Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
ei-ne verdammte Wahl !
»Ich will das hier nicht tun«, sagte er und ließ nicht zu, dass ich ihn unterbrach. »Und glaub mir, ich habe gründlich über alles nachgedacht, habe wirklich abgewogen, was ich will und was ich für ein Leben mit dir zu opfern bereit wäre. Ich bin hierhergekommen, bereit, die Welt zu verfluchen, zu versuchen, herauszufinden, wer dir das angetan hat, und den Bann aufheben zu lassen, aber dann …« Marshal biss die Zähne zusammen, bis seine Wangenmuskeln hervortraten. »Damit sorge 517
ich nur dafür, dass ich auch gebannt werde. Ich kann nicht au-
ßerhalb der Gesellschaft leben. Du bist eine lustige, wunderschöne, fantastische Frau«, sagte er, als versuche er, sich selbst davon zu überzeugen. »Aber selbst wenn du es schaffst, dass dein Bann aufgehoben wird, was wirst du als Nächstes tun? Ich mag mein Leben.« Er schaute mich an, und ich blinzelte schnell. »Und jetzt bin ich einfach nur wütend, dass du kein Teil davon sein kannst«, beendete er seine Erklärung.
Ich schien keine Luft zu bekommen und stützte mich auf der Kücheninsel ab, um das Schwindelgefühl zu unterdrücken, das mich gepackt hatte.
»Nichts für ungut, okay?«, sagte er dann, als er sich abwandte.
Ich nickte. »Nichts für ungut«, hauchte ich. Marshal war kein schlechter Mann, weil er wegwollte. Er wollte ein Teil von etwas sein, und ich war eindeutig nicht fähig, meine Bedürfnisse zurückzunehmen und unsere in den Vorder-grund zu stellen. Vielleicht wäre es, wenn mein Leben nicht so beschissen wäre, nicht so aufgefallen, und wir hätten es versuchen können, aber nicht im Moment. Es war nicht sein Fehler.
Ich hatte es in den Sand gesetzt, und ihn zu bitten, die Zeche dafür zu zahlen, war einfach nicht fair.
»Danke, Marshal«, flüsterte ich. »Für alles. Und wenn du jemals Hilfe von der dunklen Seite brauchst …« Ich gestikulierte hilflos, während meine Kehle sich langsam zuschnürte.
»Ruf mich an.«
Ein leises Lächeln hob für einen Moment seine Mundwinkel.
»Wen sonst?«
Und dann war er weg. Seine Schritte verhallten langsam. Ich hörte ein sanftes Murmeln, als er sich von den Pixies verabschiedete, dann das Schließen der Tür.
Betäubt ließ ich mich in meinen Stuhl am Tisch sinken. Mit leerem Blick zog ich mein Zauberbuch heran, bis es den Brief 518
von der Universität bedeckte. Ich wischte mir über die Augen, schlug es auf und fing an zu suchen.
26
Der Wind, der sich in den hohen Gebäuden am Fluss fing, trieb mir kleine Eisstücke gegen die Beine, wo sie stachen wie Nadeln. Ich hasste Nylonstrümpfe. Selbst schwarze mit Glitzer drin. Ich zog meinen schicken langen Filzmantel enger um mich und eilte mit gesenktem Kopf und schnellen Schritten hinter Ivy her. Den Zauber im Parkhaus zu machen wäre furchtbar geworden, und ich war froh über die Einladungen, und sei es nur, weil jetzt, wo wir in einem Gebäude sein würden, auch Jenks mitkommen konnte. Momentan war er in meiner Tasche, wo er auf seinem Handwärmer saß. Mit ihm als Rückendeckung und Ivy als Wache vor der Tür der Damentoilette würde das alles ein Klacks. Zumindest, wenn wir rechtzeitig ankamen. Wenn wir uns nicht beeilten, waren wir um Mitternacht gerade mal im Aufzug.
Ein weiterer Windstoß trug den Geruch von frittiertem Im-bissessen zu mir, und ich schaute nach vorne zu einem der Eingänge des Carew Tower. Der Carew Tower lag direkt über dem Fountain Square, und überall waren Leute, die durch die abge-sperrten Straßen wanderten, in denen sowohl FIB- als auch I.
S.-Wagen die Wege versperrten. Es war nicht so schlimm wie zur Sonnenwende, wo die Gewinner einer Lotterie den Schutzkreis schließen durften, aber der Jubel und Gesang um Mitternacht sollte eigentlich genug gemeinschaftliche Emotion liefern, um den Zauber zu vollziehen. Eigentlich war es der Nacht, in der ich Pierce zum ersten Mal beschworen hatte, obwohl ich eigentlich meinen Vater für einen väterlichen Rat hat-519
te zurückholen wollen, ziemlich ähnlich, zumindest vom Wetter her.
Als ich wieder daran dachte, umklammerte ich meine über-volle Tasche fester, während ich gleichzeitig versuchte, Jenks nicht zu zerquetschen. Ich hatte darin alles, was ich brauchte, um den Zauber zu vollziehen, inklusive einem Satz Kleidung für Pierce und meiner Splat Gun.
Ivys Schritte neben mir waren kurz und schnell und aufgrund ihrer hohen Absätze gut hörbar.
»Auf jeden Fall sind hier eine Menge Hexen«, sagte sie, als wir über die Straße
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