Harpyien-Träume
Inamorata.«
»Verantwortungslose was?«
»Flamme, Geliebte, Liebchen, Mätresse, Nebenfrau, Konkubine…«
»Verlobte?« fragte sie.
»Was auch immer«, stimmte er mürrisch zu.
Metria lief leicht rosa an und wandte den Blick ab. »Danke«, sagte sie schüchtern.
Er stach mit einem rundlichen Finger nach ihrer Nase. »Du stehst im Begriff, zu bekommen, was dir zusteht, du infernalische Belästigung.«
»Hauptsache, ich lerne, was Liebe ist. Das hast du in deinen Klassen nämlich nie unterrichtet, Professor.«
»Ich habe die Liebe zum Wissen unterrichtet! Aber du warst ja unfähig dazu, sie zu erlernen.« Er hielt inne, überlegte. »Aber es besteht kein Zweifel, daß du jetzt etwas dazulernen wirst«, fügte er mit geheimnisvoller Befriedigung hinzu.
Metria verschwand. Fetthuf schüttelte den Kopf. »Sie ist wirklich eine außerordentlich ärgerliche Frau«, grollte er. »Sie denkt ganz und gar nicht wie ein Gelehrter.«
»Aber sie versucht wenigstens, etwas Anständiges zu tun«, meinte Gloha.
»Aus dem falschen Grund.« Beunruhigend richtete er seine Aufmerksamkeit auf Gloha. »Wogegen dein Fall weitaus positiver zu werten ist. Du hast die Freude verdient, die dir bald zuteil werden wird.«
»Freude?« fragte Gloha verständnislos. Doch da wandte der Dämonenprofessor sich schon wieder ab.
»Ich verstehe Dämonen einfach nicht«, bemerkte Griesbogen.
»Metria sagt, daß Fetthuf der einzige ist, den man nicht hereinlegen kann«, antwortet Gloha. »Aber wenn er glauben sollte, daß ich meinen Zukunftsaussichten mit Freude entgegensehe, liegt er völlig daneben.«
Fetthuf stapfte ans Podium, das vorn vor den Bänken aufgebaut war. »Bitte Platz zu nehmen«, sagte er mit einer Stimme, die so eindeutig von Autorität widerhallte, daß die Dachbalken der Burg zu beben begannen. »Die Zeremonie wird gleich beginnen.«
Hastig beeilten sich die Nymphen, sich allerliebst auf den Bänken aufzureihen. Elster erschien wieder vor Gloha. »Als Freunde der Braut müssen Griesbogen und du ganz vorn sitzen.«
»Wir sind eigentlich keine richtigen Freunde«, wandte Gloha ein.
»Um so besser, Liebes. Hier entlang.« Sie führte sie an ihren Platz.
»Um so besser?« flüsterte Griesbogen, nachdem sie sich gesetzt hatten.
»Ich verstehe das alles nicht«, gestand Gloha.
Wieder erschien Elster. »Ach, es tut mir leid – das hatte ich ja ganz vergessen. Du bist die Brautjungfer, Gloha.«
»Ich?« rief Gloha entsetzt. »Ich verstehe doch überhaupt nichts von…«
»Wir Dämonen können keinen direkten Kontakt zu der Burg herstellen, und außerdem muß ein Sterblicher etwas zu dieser Zeremonie beisteuern. Das ist sehr wichtig.«
»Aber Veleno hat doch jeden Tag eine andere Nymphe geheiratet, und das alles ohne so viele Umstände.«
»Ja. Und keine dieser Ehen hat gehalten. Diese hier dagegen wird halten.«
»Tatsächlich?« fragte Gloha, und Hoffnung keimte in ihr auf.
»Wenn alles richtig gemacht wird. Komm.«
Also stand Gloha wieder auf, um Elster zu folgen, deren Urteil sie vertraute. Die Dämonin konnte zwar weder mit Veleno noch mit der Burg in Berührung kommen, doch Gloha konnte sie anfassen. Rasch stellte sie ein geeignetes Brautjungfernkleid her, komplett mit einem süßen kleinen Spitzhut, von dem ein Stück Stoff herabbaumelte. Dann führte sie Gloha vor einen Spiegel.
Da stand ein hübsches Koboldmädchen vor ihr, dessen Flügel hervorragend zu dem Kleid paßten. »Ach, ich wünschte, ich könnte immer so aussehen«, hauchte Gloha.
»Das tust du auch, nämlich für andere«, versicherte Elster. »Die sehen in dir ein engelhaftes kleines Wesen. Aber jetzt mußt du hinausgehen, die Zeremonie fängt bald an.«
»Aber ich weiß doch gar nicht, was ich zu tun habe«, protestierte sie.
»Du mußt einfach nur anwesend sein, um die Zeremonie zu bezeugen. Und du mußt den Blumenstrauß entgegennehmen, während der Ring übergestreift wird.«
»Ist das alles?«
»Das genügt.« Elster drängte sie vorwärts.
Die Zeremonie war bereits im Gange. Von irgendwoher ertönte Orgelmusik, aber es schien keine richtige Orgel zu sein, auf der gespielt wurde. Tatsächlich stellte sich heraus, daß es Mark Knochen war, der seinen Rippen Töne entlockte. Sie waren erstaunlich exakt – Gloha erkannte den Hochzeitsmarsch.
Dann sah sie auch Metria. In einem geradezu dämonisch schönen Brautkleid samt Schleier schritt sie mit einem phänomenalen Blumenstrauß den Mittelgang herunter. Sie schwebte fast – wozu sie
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