Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Wahrheit war. Sie sah so bleich aus.
»Ich bin nicht in Ordnung. Ich muss es haben«, sagte Ivy, und ich schaute sie fragend an. Ich sah Tränenspuren auf ihren Wangen und Reißzähne, die nass waren von Speichel. Es war offensichtlich, wovon sie redete. Blut. Sie brauchte Blut. Vampire waren die nächsten Verwandten der Banshees, und sie hatten einen Weg, um Auren zu ersetzen. Sie nahmen sie in sich auf, wenn sie sich nährten. Ivy brauchte Blut.
Ohne Angst zog ich sie höher auf den Bürgersteig, und sie fing an zu weinen, weil sie wusste, dass sie nicht die Person sein konnte, die sie sein wollte. Sie betrauerte den Tod eines Traums. »Ich wollte clean sein, aber ich kann es nicht«, sagte sie, während ich sie wiegte. »Jedes Mal, wenn ich versuche, jemand anders zu sein, versage ich. Ich brauche es«, sagte sie.
Ihre Augen glühten schwarz. »Aber nicht von dir. Nicht von dir«, bettelte sie, selbst als ihre Pupillen sich erweiterten und ihr Hunger die Kontrolle übernahm. »Ich würde lieber sterben, als Blut von dir zu nehmen. Ich liebe dich, Rachel. Gib mir nicht dein Blut. Versprich es mir - du wirst mir nicht dein Blut geben.«
»Du wirst in Ordnung kommen«, sagte ich hilflos. Ich konnte den Kühlerschutz aus dem kaputten Chevy riechen und den leisen, verblassenden Duft von warmem Motor.
»Versprich es mir«, wiederholte sie, und versuchte, mein Gesicht zu berühren. »Ich will nicht, dass du mir dein Blut gibst. Versprich es, verdammt nochmal!«
Scheiße . Ich schaute auf und sah erst jetzt Taschenlampen und die Männer dahinter. Meine Tasche mit den Schlüsseln 450
drin lag auf der anderen Seite der Fahrbahn. »Ich verspreche es.«
Ich hörte das Knirschen von Stiefeln auf Eis, und hinter mir erklang ein autoritäres: »Ma’am, gehen Sie von der Frau weg.
Legen Sie sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden!
Halten Sie Ihre Finger gespreizt und so, dass ich sie sehen kann!«
Mit tränennassem Gesicht sah ich hinter mich, mitten in das Licht der starken Taschenlampe und auf den dunklen Schatten dahinter. »Erschießen Sie mich doch!«, schrie ich. »Ich lasse sie nicht los!«
»Ma’am«, sagte die Stimme ruhig. Der Strahl fiel auf Ivy, dann wieder auf mich.
»Sie ist verletzt!«, rief ich. »Ich war gerade erst bei euch im Gefängnis, ihr Idioten. Kontrolliert eure Überwachungskame-ras. Ihr wisst, wer ich bin! Ihr habt die ganze Sache beobachtet.
Glaubt ihr, ich habe dieses rattenverkackte Auto selbst gegen mich gefahren?«
»Ma’am …«, versuchte er es wieder.
Ich richtete mich mühsam auf und zog Ivy mit mir hoch.
»Wenn Sie mich noch einmal so nennen …«, keuchte ich und zerrte an ihr, bis ich sie auf den Beinen hatte und gegen den SUV lehnen konnte.
»Runter. Gehen Sie runter!«, rief jemand.
Ein Knall ertönte, und ich zog Ivy wieder an mich. Es gelang mir, uns beide auf den Beinen zu halten. Der Mann mit der Taschenlampe drehte sich zu der Explosion um. Männer und Frauen schrien, und der Kerl mit der Lampe wirkte sauer, dass er nicht dabei war. Der purpur-grünliche Schein von Toms Au-ra überzog einen dekorierten Baum in der Nähe, und mein Magen hob sich, als der Baum anfing zu dampfen und sich aufzulösen. Die Festtagsbeleuchtung flackerte und ging dann aus. Heiliger Dreck! Was hat Al ihm alles beigebracht?
451
Meine Schlüssel waren in meiner Tasche, drei Autos entfernt. »Bleib hier«, sagte ich zu Ivy, und als ich sah, dass sie sich aufrecht halten konnte, machte ich mich auf, meine Schlüssel zu holen. »Das ist Tom Bansen«, sagte ich und versperrte dem Mann die Sicht auf den schmelzenden Baum. »Er war das. Wenn Sie Antworten wollen, gehen Sie und fragen Sie ihn. Ich bin auf einem öffentlichen Parkplatz. Sie haben hier keine Kompetenz, und ich gehe jetzt.« Ich holte meine Tasche und bemerkte, dass das Tödliche-Zauber-Amulett hellrot leuchtete. Ach, echt? »Sie wollen meine Daten?«, fragte ich, als ich zurück zu Ivy ging. »Ist alles in Ihren Unterlagen. Ich wünsche Ihnen einen verfickt schönen Tag und ein wunderbares neues Jahr!«
Ich schob meine Schulter unter Ivys Arm, und wir gingen langsam zu meinem Auto. Ihre Füße schlurften durch die Pfütze von Frostschutzmittel, und sie keuchte. Ich lehnte sie gegen die Motorhaube meines Wagens, während ich die Türen öffnete. Sie murmelte etwas über ihre Tasche, und nachdem ich ihr ins Auto geholfen hatte, holte ich sie. Ich schaute kurz auf, als klickend eine Sicherung gelöst wurde, aber er konnte
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