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Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus

Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus

Titel: Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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mir die Haarpracht aus dem Gesicht (und aus Speisen und Getränken) hielt.
    Speisen. Ich hoffte, Eileen und Sally hatten einen ganzen Tisch voll. Vielleicht diese Wurst-und-Teig-Bällchen?
    Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich meine Handtasche austauschte, und als meine Mutter an der Tür klingelte, hatte ich Heißhunger.
    Meine Mutter, Aida Brattle Teagarden Queensland, wirkte in ihrem prächtigen königsblauen Kostüm wie immer aristokratisch und dünn und kühl. Sie war eine Frau, die zu kritisieren entmutigend schwierig war. Ihre Kleidung und ihr Verhalten waren immer dem Anlass angemessen. Sie dachte immer erst nach, bevor sie sprach. Ihre gesamten erfolgreichen Geschäfte waren immer ethisch einwandfrei, ihre Angestellten bekamen ausgezeichnete Gesundheitsleistungen, und es gab ein Gewinnbeteiligungsprogramm.
    Aber sie war eindeutig keine Frau, die auf jemanden zukam und ihn ohne Vorwarnung oder guten Grund umarmte, sie war nicht sentimental und vergaß nie jemanden, der sich ihr gegenüber nicht angemessen verhalten hatte.
    Mutter gab mir einen behutsamen, beglückten Kuss auf die Wange. Sie konnte mich endlich verheiraten und all die Mutter-der-Braut-Dinge genießen, die ihr bislang verwehrt geblieben waren, und sie akzeptierte Martin, auch wenn ich Vorbehalte erkannte. Martin war eher in ihrem als in meinem Alter, und das beunruhigte sie ein wenig. (Zum Beispiel hatte sie mich gefragt, ob ich die Versicherungsverträge seiner Firma gesehen hatte, und weil sie meine Mutter und äußerst vermögensorientiert war, hatte sie wissen wollen, wie viel Geld Martin auf dem Konto hatte, wie hoch sein Gehalt war, wie viel davon er ansparte und wie seine Rente aussah. Da es ihr unmöglich war, Martin rundheraus zu fragen, war es amüsant gewesen, ihr dabei zuzusehen, wie sie versuchte, Unterhaltungen vorsichtig auf die Themen zu lenken, die sie interessierten.)
    „Ich bin bereit, ihr meine ganzen Finanzen aufzulisten“, hatte Martin gesagt, nachdem wir bei Mutter und John zu Abend gegessen hatten.
    „Das wäre zu direkt“, sagte ich. „Ich weiß ohnedies nicht, warum sie sich so aufregt.“ (Auch wenn es ziemlich unvorstellbar war, dass sich meine Mutter aufregte.) „Ich habe selbst genügend Geld, das sicher angelegt und geschützt ist.“
    „Sie passt nur auf dich auf“, sagte Martin liebevoll.
    Mir kamen ein paar düstere Gedanken, warum jeder den Eindruck hatte, „auf mich aufpassen“ zu müssen, aber da meine Mutter, wenn überhaupt jemand, ein Recht darauf hatte, schwieg ich.
    Als mich Mutter jetzt in ihr kostspieliges Auto setzte (sie hatte mich abgeholt, weil sie meinte, meine alte Chevette sei zu plebejisch für die Braut), betrachtete sie mich von oben bis unten, als ginge ich zu meinem ersten Date, nickte kurz zustimmend und fragte mich, ob ich in letzter Zeit von meinem Vater gehört hatte.
    „Nicht, seit er mich angerufen hatte, nachdem er mit Betty Jo darüber gesprochen hatte, ob sie kommen würden oder nicht“, entgegnete ich. Betty Jo war Vaters zweite Frau, bodenständig, zuverlässig und so angenehm, wie man nur sein konnte. Als er meiner Mutter entflohen war, war Vater eindeutig in die entgegengesetzte Richtung gerannt. Er und Betty Jo lebten in Kalifornien mit ihrem Sprössling, meinem neun Jahre alten Bruder Phillip. Ich hatte meinen Vater, Phillip oder Betty Jo fast drei Jahre lang nicht gesehen.
    „Hat er gesagt, dass sie kommen?“
    „Wenn er Urlaub bekommt. Er wollte noch fragen.“
    „Du hast seitdem nichts von ihm gehört“, murmelte meine Mutter vor sich hin.
    Ich schwieg.
    „Ich rufe ihn morgen an“, sagte sie entschieden. „Er muss es uns sagen.“
    „Ich will, dass Phillip die Ringe trägt, wenn sie kommen“, sagte ich plötzlich.
    Zum Glück saßen wir in Mutters Lincoln, denn der Satz war voller unausgesprochener Gedanken. Phillip hatte ein traumatisches Erlebnis gehabt, als er das letzte Mal ein Wochenende bei mir verbracht hatte. Sie waren in der (meiner Meinung nach) irrigen Annahme nach Kalifornien umgezogen, es würde Phillip helfen, sich zu erholen, und ein Jahr lang hatte er einen Betreuer gehabt. Laut den seltenen Briefen meines Vaters ging es Phillip gut.
    Dann, als wir vor Eileens Haus parkten, erhaschte ich einen Blick durch das Panoramafenster auf einen weiß gedeckten Tisch, auf weiße und silberne Hochzeitsglocken, die von den Lampen hingen, auf Eileen, die ein großes Tablett mit etwas Essbarem trug, und auf Sally Allison, die zweite

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