Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Erstaunen in der Stimme, als sähe er seinen ersten Sonnenaufgang. Ich unterdrückte ein Schluchzen.
»Ich liebe dich auch«, flüsterte ich und starb innerlich. Ivy hatte Recht. Das war die Hölle.
»Piscary«, sagte Kisten verwirrt. »Er hat mir befohlen, dich zu töten, aber ich habe es nicht getan.« Er lächelte, und meine Seele wurde abgeschnürt, als ich das geliebte Funkeln in seinen Augen sah. »Im Rückblick erscheint es vielleicht ein wenig dumm, aber zu dieser Zeit schien es mir richtig zu sein.« Er nahm meine Hand und musterte stirnrunzelnd meine geschwol-lenen Finger. »Ich will nicht, dass du verletzt wirst, aber ich erinnere mich nicht, warum.«
Ich brauchte drei Anläufe, um die Worte über meine Lippen zu bringen. »Du bist tot«, sagte ich sanft. »Deswegen erinnerst du dich nicht.«
Kisten runzelte verwirrt die Stirn. »Das macht einen Unterschied?«
Mein Kopf tat weh. Das war ein Alptraum. Ein schrecklicher Alptraum. »Das sollte es nicht«, flüsterte ich.
»Ich erinnere mich nicht daran, gestorben zu sein«, sagte er, dann ließ er mich los und wandte sich an den Vampir, der ihn 615
umgebracht hatte. »Kenne ich Sie?«, fragte er, und der Vampir lächelte.
»Nein. Du solltest gehen. Sie gehört mir, und ich teile nicht.
Deine Blutbedürfnisse sind nicht mein Problem. Geh und mach einen langen Spaziergang bei kurzen Schatten.«
Wieder runzelte Kisten die Stirn und grübelte darüber nach.
»Nein«, sagte er schließlich. »Ich liebe sie, selbst wenn ich mich nicht daran erinnere, warum. Ich werde nicht zulassen, dass du sie anrührst. Sie mag dich nicht.«
»Gleich wird sie mich anbeten«, widersprach der Vampir, fast knurrend. Er senkte den Kopf, und seine Haare schwangen nach vorne. Kisten ging in die Hocke, ahmte ihn nach, und verwandelte sich in ein Tier auf zwei Beinen. Die Schönheit und die Anziehungskraft waren verschwunden. Es war reine Wildheit, und ich war der Siegespreis.
Der Vampir sprang lautlos auf Kisten zu und drehte sich im letzten Moment so, dass er über seinen Kopf hinweg flog. Er hielt direkt auf mich zu. Panisch duckte ich mich und fluchte, als seine Faust meine Schulter traf und mich gegen die Wand schleuderte. Mein Kopf knallte dagegen, und ich bemühte mich, scharf zu sehen.
Ich fing an, die Wand herabzurutschen, aber dann stemmte ich meine Füße in den Teppich und versteifte die Knie. Ich würde nicht fallen. Wenn ich es tat, käme ich vielleicht nie wieder hoch. Fasziniert beobachtete ich, wie die beiden kämpften. Kisten war nicht so schnell, aber er war gemein. Kneipen-schlägereien hatten ihm dreckige Tricks beigebracht, die ihn auf den Füßen und im Kampf hielten, als der angreifende Vampir hart genug zuschlug, um Knochen zu brechen. Jeder Schlag und Block richtete Schaden an, den der Vampirvirus wieder heilte.
»Raus, Rachel«, sagte Kisten ruhig, als er den Vampir schließlich in einer Ecke festgenagelt hatte.
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Weinend lief ich stattdessen zu meiner Tasche. Ich hatte Zauber da drin. Meine tauben Hände tasteten nach etwas, womit ich Kisten retten konnte, mich selbst retten konnte. Als er sah, was ich tat, holte der andere Vampir zum Schlag aus und sprang dann auf mich zu. Verängstigt ließ ich die Tasche fallen. Ich hielt die Flasche mit Klebseide in der Hand, die ich benutzt hatte, um Jenks an den Badezimmerspiegel zu kleben, damit er mir nicht folgen konnte.
Ich sprang aus dem Weg und besprühte den Vampir. Der Mann schrie auf, als ich ihn direkt in die Augen traf, aber jetzt war er wieder zwischen mir und der Tür. Ich versuchte, mich an ihm vorbeizuschieben, aber sein Arm schlug aus und schleuderte mich gegen die Kommode. Mein Bauch knallte direkt gegen die Ecke und mein Kopf gegen den Spiegel. Mit rasendem Puls wirbelte ich herum und erstarrte, als ich Kisten im Griff des anderen Vampirs sah, der ihm so jederzeit das Genick brechen konnte.
»Komm hierher, oder er stirbt nochmal«, befahl der Vampir, und gehorsam trat ich einen Schritt vor. Kisten hatte nur noch ein Leben übrig.
Kisten riss die Augen auf. »Du liebst mich«, stellte er fest, und ich nickte. Ich musste mir die Tränen aus den Augen wischen, um ihn sehen zu können.
Der Vampir lächelte und hielt Kisten an sich gepresst wie einen Geliebten. »Es wäre so schön gewesen, dein letztes Blut nehmen zu können«, flüsterte er ihm ins Ohr, und seine Lippen berührten die Haare, durch die ich so gerne meine Finger hatte gleiten lassen. »Das Einzige, was ich noch mehr
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