Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Stimme von den kahlen Wänden abprallen. »Kommst du mit der Temperatur klar?« Überall waren Stühle aufgestapelt, aber dazwischen war ein breiter Weg freigelassen worden. Ich hatte nicht das Gefühl, als würde sich der Boden bewegen, aber wenn es so war wie im Stockwerk drüber, dann gab es nur einen dünnen Ring von beweglichem Boden, der sich mit der stetigen Geschwindigkeit eines Stundenzeigers drehte.
Jenks’ Stimme ertönte: »Tinks Unterhosen, du bist schlimmer als meine Mutter, Rache.«
»Ich sage ja nur, dass es kalt ist.« Die Stühle machten Platz für Tische, die Platte auf Platte gestapelt waren. Ich ging zu einer freien Stelle vor einem dunklen Fenster. Hier gab es denselben Ausblick wie vom Restaurant oben, und wenn ich meine Stirn gegen das Glas drückte, konnte ich den Fountain Square unter mir sehen. Wir bewegten uns nicht, aber das Dröhnen der 537
Maschinerie war laut. Vielleicht war dieses Stockwerk einfach zu laut, um es zu benutzen.
»Habe das Licht gefunden!«, rief Jenks, und kurz nach dieser Warnung flackerten helle, in der Decke versenkte Lampen auf.
Ich zuckte zusammen und duckte mich unter das Fenster.
»Ähm, gibt es auch einen Dimmer? Ganz Cincinnati kann mich sehen!«
Sofort ging das Licht wieder aus, und noch bevor ich aufstehen konnte, hörte ich das Brummen von Jenks’ Flügeln an meinem Ohr. »Nein. Sorry. Soll ich weitersuchen?«
Ich blinzelte, um meine Nachtsicht wiederzubekommen, und tastete nach einem Stuhl, der auf einem der Tische stand.
»Nein, es gibt genug Umgebungslicht. Ich mache es einfach vor dem Fenster.«
Er schüttelte sich, um einen kleinen Kreis zu erleuchten, und ich stellte den Stuhl hinein und legte meine Tasche darauf ab.
Einen zweiten Stuhl stellte ich daneben und einen dritten einen Meter zur Seite. »Wie sieht’s mit der Zeit aus?«, fragte ich, und Anspannung verkrampfte meinen Bauch, als ich in meiner Tasche herumwühlte. Endlich gewöhnten sich meine Augen wieder an die Dunkelheit.
Jenks landete auf der Stuhllehne. Ich erkannte das Brokat-muster. Auf einem dieser Stühle hatte ich erst gestern gesessen.
»Weniger als zwei Minuten.«
»Warum wird bei mir immer alles so verdammt knapp?«, fragte ich und ließ ein Paar Jeans auf den Stuhl neben mich fallen. Die Erinnerung an Pierce nackt im Schnee tauchte auf. Ich drängte sie zurück und legte auch den Rest seiner Kleidung ab.
Die Schuhe hatte Ivy beigesteuert, und sie rochen nach Vampir. Ich hatte nicht gefragt, sondern mich nur bedankt. Meine Splat Gun rundete den Haufen ab, und Moms rot-weißer Steinmörser landete auf dem Stuhl mir gegenüber. Mein Puls 538
beschleunigte sich, als ich die drei Flaschen auf das Fensterbrett stellte. Fast fertig.
Ich rieb meine Hände an meinem Kleid, um sie zu trocknen.
Obwohl es kühl war, fing ich an zu schwitzen, und in diesem Kleid würde man das auch sehen. »Okay. Ich kann keinen Schutzkreis errichten, also musst du selbst auf dich aufpassen«, erklärte ich Jenks.
Die Flügel des Pixies verschwammen. »Jetzt mach mal halblang.«
Ich seufzte. »Wenn Al auftaucht, schaff deinen Hintern aus seiner Reichweite, bis er zustimmt, dass er die Leute in meiner Umgebung in Ruhe lässt. Verstanden?«
Jenks schaute mich an. »Sicher. Was auch immer.«
Als würde ich ihm das glauben. »Zeit?«, fragte ich.
»Halbe Minute.«
Die Flaschen klimperten, als ich eine auswählte. Während ich den gläsernen Stöpsel zog und die Flüssigkeit in den Mörser goss, flog Jenks zum Fenster und blickte auf den Fountain Square hinunter. Dann kam er zurück und schwebte so vor mir, dass der Zug von seinen Flügeln die Flüssigkeit bewegte. »Es riecht nicht, als würde es funktionieren.«
Er sah besorgt aus, und ich erinnerte mich an die misslungenen Ortungszauber. »Ich muss es aktivieren, wenn alle anfangen zu singen.«
»Kapiert.« Beruhigt landete er auf der Stuhllehne. »Und er wird nackt sein.«
»Jau.« Ich rollte abwartend einen Fingerstick zwischen Daumen und Zeigefinger. Mann, ich hoffte nur, dass ich das richtig machte. Wenn ich Al dazu brachte, dem zuzustimmen, dann wäre es das erste Mal, dass ich etwas von ihm bekommen hatte, ohne dafür ein Stück meiner Seele zu verlieren.
Über mir konnte ich leise den Countdown hören, auch wenn das enthusiastische Geschrei durch den Beton und wegen der Maschinerie kaum zu hören war. Zehn Sekunden. Ich öffnete 539
den Fingerstick und stach mich in den Finger. Dann massierte ich die
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