Harpyien-Träume
der dich heiratet, kann es auch innerhalb der Burg tun. Weil diese dann die Betreffende als Herrin akzeptiert.«
»He, das stimmt ja!« sagte Veleno überrascht. »Das hatte ich ganz vergessen. Ich dachte eigentlich, daß es keine Rolle spielt, weil keine Dämonin Interesse daran hatte. Willst du damit sagen, daß du…?«
»Ja. Ich werde dich heiraten, aber um einen Preis.«
»Einen Preis?«
»Laß alle Gefangenen frei. Alle Nymphen und auch die Sterblichen, ebenso das wandelnde Skelett.«
»Ich habe es euch doch schon einmal erklärt: Ich kann die Nymphen nicht freilassen, bevor ich nicht die Richtige gefunden habe.«
Metria überlegte. »Na gut, dann tust du es eben, sobald du dir sicher bist, daß ich die Richtige bin.«
»Sobald ich die Liebe gefunden habe, sind mir die anderen völlig egal. Dann werden sie von selbst frei, und deine Freunde auch.«
»Von selbst?« fragte Gloha.
»Wenn diese Burg sich auflöst.«
»Ach so, der Zauberbann«, meinte Metria. »Ja, das stimmt. Schön, darum brauchen wir uns also keine Sorgen zu machen. Trotzdem müssen wir eine Abmachung treffen. Ich will, daß du jedem was zu essen gibst. Den beiden hier, sowie Trent in der anderen Zelle.«
»Wenn du mich heute abend heiratest, sollen sie auch noch heute abend etwas zu essen bekommen.«
»Abgemacht.«
Gloha räusperte sich.
»Da ist allerdings noch etwas, was ich dir sagen muß«, fügte Metria hinzu. »Du weißt, daß ich eine Dämonin bin. Ich kann in Wirklichkeit niemanden lieben. Aber ich kann so tun als ob – und daß so gut, daß du darauf reinfällst. Vielleicht fällt die Burg ja gleich mit darauf herein.«
Jetzt war es an Veleno, zu überlegen. »Ich glaube, es ist einen Versuch wert. Wenn es nicht funktioniert, wird die Burg sich nicht auflösen. Dann bleiben die Gefangenen hier, und das Koboldmädchen kommt als nächstes an die Reihe, mich zu heiraten.«
»He, damit bin ich aber nicht einverstanden!« protestierte Gloha.
»Das ist auch gar nicht nötig. Ich werde dich und deine Freunde so lange aushungern, bis du es dir anders überlegst.«
»Deine Logik ist unwiderstehlich«, bemerkte Gloha schneidend.
»Also, ran an die Arbeit!« sagte Metria.
»Dann komm mit hinunter ins Brautgemach.«
»Erst mußt du meine Freunde speisen.«
Er seufzte. »Also gut. Ich habe ein Tablett dabei. Ich hole noch ein zweites.«
Metria überlegte es sich anders. »Ich will aber keine schlichte Kammerhochzeit. Ich will eine rauschende Ballnacht.«
»Das dauert aber seine Zeit.«
»Ich habe es nicht eilig.« Metrias Hülle veränderte sich und wurde zu einem prächtigen Hochzeitskleid. »Willst du es nicht wenigstens ein einziges Mal richtig machen?«
»Das würde aber bedeuten, daß wir auch Trauzeugen und diesen ganzen lästigen Kram brauchen.«
»Zeugen sind da. Laß meine Freunde dabeisein. Und die Nymphen auch.«
»Aber dazu müßte ich sie aus ihren Zellen befreien.«
»Die Burg ist doch immer noch sicher, oder nicht?«
»Einer deiner Freund ist Magier. Er könnte einen der anderen in ein Ungeheuer verwandeln, um mich auffressen zu lassen.«
»Sein Einwand ist berechtigt«, warf Griesbogen ein. »Er hat keinen Grund, uns zu vertrauen.«
»Dann laß sie Eide der Nicht-Feindseligkeit schwören«, schlug Metria Veleno vor. »In dieser Burg sind alle Eide bindend, selbst wenn die Leute, die sie leisten, es nicht ehrlich damit meinen.«
»Du hast aber wirklich einiges in Erfahrung gebracht«, bemerkte Veleno anerkennend.
»Natürlich. Die Notarrepublik besteht eigentlich nicht aus dieser Burg, es ist vielmehr eine Art… Situation. Alles, worüber sie wacht, muß wahr sein. Wo immer die Burg sich befindet, stellt sie einen Teil dieser Republik dar und untersteht somit ihren Gesetzen. Deshalb genügen Eide hier auch.«
Veleno musterte erst Gloha, dann Griesbogen. »Würdet ihr den Eid der Nicht-Feindseligkeit leisten? Es würde bedeuten, daß ihr nichts Feindseliges gegen mich unternehmen dürft, zum Beispiel, gegen meine Interessen zu handeln. Das gilt auch für Fluchtversuche.«
Gloha empfand ein eisiges Schauern. »Oh, das gefällt mir aber gar nicht«, murmelte sie.
»Wenigstens brauchst du nicht zu schwören, daß du ihn heiraten wirst«, warf Griesbogen ein. »Du mußt nur schwören, daß du ihm nicht weh tust.«
Gloha erkannte, daß ihr die Freiheit im Innern der Burg sehr viel behaglicher vorkommen dürfte, als in diesem Raum eingesperrt zu bleiben. Unter anderem deshalb, weil sie dringend ein
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