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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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das Gehalt ihres Mannes beziehen. Kein schlechter Handel f ü r beide Seiten. Wenn Sylvia es gewesen war, die sich an Interne Ermittlungen gewendet hatte, w ü rde sie die Pension verlieren, falls sie die Sache weiterverfolgte oder sich an die Ö ffentlichkeit wandte. Die Polizei k ö nnte dann behaupten, da ß Cal bei seinen krummen Touren umgekommen sei, und die Pension streichen. Bosch war sich sicher, da ß man ihr das nicht erkl ä ren mu ß te.
    » Also, wann ist die Totenfeier? « fragte er.
    » Montag um eins. In der San Fernando Mission Chapel. Die Beerdigung ist auf dem Oakwood Friedhof, oben in Chatsworth.«
    Wenn sie ein gro ß es Spektakel veranstalten wollten, war das der richtige Schauplatz. Ein paar Hundert Polizisten auf Motorr ä dern, die an der Spitze der Prozession die Kurve des Valley Circle Boulevard durchfuhren, ergaben ein erstklassiges Foto f ü r die Titelseite.
    » Mrs. Moore, warum sind sie um …«, er sah auf seine Uhr, es war 22. 45, » … so sp ä t gekommen, um die Uniform Ihres Mannes zu holen? «
    » Nennen Sie mich Sylvia.«
    » Okay.«
    » Um die Wahrheit zu sagen, ich wei ß nicht, warum. Ich habe nicht geschlafen … Ich meine ü berhaupt nicht, seit … er gefunden wurde. Ich wei ß nicht. Ich wollte einfach fahren, und den Schl ü ssel habe ich erst heute bekommen.«
    » Von wem haben Sie ihn bekommen? «
    » Assistant Chief Irving. Er kam vorbei und sagte, da ß sie im Apartment alles durchsucht h ä tten, und falls ich etwas haben wollte, k ö nnte ich es mitnehmen. Das Problem ist, es gibt nichts. Ich hoffte, ich m üß te nie herkommen. Dann rief der Mann vom Beerdigungsinstitut an und fragte nach der Uniform. Und jetzt bin ich doch hier.«
    Bosch nahm die T ü te mit den Fotos von der Couch und hielt sie ihr hin. » Was ist mit denen? Wollen Sie sie? «
    » Ich denke nein.«
    » Haben Sie sie vorher schon einmal gesehen? «
    » Ich glaube, einige davon. Wenigstens kamen mir ein paar bekannt vor. Andere habe ich nie gesehen.«
    » Warum hebt ein Mann sein ganzes Leben Fotos auf und zeigt sie nie seiner Frau? «
    » Ich wei ß es nicht.«
    » Eigenartig.« Er ö ffnete die T ü te und fragte, w ä hrend er die Fotos durchsah: » Wissen Sie, was mit seiner Mutter geschehen ist? «
    » Sie starb. Bevor ich ihn kennenlernte. Gehirntumor. Er war zwanzig, hat er gesagt.«
    » Was ist mit seinem Vater? «
    » Er hat mir erz ä hlt, da ß er tot ist. Aber ich wei ß nicht, ob das symbolisch gemeint war oder nicht. Weil er nie gesagt hat, wie oder wann er starb. Einmal habe ich ihn gefragt, und er antwortete, er wolle nicht dar ü ber sprechen. Das Thema wurde nie mehr angeschnitten.«
    Bosch hielt das Foto mit den zwei Jungen am Picknicktisch hoch. » Wer ist das? «
    Sie trat n ä her und sah das Foto an. Er betrachtete ihr Gesicht. Ihre braunen Augen hatten stellenweise gr ü ne Flecken; er nahm einen leichten Geruch von Parfum wahr.
    » Ich kenne ihn nicht. Wahrscheinlich ein Freund.«
    » Er hatte keinen Bruder? «
    » Er hat mir von keinem erz ä hlt. Als wir heirateten, sagte er zu mir, ich sei seine ganze Familie. Er sagte … sagte, er habe niemanden au ß er mir.«
    Bosch studierte jetzt das Foto: » Er sieht ihm sehr ä hnlich.« Sie sagte nichts.
    » Was ist mit der T ä towierung? «
    » Was soll damit sein? «
    » Hat er Ihnen je gesagt, woher er sie hat, was sie bedeutet? «
    » Er hat sie in dem Dorf bekommen, wo er aufwuchs. Als er ein Junge war. Das hei ß t, es war wohl eher ein Barrio. Heilige und S ü nder, das ist die Bedeutung der T ä towierung. Weil die Leute, die dort wohnten, nicht w üß ten, was sie w ä ren und was aus ihnen w ü rde.«
    Er mu ß te an Cal Moores Abschiedsbotschaft denken. Ich fand heraus, wer ich war. Er fragte sich, ob sie die Bedeutung dieser Worte in Bezug auf seine Herkunft verstand. Wo jeder Junge herausfinden mu ß te, wer er war. Heiliger oder S ü nder.
    Sylvia unterbrach seine Gedankeng ä nge: » Sie haben eigentlich nicht gesagt, warum Sie hier waren. Um im Dunkeln nachzudenken? Mu ß ten Sie deshalb herkommen? «
    » Ich wollte mich wohl umsehen. Sehen, was f ü r ein Mensch er war. Vielleicht w ü rde irgendein Groschen fallen. H ö rt sich das verr ü ckt an? «
    » Nicht f ü r mich.«
    » Gut.«
    » Und? Ist irgendein Groschen gefallen? «
    » Ich wei ß noch nicht. Manchmal dauert es etwas.«
    » Wissen Sie, ich habe Irving ü ber sie befragt. Er sagte, Sie haben mit dem Fall nichts zu tun. Er sagte, da ß Sie in

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