Harpyien-Träume
wird, was ihr zusteht«, erinnerte sich Gloha. »Und als ich sagte, daß wir eigentlich nicht Metrias Freunde sind, hat Elster gesagt: ›um so besser‹.«
Trent schüttelte den Kopf. »Merkwürdig. Ich glaube, wir haben wohl noch nicht so recht begriffen, was dieses Ereignis wirklich zu bedeuten hat.«
Schweigend saßen sie anderthalb Weilen da, konnten sich aber nicht aufraffen, sich nach dem anstrengenden Tag zur Ruhe zu begeben.
Metria erschien, gekleidet in ein durchscheinendes Nachthemd, das den darunter befindlichen rosa Hüfthalter und ein Höschen zeigte. »Ach, seid ihr immer noch auf?« fragte sie erstaunt.
»Aus Trägheit«, antwortete Trent. »Und weshalb bist du gekommen?«
»Ich habe Veleno so glücklich gemacht, daß er bewußtlos geworden ist. Er wird ein Weilchen brauchen, bis er sich für die nächste Runde erholt hat. Deshalb habe ich mich hierhergestohlen, um mir eine leckere Pastete zu besorgen.«
»Aber du brauchst doch gar nichts zu essen, Metria«, wandte Gloha ein.
»Es ist auch nicht für mich, sondern für Veleno. Er wird nach der Anstrengung ziemlich hungrig sein.«
Selbst Mark wirkte ein wenig erschüttert. »Du versuchst, ihm etwas Nettes zu tun, obwohl das nicht ausdrücklich zur Abmachung gehört?«
»Na ja, schon …«, sagte die Dämonin verteidigend. »Darf eine Frau ihrem Mann denn nichts Gutes tun, wenn sie möchte?«
»Es scheint fast, als würdest du dir etwas aus ihm machen«, bemerkte Griesbogen.
Metria blickte ihn verblüfft an. »Das muß eine Illusion sein.«
Trent blinzelte sie an. Offensichtlich ging ihm irgend etwas durch den Kopf. »Sag doch mal etwas Gemeines über ihn«, schlug er vor.
Metria sperrte den Mund auf. »Ich… mag aber nicht.«
»Wenn ich es nicht besser wüßte – ich hätte den Verdacht, daß du einen Teil seiner Seele besitzt«, meinte Trent.
»Das ist doch Unfug! Ich versuche lediglich, Veleno für ein paar Stunden glücklich bis zum Delirium zu machen. Das ist eine Sache des handwerklichen Stolzes, mehr nicht.«
»Seit wann hast du denn diese Art von Stolz?« wollte Gloha wissen.
»Seit… ich verheiratet bin«, erwiderte die Dämonin überrascht.
»Diese Zeremonie muß mehr bewirkt haben, als euch nur miteinander zu verheiraten«, sagte Gloha. »Als ich den Eid der Nicht-Feindseligkeit ableistete, habe ich gespürt, wie sich unsichtbare Fesseln um mich legten und mich an meinen Schwur banden. Hast du auch so etwas gespürt?«
»Aber ja«, bestätigte Metria verblüfft. »Ich war allerdings so sehr damit beschäftigt, alles richtig zu machen, daß ich nicht besonders darauf geachtet habe. Immerhin konnte ich dadurch tatsächlich eine Verbindung zur Burg herstellen, um wenigstens so zu tun, als würde ich mit Veleno den Storch rufen.«
»Um so zu tun?« wiederholte Griesbogen.
»Wir Dämonen rufen nie irgendwelche Störche, es sei denn, wir wollen es ausdrücklich«, erklärte Metria. »Wir vollziehen zwar die erforderlichen Bewegungsabläufe und legen damit die Sterblichen herein, aber das ist alles nicht echt. Wer möchte sich auch schon mit einem Säugling belasten, wenn er noch ganz bei Trost ist?«
»Ich«, erwiderte Gloha. »Wenn ich die richtige… die richtige Familie hätte.«
Trent schürzte die Lippen zu einem allermildesten Gesichtsausdruck. »Und hast du nicht die richtige Familie, Metria?«
»Das habe ich nicht gesagt! Veleno ist kein schlechter Mann! An ihm ist nichts verkehrt, was eine gute, liebevolle Frau nicht in Ordnung bringen könnte.«
»Und bist du diese Frau?«
»Natürlich nicht!« Dann blickte sie gequält drein. »Aber… da ist irgendwas. Ich weiß nicht, was.«
»Ist das alles vielleicht wunderbar und schmerzhaft zugleich? Bist du so verwirrt, daß du kaum noch weißt, was du eigentlich fühlst?« wollte Griesbogen wissen.
»Ganz genau!« bestätigte die Dämonin. »Woher weißt du das?«
»Ich glaube, du machst gerade die ersten verwirrten Wehen des Verliebtseins durch«, antwortete er.
»Tue ich das? Aber – aber genau das habe ich doch gesucht!«
»Und jetzt ist es doch nicht das, was du erwartet hast?« fragte Gloha interessiert.
»Nein. Ich weiß zwar nicht genau, was ich erwartet habe, aber das hier jedenfalls nicht. Es… ich weiß noch nicht so recht, ob es mir gefällt.«
»Die Liebe fragt nicht unbedingt danach, ob sie dir gefällt«, versetzte Trent traurig. »Sie kann dir auch gewaltiges Leid bescheren. Trotzdem würde man sie gegen keine andere Erfahrung eintauschen.
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