Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus
Blick über meine Schulter griff der Junge nach unten, hob seinen Zigarettenstummel auf, steckte ihn ein und huschte ins Haus.
„Also“, sagte ich, als ich mich auf den Fersen umdrehte, „das hätte ich schon hinbekommen.“
„Ich habe Sie verärgert“, sagte Shelby.
Ich versuchte, den Gedankengang zu Ende zu verfolgen, aber ich konnte es nicht, solange er da stand und mich ansah.
„Wir sollten von vorn anfangen“, sagte er.
J« a.
„Ich bin Shelby Youngblood, ein Freund von Martin.“ „Hallo. Ich bin Roe Teagarden, Martins Verlobte.“ Wir schüttelten einander nicht nochmal die Hand, sondern musterten einander wachsam.
„Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass Martin vorgeschlagen hatte, dass wir hier wohnen“, sagte Shelby.
Das fiel ihm schwer. Er war es nicht gewohnt, jemandem verpflichtet zu sein.
Ich atmete leise tief aus und beruhigte mich langsam. Ich entschied mich für einfache, positive Sätze. „Ich freue mich, dass Sie in der Wohnung leben werden. Ich weiß, Sie wollen bei den Renovierungsarbeiten helfen. Ich möchte das so schnell wie möglich hinter mir haben. Wir werden in drei Wochen heiraten und kommen zwei Wochen danach aus den Flitterwochen zurück, ich hoffe also, das meiste bis dahin fertig zu haben.“
„Wenn ich davor meine Arbeit bei Pan-Am Agra anfange, wird Angel die Aufgaben, die noch übrig sind, betreuen können“, sagte Shelby. „Übrigens, sie mag helles Orange – ich glaube, sie nennt es Apricot – und Grün.“
Ich spürte, wie die Anspannung aus meinem Gesicht wich.
„Fahren Sie nach – Florida, richtig? –, um sie abzuholen, oder …“
„Ja. Ich werde morgen zurückfliegen, und wir werden dort alles unter Dach und Fach bringen und dann nach drei oder vier Tagen herfahren.“
„Gut, das passt mir gut.“ Wenn die Youngbloods hier waren, würde ich noch tiefer in den Hochzeitsvorbereitungen stecken und es wäre wirklich eine große Hilfe, sie vor Ort zu haben.
Erst jetzt sah ich, wie Shelby zum Haus gekommen war. Er fuhr Martins Wagen.
„Er vertraut Ihnen augenscheinlich“, sagte ich.
J« a.
Wir sahen einander noch einmal lange an.
„Ich sehe Sie dann später“, sagte Shelby salopp und stiefelte davon, ließ Martins Auto an und fuhr darin weg.
Es war sehr seltsam, jemand anderes in Martins Wagen zu sehen.
Ich ging in die Stadt, um den Teppich- und Farbleuten mitzuteilen, dass sie einen neuen Auftrag hatten, noch dazu einen, der an oberster Stelle stand. Zu meinem Glück hatten sie einen apricotfarbenen Teppich auf Lager. Da die weißen Wände der Wohnung noch in guter Verfassung waren, bat ich den Maler, die Bodenleisten und Tür- und Fensterrahmen grün zu streichen. Ich hatte auch das Glück, bei Wal-Mart weiße Vorhänge mit pfirsichfarbenen Mustern zu finden (ich hatte zu wenig Zeit, welche anfertigen zu lassen), und was die Möbel betraf … meine Güte, das begann, teuer zu werden. Ich las mir die Verkaufsanzeigen im Lawrenceton Sentinel durch und rief bei einigen der aufgelisteten Nummern an. Am späten Nachmittag hatte ich eine sehr elegante Schlafzimmereinrichtung und eine Couch und zwei Sessel in neutralem Beige gefunden und war zurück zu Wal-Mart gegangen, um etwas größere Laken und eine Tagesdecke (grün) zu holen. Die Wohnzimmereinrichtung war in guter Verfassung, aber verschmutzt. Ich notierte mir, dass ich Sprühreiniger kaufen musste, und eilte dann zurück nach Hause, um mich auf den Junggesellinnenabschied vorzubereiten.
Als ich mich ins warme Wasser der Wanne gleiten ließ, fiel mir ein, dass ich nicht zu Mittag gegessen und auch keine Zeit für ein Abendbrot hatte. Ich war verwirrt. Ich ließ Mahlzeiten sonst nie unbemerkt ausfallen. Nun, die Kalorien fehlten mir sicher nicht, aber ich würde nicht lange so weiterarbeiten können, wenn ich nicht aufpasste. Ich entspannte bewusst alle Muskeln von den Zehen aufwärts und übte das langsame, gleichmäßige Atmen. Ich würde den Abend genießen. Ich hatte all die Jahre auf meinen Junggesellinnenabschied gewartet; bei Gott, dies war mein Abend.
Zum Glück hatte ich schon beschlossen, was ich anziehen würde. Ich holte das violette Kleid mit den weißen Punkten aus dem Schrank, legte die Amethystohrringe an, die Martin mir gekauft hatte, und schlüpfte in eines meiner wenigen hochhackigen Paar Schuhe. Nachdem ich mich im Spiegel gemustert hatte, legte ich ein kleines Goldarmband an. Ich bürstete mir sorgfältig das Haar und setzte ein Haarband auf, das
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