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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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ja auch durchaus fähig war, wenn sie wollte. Die nackten Nymphen stießen einmütig ein »Oooooh!« aus und wünschten sich offenbar, daß sie sich ebenfalls so kleiden könnten.
    Veleno wartete ein Stück weiter vorn. In seinem dunklen, förmlichen Anzug wirkte er beinahe anziehend.
    Sie trafen aufeinander – und dann war auch schon Professor Fetthuf da, der als nächstes Worte von solcher Feierlichkeit und Gewichtigkeit sprach, daß Gloha sich wünschte, sich ihr Leben lang daran zu erinnern.
    Es folgte eine Pause. »Der Ring.«
    Trent kam von der anderen Seite herbei. Auch er trug einen schmucken Anzug. Er überreichte eine kleine Schachtel. Gloha begriff, daß der Ring aus demselben Stoff sein mußte wie die Burg; deshalb konnten die Dämonen ihn nicht überreichen. Trent spielte demnach den Trauzeugen. Gloha fragte sich, ob dies nicht eine Übertreibung der Nicht-Feindseligkeit war. Aber warum eigentlich nicht? sagte sie sich dann. Sollte die Ehe tatsächlich halten, würden sie dadurch alle ohne jede Gewaltanwendung oder Täuschung die Freiheit wiedererlangen.
    Veleno nahm den Ring aus der Schachtel. Metria suchte nach einer Gelegenheit, ihren Blumenstrauß abzulegen. Schnell trat Gloha auf sie zu, um den Strauß entgegenzunehmen. Doch kaum berührte sie ihn, verdampfte er zu einer Rauchwolke. Ach ja – der Strauß war ja gar nicht wirklich; die Dämonin hatte ihn nur aus ihrer eigenen Substanz geformt, um die Wirkung zu unterstreichen! Und dennoch – damit der Schein gewahrt blieb, bedurfte es jemandes, der den Strauß an diesem Punkt der Zeremonie in Empfang nahm.
    Nun kam der kritische Teil. Veleno nahm den Ring und Metria hob die linke Hand. Würde der Ring passen, oder würde er durch ihre Substanz hindurchdringen wie alle anderen Gegenstände der Burg?
    Der Ring blieb haften. Metria hob triumphierend die Hand und zeigte ihn herum. Für die Burg war sie wirklich geworden.
    »… Mann und Frau«, hörte Gloha den Professor sagen.
    Dann nahm Veleno Metria in die Arme und küßte sie. Seine Hände fuhren nicht durch sie hindurch, ebensowenig seine Lippen. Auch für ihn war Metria also wirklich geworden!
    Zufrieden verschwand Professor Fetthuf mit großem Pomp. Elster und Dara folgten ihm, wenngleich etwas bescheidener. Sie hatten erreicht, wozu sie gekommen waren.
    Nun wich die Szene dem Hochzeitsfest. Die Nymphen brauchten zwar nicht zu essen, knabberten aber dennoch an den gemischten Pasteten. Gloha, Trent und Griesbogen hatten bereits gegessen, taten es ihnen aber gleich. In der Zwischenzeit verschwanden Bräutigam und Braut in der Brautkammer, um die Ehe zu vollziehen, wo Metria ihren Veleno für die ungefähre Dauer einer Stunde glücklich bis zum Delirium machen würde. Gloha wußte, daß dies nichts zu bedeuten hatte; wichtig war vielmehr, daß die Braut feststofflich blieb und am nächsten Morgen noch ihr Erinnerungsvermögen besaß. Vorher wurde niemand von ihnen freigelassen. So lautete nun mal die Abmachung.
    In der Zwischenzeit blieb es den anderen überlassen, aufzuräumen. Sie machten sich gemeinsam ans Werk und versetzten die Burg wieder in ihren früheren Zustand, allerdings mit einer Ausnahme: Die Dekoration ließen sie hängen. Warum sollte es am nächsten Tag nicht auch noch festlich aussehen?
    Endlich war alles vorbei. Die Nymphen zogen sich zum Schlafen in ihre Zellen zurück, wo sie sich am behaglichsten fühlten. Am Morgen würden sie sich an nichts mehr erinnern. Doch ihre Zellen würden nicht länger zugesperrt sein, so daß sie herauskommen und sich vergnügen konnten, wenngleich es hier keine Faune gab.
    Trent, Mark, Griesbogen und Gloha saßen am Küchentisch und ruhten sich aus. Schon bald würden auch sie sich zum Schlafen in ihre Zellen zurückziehen, doch würden sie diesmal Kissen mitnehmen, um es bequemer zu haben. Alles hing vom Verlauf des Morgens ab. »Glaubst du, es wird funktionieren?« fragte Trent.
    »Ach, ich hoffe es sehr!« erwiderte Gloha voller Inbrunst. »Die Dämonen schienen es jedenfalls zu glauben.«
    »Wie ich gehört habe, irrt der Dämonenprofessor sich nie«, bemerkte Mark.
    »Es ist merkwürdig, daß er persönlich gekommen ist, um die Zeremonie zu leiten«, warf Griesbogen ein. »Wenn man bedenkt, daß er keinerlei Respekt für Metria hegt.«
    »Seine Einstellung ist wirklich seltsam«, stimmte Mark ihm zu. »Es schien fast, als glaubte er, daß es Metria gar nicht gefallen würde, verheiratet zu sein.«
    »Er hat gemeint, daß sie nun bekommen

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