Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Fingerspitze.
»Warte …«, mahnte Jenks. »Waaa-aarte … Jetzt!«
Mit klopfendem Herzen ließ ich einen, zwei, dann drei Tropfen Blut in den Mörser fallen. »Denk etwas Schönes«, flüsterte ich, als Jenks zu mir flog, dann warteten wir beide auf den Rotholzgeruch, der mir verraten würde, dass ich den Zauber richtig gemacht hatte. Wie eine Welle hob sich der warme Duft.
»Tada!«, sang Jenks fröhlich. Ich wich vom Stuhl zurück.
Okay, ich hatte es geschafft. Jetzt würden wir sehen, ob ich so klug war, wie wir alle hofften.
»Heilige Scheiße!«, sagte der Pixie, als die Flüssigkeit anfing zu dampfen. Mein Puls raste, und ich griff nach meiner Splat Gun. Al würde so sauer sein. Wenn das seine Aufmerksamkeit nicht erregte, würde es nichts schaffen.
»Hier kommt er«, rief der Pixie aufgeregt, und ich trat hinter einen der Stühle. Irgendwo in dem Zauber wurde der Staub benutzt, um Pierce Material zu geben, um das er seinen vorüber-gehenden Körper bilden konnte. Der Nebel nahm im dämmrigen Licht von draußen langsam eine menschliche Silhouette an. Mit jeder Sekunde wurde er stofflicher. Ich wusste nicht, was für eine Form er annehmen würde. Al konnte ihn schon übel zugerichtet haben. Ich würde genug mit Al zu tun haben und könnte Pierce nicht helfen.
»Jenks, zurück«, verlangte ich, und der Pixie schoss zu mir, nur um dann wieder wegzufliegen. Der Nebel wurde fester, und Jenks fluchte, als die rauchige Form plötzlich zu schrump-fen schien - und dann war Pierce da, seine nackten Füße auf dem Brokatstoff des Stuhls, mit dem Rücken zu mir. Sein Kopf stieß fast an die Decke. Und er war nackt wie ein Säugling.
Der Mann wirbelte herum und hielt sich dabei an der Stuhllehne fest. Sobald er mich sah, ließ er den Stuhl los, um sich zu bedecken. »Heiliger Mist«, sagte er und warf den Kopf nach 540
hinten, um seine langen schwarzen Haare aus den Augen zu bekommen. In seinem Gesicht lag fast so etwas wie Wut. »Ich wüsste nur zu gerne, was zum Teufel Ihr da tut, Mistress He-xe.«
Jenks flog empört in die Höhe und hatte sein Schwert gezogen. »Du dürres, undankbares Stück Dreck!«
»Jenks!«, schrie ich und atmete tief ein, damit ich Al riechen konnte, sobald er kam, während ich Pierce die Kleidung zuwarf. Er fing sie mit einer Hand auf, sprang in einer geschmeidigen Bewegung auf den Boden und wandte mir den Rücken zu, als er in die Jeans schlüpfte.
Ich suchte das dunkle, überfüllte Stockwerk nach Zeichen von Dämonen ab, aber Jenks war eher an Pierce interessiert.
Als er ihm vors Gesicht flog, verlor er helle Funken. »Wir retten deinen Arsch, das tun wir«, sagte er. »Und der korrekte Ausdruck lautet heilige Scheiße.«
Adrenalin schoss in meine Adern, als ich einen Hauch verbrannten Bernstein wahrnahm, aber das kam von Pierce.
Der Geist mit Körper schob seine Beine in die Hose, ohne sich um die Unterwäsche zu kümmern. Selbst in der Dunkelheit entging mir nicht, dass es schöne Beine waren. Ziemlich muskulös. An Arbeit gewöhnt.
Als könnte er meinen Blick auf sich fühlen, drehte er sich um, während er noch mit dem Reißverschluss kämpfte. »Was tut Ihr?«, fragte er, offensichtlich fassungslos. »Ich vertrete die Ansicht, dass es nicht Eure Verantwortung ist, mich zu retten.
Ich kann für mich selbst Sorge tragen.«
Immer noch kein Al. »Gut«, sagte ich nervös, »denn in ungefähr drei Sekunden wird Al auftauchen, und dann musst du selbst deinen Arsch retten. Ich werde beschäftigt sein. Geh hinter mich und halt dich im Hintergrund, okay?«
Pierce ergab sich dem Reißverschluss und schnappte sich das weiße Hemd vom Boden. »Ihr habt mich ohne einen Plan gerettet?«, fragte er mit seinem altmodischen Akzent, als er 541
seine Arme in die Ärmel steckte und anfing, das Hemd zuzuk-nöpfen. »Das ist eine rechte Klemme. Kein Weg heraus.«
»Natürlich habe ich einen Plan, aber dich zu retten war nicht der Punkt«, sagte ich beleidigt. Er ließ das Hemd über die Hose hängen, um den offenen Hosenstall zu verdecken. Die Socken hatte er ebenfalls ignoriert. »Ihr habt mich also gar nicht gerettet?«
»Nicht wirklich.«
»Ach so«, sagte er, fast ein wenig deprimiert. Sein kantiges, schmales Gesicht zeigte Enttäuschung, als er den zweiten Schuh anzog und aufsah. Im dämmrigen Licht konnte ich sehen, dass sein dunkles Haar verwuschelt war und sein schmales Kinn glatt. Obwohl seine blauen Augen unschuldig wirkten, wusste ich, dass dahinter ein verschlagener Geist
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