Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
kein Schu ß , sondern der Rammbock, mit dem die T ü r eingedr ü ckt wurde. Als n ä chstes ert ö nten ü ber Funk aufgeregte Rufe: » Policia! DEA! « Als einen Moment Ruhe herrschte, machte sich Corvo bemerkbar: » Ground one, bitte melden. Wie ist die Lage? « Zuerst kam Rauschen durch den Ä ther, dann war Ramos zu h ö ren: » Wir haben uns Zutritt an Punkt A verschafft. Wir haben … Ich gehe …«
Die Verbindung zu Ramos brach ab. Punkt A war die Hazienda. Laut Plan sollten Punkt A und Punkt B, der Bunker, gleichzeitig angegriffen werden.
» Air Leader, ich kann nichts ü ber Ground two melden. Das Einsatzteam hat den Eingang erreicht, und wir …« Bevor die Verbindung wieder unterbrochen wurde, konnte Bosch das unverwechselbare Ger ä usch automatischen Gewehrfeuers vernehmen. Adrenalin ü berschwemmte seinen ganzen K ö rper, aber er konnte nur hier sitzen, in die Funkstille lauschen und in das tr ü be Gelb des Nachtsichtger ä ts starren. Vor dem Bunker unten glaubte er M ü ndungsfeuer zu erkennen. Dann meldete Ramos sich wieder.
» Wir sind hei ß ! Wir sind hei ß ! «
Der Hubschrauber schwang nach vorne, als der Pilot ihn h ö hersteigen lie ß . Unter ihnen wurde jetzt der gesamte Komplex sichtbar. Auf dem Bunker waren M ä nner zu erkennen, die sich zur Vorderseite bewegten. Bosch schaltete sein Mikrophon am Helm ein: » Corvo, sie haben Leute auf dem Dach. Warn sie! «
» Sei still! « schrie Corvo. Und dann nach unten: »Ground two, Ground two, bewaffnete M ä nner auf dem Bunkerdach. Zwei M ä nner, die sich der Nordseite n ä hern. Verstanden? «
Beim L ä rm der Rotoren waren keine Sch ü sse zu vernehmen, Bosch konnte jedoch vor dem Bunker M ü ndungsfeuer von zwei Stellungen automatischer Waffen sehen. Auch bei den Fahrzeugen leuchtete ab und zu Feuer auf, ansonsten konnte die Miliz sich jedoch nicht bewegen. Eine Funkverbindung stellte sich wieder her, und Bosch h ö rte Sch ü sse. Dann brach sie wieder ab, und niemand hatte gesprochen.
» Ground two, verstanden? « rief Corvo in die Stille. Ein erstes Anzeichen von Panik klang in seiner Stimme an. Es kam keine Antwort. » Ground two, verstanden? «
Eine schwer atmende Stimme meldete sich: »Ground two. Ja. Wir sind hier festgenagelt am Eingang zu Punkt B. Wir sind im Kreuzfeuer und brauchen Hilfe.«
Corvo bellte ins Mikrophon: » Ground one, melden! «
Die Funkstille dauerte lange. Endlich sprach Ramos, seine Worte wurden teilweise vom Gewehrfeuer ü bert ö nt. » Hier. Wir haben … das Haus … drei Verd ä chtige mit Schu ß wunden. Sonst niemand hier. Sieht so aus, da ß sie … Schei ß bunker.«
» Geht zum Bunker. Two braucht Hilfe.«
» … die Richtung.«
Bosch wurde gewahr, da ß die Stimmen ü ber Funk h ö her und aufgeregter klangen. Die Code-W ö rter und die formellen Befehlsphrasen waren vergessen. Angst hatte diese Wirkung. Er kannte das vom Krieg und von seiner Zeit als uniformierter Polizist auf der Stra ß e. Angst, obwohl nie zugegeben, entkleidete M ä nner ihrer einstudierten Posen. Das Adrenalin schie ß t durch die Adern, und die Kehle gurgelt vor Furcht wie ein verstopfter Abflu ß . Der nackte Ü berlebenstrieb ü bernimmt die Kontrolle, sch ä rft den Verstand und wirft den formellen Quatsch ü ber Bord. Der anf ä nglich sachliche Hinweis auf Punkt B verwandelt sich in eine hysterische Obsz ö nit ä t.
Aus einhundertdrei ß ig Meter H ö he und durch sein Nachtsichtger ä t erkannte Bosch den Fehler des Plans. Die DEA-Agents hatten gehofft, mit ausreichendem Vorsprung vor der Miliz einzutreffen, die Geb ä ude anzugreifen und zu sichern, bevor die Bodentruppen angelangt waren. Aber so war es nicht abgelaufen. Und jetzt lag ein CLET-Team im Kreuzfeuer zwischen der Miliz und den Leuten im Bunker.
Das Schu ß feuer vom Bunker nahm pl ö tzlich zu. Bosch sah M ü ndungsfeuer hektisch aufleuchten, und dann raste ein Jeep von der R ü ckwand des Bunkers los. Er durchbrach ein Tor in der Mauer, die den Komplex umgab, und fuhr durch das mit Strauchwerk bewachsene Gel ä nde in s ü d ö stlicher Richtung. Bosch bet ä tigte wieder seinen Bordfunkknopf.
» Corvo, einer fl ü chtet. Jeep, Richtung, S ü dosten.«
» Wir m ü ssen ihn laufen lassen. Unsere Aktion da unten steckt total in der Schei ß e. Ich kann niemanden entbehren … und bleib verdammt noch mal aus der Leitung.«
Der Jeep war jetzt au ß erhalb des Gesichtsfelds seines Nachtsichtger ä ts. Er klappte die Linsen nach oben und sah
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