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Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus

Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus

Titel: Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 04 - Das Julius-Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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auszusehen, zugeschrieben hatte, tatsächlich dazu diente, dass er jederzeit bereit war, sich selbst zu verteidigen. Ich legte den Kopf an seine breite Brust und wartete, bis ein Teil des Zitterns auf ihn überging.
    „Also“, sagte er zu fast schon flüsternd meinem Kopf, „was jetzt?“
    „Ich schnappe mir das Bon Ami und scheuere das Spülbecken.“
    Martin schob mich weg. Er war ärgerlich. „Ich gehe ins Wohnzimmer und arbeite, bis du bereit bist zu reden.“
    Er verließ die Küche durch die Tür zum Flur. Seine Schuhe machten leise Geräusche auf dem Holzboden, als er ihn durchschritt.
    Ich holte das Bon Ami und einen Schwamm mit rauer Unterseite und ging ans Werk. Ich dachte an eine Diskussion, die ich mit meiner Mutter geführt hatte. Wir hatten uns über Liebe unterhalten, und sie hatte gesagt, Frauen, die bei einem Mann blieben, der ihnen schadet, sehnten sich nach Verletzung; sie könnten unmöglich den lieben, der ihnen weh tat, das könnte nicht der Grund dafür sein, dass sie blieben. Eine Frau mit starkem Selbsterhaltungstrieb würde eine abträgliche Beziehung verlassen, um sich selbst zu retten; der Selbsterhaltungstrieb würde die Liebe zerstören, damit das Individuum weggehen könnte und vor weiterem Schaden geschützt würde. Meine Mutter hatte sich selbst als Beispiel angeführt: Als mein Vater ihr untreu wurde, hatte sie ihn verlassen, und sie liebte ihn nicht mehr.
    Ich liebte Martin so, dass es mir manchmal den Atem raubte. Er hatte mir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Ich würde bleiben. Ich hatte keine Ahnung, was ihm durch den Kopf ging, während er in unserem neuen Zimmer in unserem neuen Haus saß.
    Ich spülte das Bon Ami aus dem Becken. Es glänzte. Es war wahrscheinlich noch nie so sauber gewesen.
    Ich schien nicht in der Lage zu sein, einen zusammenhängenden Gedanken zu fassen. Ich war enorm froh, dass es keine Drogen waren. Dann hätte ich ihn verlassen müssen. Waffen waren übel. Konnte ich damit leben? Ja. Warum, um Himmels willen, hatte sich Martin überhaupt in mich verliebt? Es war, als hätten sich ein Marsianer und eine Bewohnerin von der Venus zusammengetan. Ich beugte mich vor, legte auf dem Tresen den Kopf auf die Arme und weinte.
    Martin hörte mich und kam herein. Er hasste es, wenn ich weinte. Er drehte mich um und hielt mich fest, und diesmal drückte ich mich fest gegen ihn, als versuchte ich, mich in seiner Haut zu verkriechen. Nach ein paar Augenblicken hatte es die unweigerliche Wirkung, selbst unter diesen emotionalen Umständen. Martin bewegte sich ruhelos, und ich hielt meine Arme um ihn geschlungen und hob mein Gesicht zu seinem.

KAPITEL NEUN
     
     
     
    Als Martin am nächsten Morgen zur Arbeit ging, warf er mir einen wachsamen Blick zu, aber er schien beruhigt zu sein, dass ich langsam an den Reaktionen arbeitete, die seine Offenbarungen ausgelöst hatten.
    Ich beobachtete, wie er zur Garage ging. Ich hatte das Fenster geöffnet, um die kühle Morgenluft einzulassen, also hörte ich, wie er Madeleine klipp und klar von der Motorhaube seines Mercedes verwies. Martin liebte den Wagen so sehr, dass er ihn nicht auf dem Flughafen parkte, wenn er mit dem Flugzeug verreisen musste, sondern stets einen Firmenwagen nahm, also lebte die Katze gefährlich. Madeleine spazierte unverschämt aus der Garage, als Martin rückwärts herausfuhr, auf der betonierten Einfahrt wendete und über den Kies davon fuhr. Ich ging mit einer Tüte Katzenfutter hinaus und füllte ihren Katzennapf auf. Sie belohnte mich mit einem kurzen Schnurren. Ich setzte mich im Morgenmantel auf die Stufen und sah ihr zu, wie sie jeden Bissen aß.
    Ich erledigte alle anderen Morgenrituale auf dieselbe, abgestumpfte Art. Ich war mit etwas so Bizarrem konfrontiert, dass es eine Weile dauern würde, es zu erfassen. Ich dachte an die Männer, die einige meiner Klassenkameradinnen geheiratet hatten: Einer besaß eine Eisenwarenhandlung, einer war Versicherungsvertreter, einer Bauer, einer Anwalt. Als ich mit einem Polizisten ausgegangen war, hatten meine Freundinnen das schon als exotisch betrachtet. Polizisten waren der wurmstichigen Seite des Lebens zu nahe, jener Seite, die wir nicht sahen, da wir nicht in dunkle Ecken linsten.
    Warum auch immer.
    Aus meinem wunderschönen Dreierfenster im Schlafzimmer, das einen Blick über unseren Vorgarten, die Straße und die sanften Hügel gewährte, entdeckte ich Angel Youngblood auf ihrem Weg zu ihrem morgendlichen Lauf. Diesmal trug sie etwas

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