Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
dass ich etwas will? Ich bin nur neugierig, wie du tickst.«
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Ich legte den Kopf schräg, und zum ersten Mal an diesem Abend fühlte ich mich sicher. »Du bist zweimal auf mich zu-gekommen. Du hast dreimal dein Haar berührt. Du hattest einen Drink in der Hand, als wir fotografiert wurden. Das dürfte das erste Mal sein, dass du so abgedruckt wirst. Du bist nervös und aufgeregt und denkst nicht klar.«
Trents Gesicht wurde völlig ausdruckslos. Er senkte den Kopf als wäre er irritiert, und als er ihn wieder hob, stand eine neue Anspannung in seinem Blick. Er schaute zu Quen, und der ältere Mann zuckte mit den Achseln.
»Ist es Ceri?«, fragte ich. Fast schon spöttelnd.
Er runzelte die Stirn und schaute aus dem Fenster.
»Du willst wissen, was sie wirklich von dir denkt.« Er sagte immer noch nichts, und ich fühlte, wie sich ein schmutziges Grinsen auf meinem Gesicht breitmachte. Ich versteckte es, nahm einen Schluck Wasser und stellte das Glas auf den schmalen Handlauf. Langsam bewegte es sich von mir weg, im Tempo des sich drehenden Restaurants. »Das, was ich dir dazu sagen kann, wird dir nicht gefallen.«
»Mir gefallen eine Menge Dinge nicht.«
Ich seufzte. Ich konnte ihm das nicht antun. Konnte ich wirklich nicht. So gern ich Trent auch verletzt hätte, ich würde niemals Ceris Vertrauen verraten. Ich ging sowieso nicht ernsthaft davon aus, dass er einen Pandora-Zauber hatte. »Frag Ceri. Sie wird dir eine schöne Geschichte erzählen, die deinen Stolz rettet.«
Okay, einen kleinen Seitenhieb konnte ich mit meiner Würde vereinbaren.
»Rachel.«
Er streckte die Hand aus, und ich trat einen Schritt zurück.
»Fass mich nicht an«, sagte ich kalt.
Jenks tauchte auf, und das Glühen seines Staubs wurde von den dunklen Fenstern reflektiert. Er schwebte unsicher neben mir, dann klopfte er auf sein Handgelenk, wie er es bei Ivy ge-535
sehen hatte, wenn wir zu spät dran waren. Er hielt sein Schwert in der Hand, und obwohl es aussah wie ein silbriger Zahnsto-cher, konnte es tödlich sein. Mein Puls fing an zu rasen. Es war fast Zeit.
»Wenn du mich entschuldigen würdest«, meinte ich angespannt. »Ich muss mal für kleine Mädchen. Gutes neues Jahr, Trent.«
Ohne einen Blick zurück ging ich davon, den Kopf hoch erhoben und die Tasche fest im Griff. Jenks landete hastig auf meiner Schulter.
»Steig in den Aufzug«, sagte er. Das weckte meine Neugier.
Leute wichen mir flüsternd und starrend aus, aber mir war es egal.
»Aufzug?«, wiederholte ich. »Warum? Was ist los?«
Er hob ab und flog rückwärts, sodass ich sein Grinsen sehen konnte. »Nichts. Es gibt ein Lagerstockwerk, wo sie die Tische untergebracht haben. Ich hätte es gar nicht gefunden, wenn sie nicht den Schlüssel zusammen mit einer Inventurliste im Aufzug über der Tür festgeklemmt hätten.« Er grinste. »Ich habe mich draufgesetzt, als ich Ivy nach unten gebracht habe.«
Fröhlich lächelte ich den Aufzugmann an, als ich in den Lift trat, dann beförderte ich ihn mit einem wohlplatzierten Tritt und ohne jede Reue aus der Kabine. Der arme Kerl knallte mit dem Gesicht voraus auf den Teppich, aber sein Protest wurde abgeschnitten, als die Türen sich schlossen. Aufgeregt streckte ich meine Hand aus, und der Schlüssel fiel hinein.
»Danke, Jenks«, sagte ich, während ich die Knopfleiste be-
äugte und auf den Schalter drückte, den er mir zeigte. »Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde.«
»Wahrscheinlich sterben«, meinte er grinsend.
Vielleicht konnte ich das tatsächlich durchziehen.
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Der Aufzug bewegte sich kaum. Er sank nur ein Stockwerk tiefer, bevor die silbernen Türen sich wieder öffneten. Vor mir lag ein dunkler Flur mit niedrigen Decken. »Jenks«, sagte ich zögernd, als ich mich in den Lichtfleck schob, der vom Aufzug erzeugt wurde. »Bist du dir sicher?«
Das Summen seiner Flügel hob sich vom leisen Brummen von Maschinen ab, als er von meiner Schulter aufflog. »Ich mache das Licht an. Drück auf den Knopf für die Lobby, bevor du rauskommst, damit es aussieht, als wärst du nach unten gefahren, okay?«
Ich folgte seiner Anweisung, während er davonschoss und verschwand. Ohne Zweifel gab es im Lift eine Kamera, aber Jenks hatte sich bestimmt darum gekümmert. Ich folgte der Staubspur des Pixies und drückte besorgt meine Tasche an den Körper. Hier unten war es kühler. Nicht so kalt wie draußen, aber trotzdem besorgniserregend.
»Jenks?«, rief ich und hörte das Echo meiner
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