Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
nervös, weil noch jemand bemerken könnte, dass Al seine Dämonenfä-higkeiten zur Schau stellte. »Ob es dir gefällt oder nicht, Holly wird, wenn sie erwachsen ist, zu einem üblen Raubtier werden.
Du kannst sie entweder zu deinem Freund machen oder zu deinem Feind. Denk drüber nach.«
Edden schüttelte den Kopf, machte seinen Mantel zu und wandte sich ab. »Bei Freunden wie ihr brauchen wir keine Feinde mehr.«
Das war einer der lahmsten Sätze, die ich je von ihm gehört hatte, und ich stampfte ein paar Schritte weiter, um ihn einzuholen. »Hör auf, wie ein Mensch zu denken«, sagte ich grob.
»Das hier ist keine Menschenwelt mehr. Wir haben keinerlei Beweise, dass es Mia war, aber du bist bereit, sie trotzdem da-für ins Gefängnis zu stecken. Banshees sind sehr territorial, und ich glaube, dass der Walker die Bühne in Brand gesteckt hat, um einen schnellen Schuss zu bekommen und Mia heraus-zufordern.«
Edden blieb stehen. Er sah mich nicht an, sondern beobachtete die Sanitäter dabei, wie sie zusammenpackten. Hinter ihm schlenderte Al nach vorne, und Pierce eilte ebenfalls auf uns zu. »Ist es nicht wunderbar, wie Rachel sich immer auf die Sei-569
te des Verlierers stellt?«, meinte der Dämon und wischte die kleinen blauen Schmetterlinge von seinem Ärmel. Sie fielen auf den Boden, schon tot, bevor sie auf den schneebedeckten Pflastersteinen aufkamen. »Irgendwann wird es sie umbringen«, sagte er unbeschwert und beugte sich vor, um eines der Insekten aufzuheben. »Aber nicht heute Nacht«, fügte er hinzu, als er meine Hand aus meiner Manteltasche zog, um mir einen Kokon auf die Hand zu legen und meine Finger schützend darum zu biegen.
Ich schaute auf den blauen Kokon, dann schob ich ihn in meine Manteltasche. Darum würde ich mich später kümmern.
»Edden …«, flehte ich.
Er verzog das Gesicht und seufzte. Fünf Schritte entfernt wartete jemand mit einem Klemmbrett auf ihn. »Ich kann Mia nichts versprechen. Besonders nicht jetzt. Geh nach Hause, Rachel.«
Ich leckte mir über die Lippen, und der Wind verwandelte die Feuchtigkeit sofort in Eis. »Du kannst nicht beweisen, dass sie es war.«
»Ich kann auch nicht beweisen, dass Ms. Walker es war.
Geh nach Hause.« Als ich zögerte, rief er nochmal: »Rachel.
Geh nach Hause!«
»Böser Hund«, flüsterte Al spöttisch. Pierce schob sich neben uns, und ich biss die Zähne zusammen. Mir passte es nicht, dass der Geist sah, wie ich hier behandelt wurde.
»Prima«, sagte ich bitter. »Tu, was du willst.« Das ist ein schrecklicher Silvesterabend . »Ivy, ich gehe nach Hause.
Bleibst du noch?«
Ivy schaute von Pierce zu dem strahlenden Dämon. »Ähm, es macht dir doch nichts aus, wenn ich noch eine Weile bleibe, oder? Glenn will noch meine Meinung zu etwas.«
Tatort-Flittchen , dachte ich, ziemlich eifersüchtig darauf, dass sie ihr erlaubten, zu bleiben, während sie mich nach Hause schickten. Ich wollte nicht allein mit Al und Pierce im Auto 570
sitzen, aber ich winkte ihr kurz zum Abschied zu und drehte mich um. Edden war bereits schmollend abgezogen, und Glenn wartete ungeduldig auf Ivy.
Genervt wandte ich ihnen allen den Rücken zu und ging davon.
29
Das war das zweite Mal, dass ich einen Dämon auf meinem Rücksitz hatte, und es gefiel mir kein Stückchen besser als beim ersten Mal. Al war um einiges nerviger als Minias es gewesen war. Er lehnte sich zwischen den Sitzen nach vorne, um mich auf rote Ampeln aufmerksam zu machen und mich auf Abkürzungen durch menschliche und Inderlander-Slums hin-zuweisen, die um diese Uhrzeit nur ein Idiot genommen hätte -
obwohl sie mit einem Dämon im Auto vielleicht sicher gewesen wären. Trotz des Zaubers, den er benutzte, füllte langsam der Geruch nach verbranntem Bernstein mein kleines Auto, aber ich öffnete kein Fenster, um die bitterkalte Nacht ins Auto zu lassen. Obwohl die Heizung voll aufgedreht war, war es Jenks immer noch kalt. Er hätte wirklich nicht aus meiner Tasche herauskommen sollen, geschweige denn auf dem Rückspiegel sitzen.
»Du hättest die Ampel noch schaffen können, wenn du Gas gegeben hättest«, meinte Al.
Hinter mir war niemand. Ich ließ das Auto dreißig Zentimeter vorrollen und trat dann hart auf die Bremse. Als Nase knallte gegen die Kopfstütze, und Pierce, der sich bereits mit einer Hand auf dem Armaturenbrett abstemmte, versteifte seinen Arm. » Ich fahre«, murmelte ich mit einem entschuldigenden Blick zu Jenks. Meine Zehen frieren in diesen
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