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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Smith & Wesson, die er aus dem Halfter gezogen und in ein Ö ltuch gewickelt hatte, in die Vertiefung und schob das Rad dar ü ber. Nachdem er die Matte wieder eingepa ß t und den Wagenheber nach hinten gelegt hatte, lud er noch eine Reisetasche mit Kleidung zum Wechseln und seine Aktentasche in den Kofferraum. Es sah unverd ä chtig aus; allerdings bezweifelte er, da ß ü berhaupt jemand nachsehen w ü rde.
    Er ging wieder ins Haus und holte seinen anderen Revolver aus dem Wandschrank im Flur. Es war ein Vierundvierziger mit Griff und Sicherungshebel f ü r einen Rechtsh ä nder. Der Zylinder ö ffnete sich nach links. Bosch war Linksh ä nder und konnte ihn nicht benutzen, aber er hatte ihn seit sechs Jahren behalten, weil er das Geschenk eines Mannes war, dessen Tochter vergewaltigt und ermordet worden war. Bosch hatte den M ö rder w ä hrend eines kurzen Schu ß wechsels bei der Verhaftung am Sepulveda-Damm in Van Nuys angeschossen. Der M ö rder ü berlebte und sa ß nun ohne M ö glichkeit, auf Bew ä hrung entlassen zu werden, lebensl ä nglich im Gef ä ngnis. Aber f ü r den Vater war das nicht genug. Nach dem Proze ß hatte er Bosch die Waffe ü berreicht, und Bosch hatte sie nicht ablehnen k ö nnen, weil er dann den Schmerz des Mannes nicht anerkannt h ä tte. Was er Harry damit hatte sagen wollen, war klar: Mach es das n ä chste Mal richtig. Schie ß e, um zu t ö ten. Harry nahm den Revolver und h ä tte ihn f ü r sich um ä ndern lassen k ö nnen. Allerdings h ä tte er damit dem Vater recht gegeben. Harry war sich nicht sicher, ob es mit ihm schon so weit war.
    Die Waffe hatte sechs Jahre auf dem Regal im Wandschrank gelegen. Jetzt nahm er sie in die Hand und pr ü fte, ob sie noch in Ordnung war. Dann lud er sie und steckte sie in sein Halfter. Er war bereit zu fahren.
    In der K ü che griff er nach der Thermosflasche und beugte sich ü ber den Anrufbeantworter, um eine neue Meldung aufzunehmen.
    » Bosch hier. Ich werde ü bers Wochenende in Mexiko sein. Falls Sie eine Nachricht hinterlassen wollen, warten Sie einen Moment. Falls es dringend ist, k ö nnen Sie mich im De Anza Hotel in Calexico erreichen.«

    Es war noch nicht sieben, als er nach Süden fuhr. Er nahm den Hollywood Freeway, bis er Downtown mit den B ü rot ü rmen, die von Fr ü hnebel und Smog umh ü llt waren, passiert hatte. Ü ber die Zubringerstra ß e kam er auf den San Bernadino Freeway und fuhr jetzt Richtung Osten aus der Stadt heraus. Es waren 250 Meilen bis zur Grenze und den Schwesterst ä dten Calexico und Mexicali. Er w ü rde vor Mittag dort sein. Er go ß sich Kaffee in einen Becher, ohne etwas zu versch ü tten, und geno ß die Fahrt.
    Der Smog kl ä rte sich nicht bis zur Abfahrt nach Yucaipa in Riverside County. Danach f ä rbte sich der Himmel so blau wie der Ozean auf den Karten, die neben ihm lagen. Es war ein windstiller Tag. Als er an der Windm ü hlenfarm in der N ä he von Palm Springs vorbeifuhr, sah er Hunderte von Rotoren, die starr im Morgendunst der W ü ste standen. Es sah unheimlich aus, wie ein Friedhof, und er wandte seinen Blick ab.
    Bosch fuhr, ohne zu halten, durch die noblen W ü stenorte Palm Springs und Rancho Mirage. Vorbei an Stra ß en, die nach golfspielenden Pr ä sidenten und Stars benannt waren. Als er am Bob Hope Drive vorbeifuhr, erinnerte er sich an einen Auftritt des Komikers in Vietnam. Bosch war gerade von einer S ä uberungsaktion der Vietkong-Tunnels in der Provinz Cu Chi zur ü ckgekehrt und fand Hope wahnsinnig witzig. Jahre sp ä ter sah er einen Ausschnitt der gleichen Show in einer Fernsehretrospektive, und Traurigkeit ü berkam ihn. Nach Rancho Mirage bog er auf die Route 86 ab und fuhr geradeaus nach S ü den.
    Auf einer Landstra ß e irgendwohin zu fahren, erf ü llte ihn immer wieder mit Begeisterung, dem Gef ü hl, etwas Neues und Unbekanntes zu sehen. Er glaubte auch, da ß er auf solchen Fahrten am besten nachdenken konnte. In Gedanken wiederholte er seine Durchsuchung von Moores Apartment und achtete auf versteckte Hinweise. Die ramponierten M ö bel, der leere Koffer, das einzelne Pornoheft, der leere Rahmen. Moore hatte eine r ä tselhafte Geschichte zur ü ckgelassen. Ihm fiel wieder die T ü te mit den Fotos ein. Sylvia hatte ihren Entschlu ß ge ä ndert und sie mitgenommen. Bosch w ü nschte, er h ä tte sich das Foto der zwei Jungen und das von Vater und Sohn ausgeliehen.

    Bosch besaß keine Fotos von seinem eigenen Vater. Sylvia gegen ü ber hatte er

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