten? Ohne den Eid darf ich dich nicht freilassen.« Sie zögerte. »Bitte, Magier, ich will dich nicht in Gefangenschaft zurücklassen.« Tatsächlich wollte sie ihn überhaupt nicht zurücklassen. Sie erinnerte sich noch, wie Trent ihr seinen Wunsch gestanden hatte, Cynthia Zentaur wieder ihre menschliche Gestalt zurückzugeben, und zwar aus einem Grund, den er gar nicht zu erklären brauchte, wenn man Cynthias Interesse an ihm bedachte. Gloha konnte nicht anders, sie mußte darüber nachdenken, wie es wohl wäre, in eine Menschenfrau verwandelt zu sein, und sei es nur für die Dauer einer Nacht mit ihm. Natürlich hatte der Magier keine Ahnung von ihrem Interesse, und sie würde ihm davon auch keine Mitteilung machen. Sie… wünschte es sich einfach nur.
    »Ich brauche den Eid nicht abzuleisten«, sagte Trent. »Ebensowenig Mark.«
    »O doch, das müßt ihr. Sonst kann ich euch nicht herauslassen.« Der bindende Eid hielt Gloha in seinen Fesseln. Trent lächelte. »Laß es mich dir erklären. Du meinst es zwar gut, aber du bist gerade eben in meine Verwandlungsreichweite geraten. Ich hätte dich mühelos in einen Floh verwandeln können, um danach den Schlüsselring vom Boden aufzuheben. Dann wären wir auch ohne Eid freigekommen.«
    »Oh!« sagte Gloha und trat hastig einen Schritt zurück. Sie wußte, daß er recht hatte. »Warum hast du es dann nicht getan?«
    »Weil ein Teil dessen, was ich in meinem Exil in Mundania gelernt habe, das Gefühl für Ehre war. Seitdem habe ich niemals einen anderen Menschen oder sonst ein Wesen betrogen. Es wäre unehrenhaft gewesen, deine

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