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Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus

Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus

Titel: Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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hat. Wir könnten mal fragen.“
    Das Bauernhaus war groß und zerfallen. Es war einmal weiß gewesen. Jetzt blätterte die Farbe ab, und die Fensterläden hingen herunter. Es war zweistöckig, alltäglich, klotzig. Die Scheune rechts davon und ein paar hundert Meter dahinter war in noch schlimmerem Zustand. Ganz klar lebten darin schon lange keine Tiere mehr. Ein rostiger Trecker stand schief in einem Feld aus Unkraut und Schlamm.
    Ein großer, ärmlicher Mann trat durch die quietschende Fliegengittertür. Er trug sein Gebiss nicht und stützte sich schwer auf seinen Stock. Aber er war rasiert, und sein Overall war sauber.
    „Guten Morgen, Mr. Flocken!“, sagte Mary Anne. „Diese Dame sucht nach einem Bauernhof und wollte wissen, ob Sie sich mal Ihren ansehen darf.“
    Joseph Flocken schwieg lange. Er sah mich argwöhnisch an.
    Ich erwiderte seinen Blick und versuchte, so arglos wie möglich zu wirken.
    „Ich vertrete die Arbeiter des Herren“, sagte ich, während ich es mir in dem Augenblick ausdachte. „Wir möchten einen Hof in dieser Gegend kaufen, der Arbeit nötig hat, einen abgeschiedenen, den wir renovieren können. Wenn die Arbeit erledigt ist, werden wir die Säle, die wir bauen, als Unterkunft für unsere Mitglieder verwenden.“
    „Warum diesen Hof?“, fragte er, womit er zum ersten Mal etwas sagte.
    Mrs. Bishop sah mich an. Ja, warum eigentlich?
    „Er hat nicht nur die Eigenschaften, die mir meine Kirche vorgibt“, sagte ich überzeugt und betete um Vergebung, „sondern Gott hat mich hergeführt.“
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Mary Anne skeptisch die Unordnung aus Schlamm und Unkraut beäugte. Vielleicht dachte sie, Gott habe wohl etwas gegen mich.
    „Dann sehen Sie sich um“, sagte Flocken schroff. „Kommen Sie danach rein und sehen Sie sich das Haus an.“
    Draußen gab es nicht viel, was man sich ansehen konnte, also sprachen wir murmelnd über die Fläche und Wegerecht und Brunnen und gingen dann rein.
    Martins Zuhause in der Kindheit.
    Ich hielt es Flocken zugute, dass er versuchte, die Küche, das untere Bad und sein Schlafzimmer sauber zu halten. Darüber hinaus hatte er sich keine Mühe gegeben, und wenn ich mir ansah, wie qualvoll es für ihn war, sich zu bewegen, konnte ich ihm keine Vorwürfe machen. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie Martin als Kind aus dieser Küchentür gerannt kam, um zu spielen, oder die Treppe in den ersten Stock hochlief, um ins Bett zu gehen, aber ich konnte es nicht. Trotz des gewaltigen Unterschieds, den liebende Eltern gemacht hätten, konnte ich mir diesen Ort nicht anders vorstellen als einsam und freudlos. Mein Wunsch, wieder zu verschwinden, war so groß, dass ich im Gespräch ganz zerstreut war. Flocken genoss offenbar die Einzelheiten über die harte Knochenarbeit, die die Kirchenmitglieder leisten müssten, um ihre Unterkünfte zu bauen, also schaffte ich es, ein paar Hinweise auf die strengen Arbeitsgepflogenheiten einzuflechten, die meine Kirche verlangte und förderte. Er nickte zustimmend mit dem grauen Kopf. Dieser Mann wollte nicht, dass jemand etwas umsonst bekam oder es einfach hatte.
    Er und Mary Anne begannen, über den Verkaufspreis zu verhandeln, und ich erkannte plötzlich, dass ich gewonnen hatte. Er brauchte nur jemanden, der fragte, jemanden, von dem er überzeugt war, dass Barby und Martin ihm den Hof nicht gegeben hätten.
    Ich wollte weg.
    Ich beugte mich vor und sah ihm in die bösen, alten Augen.
    „Ich gebe Ihnen so viel und nicht mehr“, sagte ich und nannte ihm eine Summe.
    Mrs. Bishop sagte: „Das ist ein fairer Preis.“
    Flocken sagte: „Er ist mehr wert.“
    „Nein, ist er nicht“, blaffte ich.
    Er schien verblüfft. „Sie sind ein geiziges kleines Ding“, sagte er dann. „Na gut. Ich glaube nicht, dass ich noch einen Winter hier aushalte, und meine Schwester hat in Cleveland noch ein Schlafzimmer frei, das ich haben kann.“
    So einfach war es.
    Ich schüttelte ihm widerwillig die Hand, aber es musste sein.

KAPITEL ZWEI
     
     
     
    Der Handel kam schnell zustande, da ich kein Darlehen beantragen musste. Ich hatte gedacht, ich müsste viel über die Post abwickeln oder vielleicht noch einmal hinfahren, aber zu meiner Erleichterung war das nicht nötig. Das Nötigste war nach drei Tagen erledigt. Als ich meinen Mietwagen zurück zum Flughafen von Pittsburgh fuhr, hatte ich den Buchladen noch zweimal besucht, hatte in jedem Restaurant der Stadt gegessen und Cindy’s Flowers absolut gemieden. Wenn

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