Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
auf sich hatte, aber wenn dies hier die Folge davon sein sollte, gefiel es ihr nicht besonders. Crombie schien fast schon eingeschlafen zu sein, so wie er auf dem Rücken lag und mit ausdruckslosen Augen an die Decke starrte.
    Aber sie mußte nun einmal mit ihm reden und hoffte inständig, daß er ihr helfen konnte.
    »Herr Crombie, der Gute Magier Humfrey hat mir gesagt, ich soll mit seinem zweiten Sohn reden, aber ich weiß nicht, wo der ist, oder wer es überhaupt ist, und meine Tante Goldi meint, vie l leicht wüßte Krach Oger es, aber der war nicht zu Hause, und da hat Tandy gedacht, vielleicht weißt du es oder kannst mir wenig s tens die Richtung zeigen«, sprudelte sie hervor und atmete tief durch.
    Die zerbrechliche Gestalt rührte sich leicht. Der welke alte Mund öffnete sich. »Kann… nicht«, hauchte er.
    Gloha wußte nicht, was sie sagen sollte. Crombie war fast schon zu ihrer letzten Hoffnung geworden – und nun dies. Sie brach in Tränen aus.
    Die Gestalt rührte sich wieder. »Frag… anders«, hauchte sie.
    Inmitten ihrer Niedergeschlagenheit bildete sich ein Gedanke aus. Anders fragen? Wenn Crombie auf alles zeigen konnte – oder auf fast alles –, warum ihn dann nicht fragen, wo ihr idealer Mann war? Wenn Crombie in die Richtung zeigen könnte, wo der sich befand, würde Gloha gar nicht mehr mit Humfreys zweitem Sohn sprechen müssen.
    »Wo ist mein idealer Mann?« fragte sie.
    Ein Arm rührte sich. Er fiel zwar seitlich schlaff vom Bett, zeigte aber eindeutig in eine bestimmte Richtung. Gloha prägte es sich sorgfältig ein – jetzt hatte sie zumindest eine Antwort!
    Aber sie brauchte mehr. »Gibt es irgend etwas, das mir bei me i ner Suche helfen kann?« fragte sie.
    Der Arm bewegte sich wieder. Diesmal zeigte er auf König Em e ritus Trent.
    »Der Magier Trent kann mir helfen?« fragte Gloha erschreckt. »Aber der ist doch…« Sie bremste sich selbst, bevor sie die schäb i ge kleine Wahrheit von sich gab, daß er doch viel zu alt und ve r kalkt war, um mehr durchzustehen als seine Teilnahme an der Verblassungsparty, die ihn vielleicht auch schon überfordern wü r de. »Hat doch andere Verpflichtungen«, schloß sie.
    Trent wirkte selbst überrascht. »Er muß auf irgend etwas zeigen, das hinter mir liegt«, meinte er.
    »Beispielsweise auf die Wand«, warf Iris mit einem halben L ä cheln ein. »Ich bin sicher, die ist ihr eine große Hilfe.«
    »Irgend etwas jenseits der Wand«, versetzte Trent mit der anderen Hälfte des Lächelns. »Genau wie vorhin, als er auf Glohas idealen Mann gezeigt hat.«
    »Vielleicht hat er die Fragen ja nur vertauscht, und in Wirklic h keit bist du ihr idealer Mann«, sagte Iris mit einem Viertellächeln.
    Trent lachte. »Welch ein reizvoller Gedanke! Aber ich glaube, sie sucht eher jemanden, der ungefähr sechsundsiebzig Jahre jünger ist als ich. Ich gehe mal ein Stück beiseite, dann kann Crombie noch mal zeigen.« Er ließ sich neben Crombies Kopf auf einem Kissen nieder.
    Gloha war erleichtert, Gelegenheit zu bekommen, die Verwi r rung aufzuhellen. »Herr Crombie, könntest du bitte noch einmal auf wen oder was auch immer zeigen, der oder das mir bei meiner Suche nach dem idealen Mann helfen kann?«
    Der verhutzelte Arm erzitterte und setzte sich wieder in Bew e gung. Der knorrige Zeigefinger deutete an dem verfallenen Kopf vorbei. Wieder direkt auf Trent.
    Gloha war bestürzt und fasziniert zugleich. Offensichtlich fun k tionierte Crombies Talent, denn der alte Mann sah nicht einmal hin und hätte gar nicht wissen können, wo Trent sich nun befand. Aber wie sollte ihr der steinalte verkalkte König Emeritus Trent helfen? Irgend etwas mußte hier durcheinander geraten sein.
    Gloha hatte viermal um Anweisung gebeten: wegen Humfreys zweitem Sohn, wegen ihrem idealen Mann und wegen etwas, das ihr bei der Suche helfen würde – letzteres gleich zweimal. Die erste Frage hatte Crombie nicht durch Deuten beantworten können, bei den anderen beiden dagegen schien er sich ziemlich sicher zu sein. Die Verwirrung lag also eher bei der ersten als bei der letzten Fr a ge. Merkwürdig, daß er da versagt hatte. Sollte das etwa heißen, daß der zweite Sohn Humfreys tot war? Warum hatte Humfrey sie dann aufgefordert, ihn zu fragen? Sollte sie etwa seinen Geist au s findig machen? Das war nicht besonders wahrscheinlich; denn Geister beantworteten ausgesprochen selten irgendwelche Fragen.
    Da ereilte Gloha eine weitere erstaunliche kleine Intuition. Doch die würde

Weitere Kostenlose Bücher