Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus
sind.“ Er sah zum Fenster hinaus in die Nacht. Ich fragte mich, ob die Youngbloods aus dem Seitenfenster ihrer Wohnung in unsere Küche sehen konnten. Ich konnte mich nicht dazu bewegen, die Vorhänge zu schließen, und Martin hatte seine eigene, sehr persönliche Meinung zu Dunkelheit.
Waffen. Waffen waren besser als Drogen. Richtig? Natürlich hatte ich mich bei all den Trips nach Südamerika, die Martin unternahm, gefragt, ob ihn seine Freibeuterseite in den riskanten, aber lukrativen Drogenhandel getrieben hatte, auch wenn er oft tiefste Abneigung gegen Drogenabhängige und Dealer gezeigt hatte. Waffen waren besser.
„Wir lieferten sie an rechtsorientierte Gruppierungen, die an abgelegenen Orten lebten. Ein paar dieser Leute waren ganz in Ordnung, andere waren verrückt. Sie alle waren extrem zäh. Einige wenige waren nur – Gauner.“
Ich nahm die Brille ab und rieb mir über die Augen. Ich hatte Kopfweh. Ich setzte die Brille wieder auf und schob sie mit dem Finger die Nase hoch. Ich starrte an Martins Arm vorbei. Ich musste unbedingt den Bon-Ami-Reiniger holen und das Spülbecken schrubben.
„Eines Tages – es war am frühen Morgen in den Chama-Bergen … wir hatten eine Lieferung für einen der besseren Männer. Aus dem Nichts griff uns eine andere Gruppe an, die von der Lieferung erfahren hatte. Da habe ich die Narbe an meiner Schulter her, Shelby trug eine schlimmere Verletzung am Bein davon, und Jimmy Dell haben sie den Schädel weggeblasen.“
Ich atmete erschrocken ein. Ich war mit einem Mann verheiratet, der solche Gräuel beobachtet hatte, solche Ängste waren Teil seines Lebens. Ich zitterte. Ich wollte, dass die Geschichte jetzt vorbei war.
„Shelby und ich sind gerade noch rausgekommen. Wir mussten Jimmy Dell zurücklassen, aber er war unser Pilot gewesen. Shelby wusste genug über Helikopter, um uns rauszufliegen, auch wenn er blutete wie ein Schwein, und dann dauerte es eine Weile, bis alles geheilt war. Wir erfuhren, dass die Gruppe, der wir die Waffen hätten bringen sollen, tot gewesen war, ehe wir dort ankamen. Als wir in die USA zurückkamen, besuchte Shelby Jimmy Dells Familie in Florida. Jimmy war mit Abstand das älteste Kind gewesen und hatte fünf jüngere Geschwister. Die jüngste Schwester war Angel. Sie war damals zu jung, fand Shelby, und ihr Vater, Mr. Dünn, war derselben Ansicht. Also zog Shelby eine Zeitlang umher.“
Martin war derweil auf einen abgeschiedenen Hof in Ohio zu einem Mann zurückgekehrt, den er hasste, nur um sich an einem ihm vertrauten Ort zu erholen, war wieder mit Cindy zusammengekommen, und sie hatten geheiratet, doch er hatte ihr all das nie erzählt. Zumindest nicht alles. Lächerlicherweise konnte ich nicht aufhören zu zittern.
„Nach ein paar Jahren ging Shelby nach Florida zurück. Angel hatte in der High School mit Kampfsport angefangen, nachdem ihr etwas Übles widerfahren war, und hat auch Shelbys Interesse daran geweckt. Sie heirateten und begannen, als Bodyguards zu arbeiten.“
Ich fragte mich, für wen ein Bodyguard in Südflorida wohl arbeitete.
„Aber sie wollten nicht für diese Leute arbeiten.“ Mein Mienenspiel musste mich verraten haben. „Also haben sie überwiegend für die kleinen Filmstudios entlang der Ostküste gearbeitet und Leute beschützt, die vorübergehend dort waren. Ein paar von ihnen waren ziemlich prominent.“ Martin versuchte zu grinsen. „Sie haben auch in Karatefilmen ein paar Stunts übernommen. Bei ihrem letzten Engagement arbeiteten sie für eine Frau, die Shelby gesagt hatte, sie würde den falschen Leuten viel Geld schulden. Sie schuldete es ihnen nicht.“
Martin sah mich an. „Sie hatte es geklaut, und sie haben sie gefunden. Sie haben die Youngbloods leben lassen, aber sie haben sie so zusammengeschlagen, dass sie es nie vergessen werden. Angel lag noch im Krankenhaus, als Shelby zu mir kam. Durch die Art ihrer Tätigkeit konnten sie sich nicht versichern lassen, also waren sie pleite und mussten die Gegend für eine Weile verlassen. Ich hatte mir Sorgen gemacht, dass du hier draußen ganz allein sein würdest, wenn ich nicht in der Stadt war, und die Wohnung stand leer … du zitterst.“
Er war in zwei Schritten bei mir, wartete einen Moment, um zu sehen, ob ich ihn schlagen würde, wenn er mich anfasste, und legte dann die Arme um mich. Ich spürte, wie seine Muskeln mich umfassten, und mir kam der wirre Gedanke, dass das Training, das ich seinem Bedürfnis, fit zu bleiben und gut
Weitere Kostenlose Bücher