Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus
bestimmten Grund will, und Joseph Flocken wird ihn mir nicht verkaufen, wenn er weiß, dass ich ihn Martin geben werde.“
„Sie haben recht. Ich werde Ihnen sagen, was Sie tun müssen. Aber dann gebe ich Ihnen einen Rat. Sie sind viel jünger als ich.“ Sie seufzte.
„Es ist eine gute Idee, den Hof zu kaufen“, begann sie. „Er hat es immer gehasst, dass er jemand anderem gehört, der ihn verkommen lässt. Aber Joseph hatte es immer besonders auf Martin abgesehen, auch wenn er Barby ebenfalls nicht sonderlich mochte. Ich übrigens auch nicht. Einer der Nachteile, mit Martin verheiratet zu sein, ist, dass man Barby als Schwägerin bekommt … entschuldigen Sie, ich hatte mir versprochen, nicht zickig zu werden. Barby hatte es schwer als Teenager. Der Grund, warum es zwischen den Kindern und Flocken so böses Blut gibt – Martin wird Ihnen das nie erzählen, Barby hat es mir gesagt –, ist, dass Barby mit sechzehn schwanger wurde, und als Flocken das herausfand, ist er vor der ganzen Gemeinde aufgestanden – sie gehörte nicht der Hauptströmung an, sondern war eine von diesen kleinen Sekten – kein Sex vor der Ehe und so – und hat allen in der Kirche davon erzählt, während Barby dort saß, und hat sie um ihren Rat gebeten – also kam sie in eines dieser Heime, hat ein Schuljahr verpasst, ihr Kind bekommen und es zur Adoption freigegeben, und dem Jungen, der der Vater war, ist nie etwas geschehen, natürlich nicht, er ist nur in der Stadt rumgelaufen und hat jedem erzählt, was für eine Schlampe sie war und was für ein Hengst er wäre. Also hat Martin ihn verprügelt und Mr. Flocken ein Veilchen verpasst.“
Was für eine furchtbare Geschichte. Ich versuchte, mir vorzustellen, so in aller Öffentlichkeit angeprangert zu werden, und schauderte bei dem Gedanken.
„Also, der Hof liegt südlich der Stadt an der Route 8, und Sie können das Haus von der Straße aus nicht sehen, aber es gibt beim Tor einen Briefkasten, auf der Name Flocken steht.“
Ich schrieb die Wegbeschreibung auf den kleinen Notizblock, den das Motel in der Schublade unter dem Telefon zur Verfügung stellte. „Danke“, sagte ich und machte mich für den Rat bereit.
„Martin hat viele gute Eigenschaften“, sagte sie plötzlich.
Sie teilte mir die guten Nachrichten vor den schlechten mit.
„Aber Sie wissen nicht alles über ihn“, fuhr sie zögernd fort.
Das hatte ich längst geahnt.
„Ich will es von ihm hören“, sagte ich.
Das ließ sie innehalten, und ich konnte nicht glauben, dass es aus meinem Mund gekommen war. „Erzählen Sie es mir nicht“, sagte ich. „Er muss es tun.“
„Das wird er nie“, sagte sie mit ruhiger Überzeugung. Dann verzog sich ihr Mund. „Ich will nicht gemein sein, und ich wünsche Ihnen nur Gutes – glaube ich. Er war nie schlecht zu mir. Er hat mir nur einfach nie alles erzählt.“
Ich beobachtete, wie sie in eine Ecke des Raumes starrte, ihre Kräfte sammelte, es bereute, ihren Gefühlen freien Lauf gelassen zu haben. Dann stand sie auf und ging.
Ich musste mich zusammenreißen, nicht aufzustehen und ihr nachzurennen.
Am nächsten Morgen traf ich Mary Anne Bishop in ihrem Büro. Mein Geist war hellwach. Ich fragte sie, welche Höfe wir uns ansehen würden, las die Liste durch und bat sie, mir den Hof an der Route 8 zuerst zu zeigen. Sie wirkte ein wenig überrascht, nickte aber, und wir fuhren los. Ich sah mir aufmerksam jeden Briefkasten an, an dem wir vorbeikamen, entdeckte einen mit dem Namen „Flocken“, kurz bevor wir den Hof erreichten, den wir uns ansehen wollten, und hielt die Besichtigung kurz. Ich baute vor, indem ich Mary Anne erzählte, die Gegend fühle sich richtig an, das Bauernhaus sei aber zu klein. Auf dem Rückweg in die Stadt fragte ich sie nach der Straße, die von dem Briefkasten aus über einen niedrigen Hügel führte. Wahrscheinlich lag der Hof nicht weit von dort. „Es gefällt mir, dass man das Haus nicht gleich von der Straße aus sehen kann“, meinte ich. „Wem gehört das Grundstück?“
„Oh, das ist der Bartell-Hof“, sagte sie. „Der Mann, dem sie jetzt gehört, heißt Jacob – nein, Joseph – Flocken, und er hat den Ruf, mürrisch zu sein.“ Aber sie fuhr an den Straßenrand und klopfte nachdenklich mit dem Bleistift gegen ihre Zähne.
„Wir könnten einfach mal hinfahren und nachsehen“, sagte Mary Anne schließlich. „Ich habe gehört, dass er wegziehen will, auch wenn er den Hof noch nicht zum Verkauf freigegeben
Weitere Kostenlose Bücher