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Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus

Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus

Titel: Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Lauren Bacall.
    „Ja. Ich habe im Betrieb angehalten. Aber er hatte kaum Zeit. Wir gehen heute Abend aus.“ Hätte ich Antennen gehabt, sie hätten in Mutters Richtung gezeigt. Etwas war im Anzug. „Wie geht es John?“, fragte ich.
    „Gut“, sagte sie zärtlich. „Er hat einen Garten angelegt.“
    „Im Hinterhof?“
    „Ja, hast du was dagegen?“
    „Nein, nein“, sagte ich eilig. Wenn ich je daran gezweifelt hätte, dass Mutter ihren frisch angetrauten zweiten Gatten über alles liebte, wusste ich es jetzt besser. Ich hätte mir in einer Million Jahren nicht vorstellen können, dass meine Mutter jemandem gestatten würde, ihren gepflegten Hinterhof umzugraben, um Tomaten anzupflanzen.
    Ich legte kopfschüttelnd auf, beschloss, Madeleine an diesem Tag nicht mehr vom Tierarzt abzuholen, und trug meine Tasche nach oben, um beglückt in meinem eigenen Schlafzimmer auszupacken.
     

     
    Ich duschte mir die Reise in einen anderen Staat ab. Ich trocknete mir die Haare. Ich machte ein Nickerchen. Nachdem ich aufgestanden war, ging ich in den Keller, um eine Wäscheladung in die Waschmaschine zu stecken. Die Nachbarin, die meine Post gesammelt hatte, brachte sie vorbei. Ich dankte ihr, und sie ging wieder. Ich stand am Küchentresen und blätterte den schlecht sortierten Papierkram durch. Plötzlich ließ ich all die Werbung von neuen Urlaubsorten und all die Lottoangebote durch meine Finger in einem Haufen auf das beige Laminat fallen.
    Möglicherweise war ich nur müde oder außer Tritt … ich wusste es auch nicht. Plötzlich fragte ich mich: Warum heiratete ich Martin? Es gab Lücken in seiner Vergangenheit. Es steckte mehr hinter ihm, als es den Anschein hatte. Es gab Augenblicke, da zeigte er sich als Mann mit beunruhigenden Talenten. Er konnte grob, kalt und hart sein.
    Aber nicht zu mir.
    Ich verhielt mich melodramatisch, abgeschmackt. Ich zuckte physisch und mental die Achseln, schüttelte die dramatischen Vorstellungen ab, denen ich mich hingegeben hatte. Ich klang wie eine Heldin aus diesen Liebesromanen, diese Mädels, die mit ihren Vaginen denken. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie Martin und ich für eines dieser Titelbilder posierten, wie mir das Mieder kunstvoll von den Schultern glitt und wie sein geschnürtes Rüschenhemd an strategisch wohlplatzierten Stellen zerrissen war. Um das Bild zu vervollständigen, fügte ich meine Lieblingsbrille mit dem leuchtend roten Rand und Martins halbmondförmige Lesebrille hinzu. Ich lachte. Als ich Make-up aufgetragen und ein Kleid ausgewählt hatte, das Martin mir mit dem Versprechen gekauft hatte, dass ich es nur für ihn und niemanden sonst tragen würde, fühlte ich mich besser.
    Eigentlich hatte er gesagt: „Trag das nie, wenn du nicht mit mir zusammen bist, weil du so gut darin aussiehst, dass ich fürchten muss, jemand würde versuchen, dich wegzulocken.“
    Vielleicht war das der Grund, warum ich Martin heiratete.
     

     
    Er kam pünktlich um neunzehn Uhr. Ich hatte die Urkunde in meiner Handtasche. Ich war entschlossen, dass wir uns nicht von unseren Hormonen überwältigen lassen, sondern es wirklich bis ins Restaurant schaffen würden, denn in meinem Kopf spielte sich der Film ab, in dem wir die Geschenke im Restaurant austauschten, den ich nicht wieder loswurde. Ich fand, wir hätten bis zur Generalprobe warten sollen, aber ich wusste, dass ich das Geheimnis nicht bis dahin bewahren konnte, nicht einmal für nur kurze drei Wochen.
    Wir gingen ins Carriage House, weil es der extravaganteste Ort in Lawrenceton und unsere Wiedervereinigung eine extravagante Angelegenheit war.
    Wir bestellten die Weine und dann unser Essen.
    „Es ist zwar etwas früh dafür, Roe …“ Martin griff über den Tisch nach meiner Hand. „Aber ich habe dein Geschenk, und ich will es dir heute geben.“
    „Ich habe deins auch“, sagte ich. Wir lachten ein wenig. Wir waren beide wegen des Austausches nervös. Ich nahm an, dass er mir ein Diamantarmband oder ein neues Auto – etwas Teures und Wundervolles – gekauft hatte, aber ich hatte nie mit einer richtigen Überraschung gerechnet. Er griff in seinen Mantel und zog einen juristischen Umschlag hervor.
    Hatte er sein Testament geändert? Oh, wie romantisch. Ich löste meine Hand aus seiner und nahm den Umschlag, während ich versuchte, mein Mienenspiel zu kontrollieren, damit er die Enttäuschung darin nicht las. Ich ließ das steife Papier herausgleiten, entfaltete es und begann, es zu lesen, wobei es mir Mühe

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