Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Rachel.
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Pierce, willkommen im Chaos von Rachels Leben. Die nächsten Stunden sollten wirklich lustig werden.«
Ich schüttelte den Kopf, aber bevor ich ihr etwas erklären konnte, nahm Al ihre Hand und küsste elegant ihren schwarzen Handschuh. »Dein Willkommensgruß bedeutet mir mehr als tausend Seelen, Ivy Alisha Tamwood. Rachel beim Arbeiten zu beobachten heißt, eine Katastrophe nach der nächsten zu sehen.«
Das war irgendwie beleidigend. »Das ist nicht Pierce«, er-klärte ich leise. »Es ist Al. Pierce steht am Brunnen.«
Ivy riss ihre Hand zurück. Glenn hatte es gehört, ebenso wie die meisten FIB-Agenten, aber nur Glenn wusste, was Al war.
Er brach seine Anweisungen mitten im Satz ab, und ich zuckte mit den Achseln, um ihm zu sagen, dass FIB-Seelen heute nicht auf der Agenda des Dämons standen. Eddens Gesichtsausdruck wurde fragend. Glenn dachte einen Moment nach, dann erinnerte er sich daran, was er gerade gesagt hatte, und fuhr fort, auch wenn er seine Position so veränderte, dass er Al im Blick behalten konnte. Al schnaubte, als der vorsichtige Mann sein Holster öffnete. Auch die umstehenden FIB-Officer bemerkten es. Ivy schaute zwischen dem Dämon und Pierce hin und her, der inzwischen die Feuerwehrautos angaffte.
Das war alles so falsch. Frustriert scannte ich den Platz. Ich wollte nicht glauben, dass Mia hier gewesen war. Dass sie einen Mann töten würde, um ihre Tochter zu füttern, das könnte ich ja noch verstehen, aber bis jetzt hatte sie sich immer auf In-dividuen konzentriert, nicht auf das Kollektiv. Selbst wenn ich hätte glauben wollen, dass sie für das alles verantwortlich war, die Logik sagte etwas anderes.
Edden löste sich aus der FIB-Gruppe, als sein Sohn noch letzte Anweisungen gab. Mit dem Blick auf Al kam er auf uns zu. »Rachel, es tut mir leid«, sagte er dann. »Ich werde tun, was am besten für das Kind ist, innerhalb der Möglichkeiten 567
des Gesetzes, aber ich werde meinen Kopf nicht für Mia hin-halten. Nicht nach dem hier.«
Mir war zu kalt, um zu protestieren. Ich zitterte. Glenn gab eine letzte Anweisung, und die Männer schauten grimmig drein. »Haltet Ausschau nach jedem mit einem Baby, wahrscheinlich eine Frau, aber es könnte auch ein Mann sein, oder ein Paar«, sagte er. »Es sollten nicht übermäßig viele Kinder hier sein.«
Ivy stemmte die Hand in die Hüfte. »Mia hat das Feuer nicht gelegt«, sagte sie schlicht.
»Noch mehr Vampirintuition?«, spottete Edden, und Al grinste.
»Es gibt mehr als eine Banshee in dieser Stadt«, fuhr Ivy fort. »Ich habe sie gesehen. Eine große, unheimliche Frau mit langem Haar. Angezogen, als sollte sie persönliche Bodyguards dabeihaben. Nicht asiatisch. Mehr Maya als irgendetwas anderes. Für die meisten würde sie hispanisch wirken.«
Maya? , grübelte ich, und meine Gedanken wanderten sofort auf den Carew Tower und zu dem Mittagessen, das ich gestern mit Edden gehabt hatte. »Das ist Ms. Walker«, sagte ich aufgeregt. »Edden, Mia mag ja hier gewesen sein, aber Ms. Walker ebenso. Was Sinn ergibt! Der Walker hat momentan keinen Zugang zu seinen üblichen Jagdgründen, also ernährt sie sich, wo sie kann, und verursacht Ärger, um sich stärker zu machen.«
Edden war nachdenklich, aber er signalisierte Glenn, die Männer loszuschicken. Mit zustimmendem Gebrummel verteil-ten sie sich. Plötzlich schien es noch ein Stück kälter zu sein.
»Natürlich würde Ms. Walker herkommen«, sagte Edden schroff, aber ich konnte Zweifel in seiner Stimme hören. »Sie verfolgt Mia. Ich wäre überrascht, wenn sie nicht hier wäre.«
Ivy seufzte und verlagerte ihr Gewicht, aber ich war um einiges direkter. »Verdammt nochmal, Edden!«, schrie ich.
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»Warum bist du so starrköpfig? Bist du so von der Frau bezaubert, dass du die Dinge nicht mehr logisch betrachten kannst?«
Die wenigen FIB-Leute in Hörweite drehten sich um, und Glenn riss schockiert die Augen auf. Plötzlich war ich nervös, während der untersetzte Mann sich zwang, seinen Kiefer wieder zu entspannen. »Bist du dermaßen dämlich und verweich-licht, dass du nicht dasselbe tun kannst?«, bellte er zurück.
Plötzlich fiel mir auf, dass Al stillschweigend die Schneeflocken auf seinem Ärmel in blaue Schmetterlinge verwandelte.
Die todgeweihten Insekten hoben von ihm ab, nur um ein paar Meter weiter zu sterben. Ihre Flügel schlugen schwach auf dem Boden, bevor sie von Schnee bedeckt wurden.
»Mia hat auch mich verletzt«, sagte ich zu Edden,
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