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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie Gloha auch wir k lich der Erfüllung ihres Herzenswunsches entgegen? Sie hatte i m mer noch keine Ahnung, wie sie den Mann jedweder Träume, die sie haben mochte, finden sollte – vorausgesetzt, es gab ihn übe r haupt. Wenn der Gute Magier doch nur ihre Frage beantwortet hätte, statt sie einfach wegzuschicken, ohne ihr zuzuhören! Statt sie auf diese wilde Jagd nach seinem zweiten Sohn zu schicken, der möglicherweise gar nicht existierte.

3
Versöhnungen
    Sie hatten ihre Pasteten kaum verzehrt, als sie die Kuppelstadt der Fluchungeheuer erreichten. Merkwürdigerweise hatte Sherlock sie als ›Fluchfreunde‹ bezeichnet; vielleicht hatte er sich auch nur ve r sprochen. Doch zwischen See und Stadt lag ein großer Strudel. Ein sehr großer.
    Schnellschlamm hielt direkt darauf zu. »Da werden wir doch wohl nicht hineingleiten, oder?« fragte Gloha mit einem kleinen Anflug von Zaghaftigkeit.
    »Ach, richtig, du warst ja noch nie hier«, warf Tandy ein. »Das ist der Zugang zur Unterwelt. Jedenfalls einer der Zugänge, aber an den anderen lauern Kobolde. Mach dir keine Sorgen.«
    Gloha tat ihr Bestes, sich keine Sorgen zu machen, als Schnel l schlamm vom Strudel erfaßt wurde und in einer immer dichter werdenden Spirale in der Tiefe verschwand. Das Mittelloch ragte riesig heraus. Dann kippten sie auch schon hinein und wurden auf dem Weg nach unten immer wieder herumgewirbelt.
    Ein Aufprall, ein Platscher, dann hörte das gräßliche Strudeln auf. Gloha schlug die Augen auf, die sie fest zusammengepreßt hatte.
    Sie befanden sich in einer dunklen Höhle, wo sie auf einem dü s teren See dahintrieben.
    »Was ist passiert?« fragte Gloha zweifelnd.
    »Wir sind am Fuß des Strudels gelandet«, erklärte Tandy. »Von hier aus können wir beinahe schnurstracks zu den Gemächern meiner Mutter segeln.«
    Das war Gloha eine Erleichterung. Hätte sie vorher geahnt, wie diese Reise verlaufen würde, hätte sie wahrscheinlich gezögert, sich auf den Weg zu machen. Doch die anderen schienen sich keine Sorgen zu machen, und so stopfte Gloha ihren erschrockenen kleinen Magen wieder an Ort und Stelle zurück und tat, als wäre sie's zufrieden.
    Nach einer zeitlosen Zeit – denn es gab hier keine Sonne, nur ein mattes Leuchten im Wasser und an den Felswänden – erreichten sie eine Landestelle. Eine ungewöhnliche Frau trat aus einer Tür. Sie trug ein Kleid, das mit so vielen leuchtenden Edelsteinen b e setzt war, daß um sie herum alles dreieinhalbmal heller erstrahlte. »Ach, da seid ihr ja!« rief sie. »Aber wer ist das?«
    »Mutter, das ist Gloha. Sie ist gekommen, um Crombie zu spr e chen«, erklärte Tandy. »Gloha, das ist Juwel, die Nymphe.«
    Sie sah tatsächlich wie eine Nymphe aus und hatte eine wunde r volle Figur. Bis auf eins – sie war alt. Gloha hatte noch nie von einer alten Nymphe gehört.
    »Juwel war zeitlos, bis sie sich in Crombie verliebte und ihn he i ratete«, erklärte Bink ihr. Die Art, wie er mit der Nymphe umging, hatte etwas Distanziertes an sich, was Gloha normalerweise ve r wundert hätte, hätte sie Zeit dazu gehabt, darüber nachzudenken; doch im Augenblick lernte sie viel zu viele neue Leute kennen. »Da fing sie an zu altern, genau wie Sterbliche. Wir nennen sie immer noch Juwel die Nymphe, aber in Wirklichkeit ist sie gar keine Nymphe mehr und wird schon bald an unserer Verblassungsparty teilnehmen.«
    Aha. Gloha verstand zwar nicht, nahm die Dinge aber so hin, wie sie zu sein schienen und lächelte, obwohl sie sich halbwegs sicher war, daß die Dinge ganz und gar nicht so waren, wie sie schienen. Was hatte es zum Beispiel mit Binks Verhalten gege n über Juwel auf sich?
    »Ihr seid gerade noch rechtzeitig gekommen«, sagte Juwel. »Crombie ist fast schon verblaßt.«
    »Wir sind aufgehalten worden«, erwiderte Iris ein wenig säue r lich. Gloha empfand wieder Schuldgefühle, weil ihr einfiel, daß es beim letzten Mal daran gelegen hatte, daß Bink versuchte, ihr von seinem Talent zu erzählen. Natürlich war das nicht eigentlich ihre Schuld gewesen; dennoch fühlte sie sich irgendwie schuldig.
    »Gloha muß unbedingt mit meinem Vater sprechen, bevor er noch weiter verblaßt«, erklärte Tandy. »Sie ist jung und hat den größten Teil ihres Lebens noch vor sich.«
    »Wie hübsch«, meinte Juwel. Sie führte die Besucher in ein Schlafzimmer.
    Dort lag, inmitten aufgetürmter Decken und Kissen, ein schrec k lich verhutzelter uralter Mann. Gloha wußte nicht genau, was es mit dem Verblassen

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