Harpyien-Träume
sich sofort in sie verliebt, obwohl er bereits verheiratet war. Nach und nach hat sie seine Liebe erw i dert, doch ich bin ja kein Dummkopf, da hab' ich ihr einen Liebe s trank gebracht, und danach hat sie mich auch geliebt. Natürlich hat es immer noch eine Weile gedauert, bis ihre Liebe zu Bink verblaßt war… falls das jemals geschehen sein sollte, denn diese Liebe war ja echt.«
Das also erklärte Binks seltsames Verhalten gegenüber Juwel. Bink hatte sie einst geliebt, und sie ihn. Das war die traurige Eri n nerung daran, was zwischen ihnen hätte sein können. Wie roma n tisch!
»Hat es dir denn nichts ausgemacht, daß Juwels Liebe zu Bink natürlich war, während ihre Liebe zu dir magischen Ursprung ha t te?«
»Nein, ich wußte ja um die Situation. Ich wollte lediglich, daß sie mir eine gute Frau war, und das ist sie auch gewesen.«
So hatte Crombie also sein Leben selbst gestaltet, und das war in Ordnung. Glücklicherweise war seine Tochter Tandy eine Hal b nymphe, weshalb er sie überhaupt ausstehen konnte. Aber Cro m bie hatte nie einen Grund dafür gesehen, seine Verbindung zu dem Guten Magier bekannt werden zu lassen. Schließlich hatte Humfrey ihm auch nie die geringste Zuneigung entgegengebracht.
Gloha erfuhr die faszinierende Ahnung einer weiteren kleinen Intuition. »Aber mal angenommen, Humfrey würde dir nun doch seine Zuneigung zeigen?« fragte sie. »Es weiß ja jeder, daß er nicht im Traum daran dächte, menschliche Gefühle einzugestehen – aber nur mal angenommen, er würde eine Andeutung fallen lassen, daß er sich an dich erinnert und gern wüßte, wie es dir geht? Wäre es dir dann recht, als sein zweiter Sohn offenbart zu werden?«
Crombie dachte einen Augenblick darüber nach und schien g e gen die Vorstellung anzukämpfen, doch deren Anziehungskraft war viel zu groß für seinen matten, greisen Widerstand, und so mußte er schließlich einräumen, daß es ihm recht wäre. Allerdings wisse er ja, daß Humfrey von sich aus nie so etwas andeuten wü r de; deshalb spiele es auch keine Rolle. Nun würde er eben in Fri e den mit seinen Freunden verblassen, und alles wäre vergessen.
»Aber du hast doch gesagt, daß Trent und Iris diejenigen waren, die die Aufmerksamkeit deines Vaters von dir abgelenkt haben«, wandte Gloha ein. »Trotzdem bist du mit ihnen befreundet?«
»Sie wußten ja nicht, wie das war«, versetzte Crombie, und seine Stimme klang plötzlich schon kräftiger. »Sie glauben, daß es i r gendeinen anderen Grund dafür gab… beispielsweise die Däm o nin. Deshalb haben sie es hingenommen und niemandem davon erzählt. Und ich habe ja auch jahrelang für sie gearbeitet, als Trent König war – und er war ein guter Arbeitgeber. Deshalb möchte ich sie nicht in Verlegenheit bringen, indem ich es bekannt werden lasse.«
»Und deine Tochter Tandy weiß es auch nicht?«
»Sie weiß es auch nicht. Ebensowenig Juwel. Und so soll es auch bleiben. Nach der Verblassungsparty spielt es sowieso keine Rolle mehr.«
»Na ja, vielleicht muß diese Party eben verschoben werden.«
Die greise Gestalt entwickelte einen Anschein von Lebhaftigkeit. »Verschoben! Ich werde den Tag nicht mehr überdauern!«
»Aber du hast doch auf Trent als denjenigen gedeutet, der mir helfen wird, meinen idealen Mann zu finden. Also wird er mir auch beim Suchen helfen müssen. Folglich kann er jetzt nicht an deiner Party teilnehmen. Möchtest du nicht lieber warten, bis er wieder Zeit hat?«
»Du richtest typisch weibliches Unheil an!« rief Crombie, wobei seine alten Knochen vor Anstrengung klapperten.
»Na ja, das ist eben meine Natur«, erwiderte Gloha mit einem goldenen kleinen Grinsen. »Ich glaube, Humfrey vermißt dich und möchte als dein Vater anerkannt werden. Aber das geht nur, wenn du einverstanden bist. Er kann ja nicht einmal zugeben, daß er es möchte, weil er deine Ablehnung fürchten muß. Deshalb hat er mich zu dir geschickt, in der Hoffnung, daß ich dich erweiche. Ich wette, wenn du auch nur einmal zustimmend nicken würdest, wäre er sofort hier, um Wiedergutmachung zu leisten.«
»Niemals!« sagte Crombie mit einem Ausdruck, der durchaus als Heftigkeit hätte durchgehen können.
»Wirklich nicht?«
»Niemals! Der Gute Magier wird niemals zugeben, daß er in se i nem ganzen langen Leben auch nur einen Fehler gemacht hat.«
Gloha hatte einen leisen Anflug von Zweifel. Also unterdrückte sie ihn, bevor er größer wurde. »Na ja, das können wir ja mal ü berprüfen. Nick
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