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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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seine drei Halbschwestern waren. Sein Halbbruder, wahrscheinlich ein paar Jahre ä lter als er, beobachtete ihn w ä hrend der Zeremonie. Am Ende drehte sich Bosch um und ging.

    Kurz vor zehn hielt Bosch an einem Rasthaus, das sich El Oasis Verde nannte, und a ß Huevos Rancheros, mexikanische Spiegeleier mit Tomatensalsa. Sein Tisch war an einem Fenster, von dem man die blau-wei ß e Fl ä che der Salton Sea sehen konnte und weiter im Osten die Chocolate Mountains. Bosch versank schweigend in die Betrachtung der Weite und Sch ö nheit der Landschaft. Nachdem er mit dem Fr ü hst ü ck fertig war und die Kellnerin Kaffee in seine Thermosflasche gef ü llt hatte, lehnte er sich drau ß en gegen den Kotfl ü gel seines Caprice und geno ß noch einmal f ü r einige Momente die k ü hle, saubere Luft und das Panorama.
    Sein Halbbruder war jetzt ein erfolgreicher Strafverteidiger, und er war Cop. Es gab eine Art Symmetrie ihrer Lebensl ä ufe, die ihm gefiel. Sie hatten nie miteinander gesprochen und w ü rden es wohl auch nie tun.
    Auf der 86, die die Ebene zwischen der Salton Sea und den Santa Rosa Mountains ü berquerte, fuhr er weiter s ü dlich durchs Imperial Valley, das allm ä hlich unter Meeresspiegelh ö he fiel. Links und rechts befanden sich Felder, die von Bew ä sserungsgr ä ben in riesige Rechtecke unterteilt waren, und der Geruch von D ü nger und frischem Gem ü se drang in den Wagen. Lkws, beladen mit Salat, Spinat oder Cilantro, fuhren von den Feldwegen vor ihm auf die Landstra ß e, so da ß er immer wieder abbremsen mu ß te. Es machte ihm jedoch nichts aus, und er wartete geduldig, bis er ü berholen konnte.
    In der N ä he der Stadt Vallecito parkte Bosch am Stra ß enrand, um eine D ü senj ä gerstaffel zu beobachten, die ü ber einen Berg im S ü dwesten her ü bergedonnert kam. Sie ü berquerten die 86 und flogen ü ber die Salton Sea. Bosch hatte keinerlei Ahnung von modernen Milit ä rjets. Sie waren jetzt schneller und aerodynamischer als die Maschinen, die er aus Vietnam kannte. Aber sie waren niedrig geflogen, so da ß er unter den Fl ü geln ihre t ö dliche Ladung erkennen konnte. Er sah, wie die drei Flugzeuge sich seitlich drehten und in einem engen Wendeman ö ver wieder Kurs auf den Berg nahmen. Nachdem sie ü ber ihn hinweggeflogen waren, nahm er seine Karten und sah eingezeichnete Vierecke im S ü dwesten, die als Sperrgebiet gekennzeichnet waren. Es war das Ü bungsgel ä nde der Marineflieger am Superstition Mountain. Auf der Karte stand, da ß auf dem Gebiet scharfe Bomben abgeworfen wurden. Betreten verboten.
    Bosch f ü hlte, wie eine dumpfe Vibration den Wagen leicht wiegte, dann folgte ein Donner. Er sah auf und glaubte, eine Rauchwolke aufsteigen zu sehen. Dann f ü hlte und h ö rte er, wie noch eine Bombe aufschlug. Und noch eine.
    Als die Jets, deren silberne K ö rper wie Diamanten in der Sonne funkelten, wieder ü ber ihn hinwegflogen, um einen neuen Bombenangriff zu starten, fuhr Bosch hinter einem Lkw wieder auf die Landstra ß e. Auf der Ladefl ä che sa ß en zwei Teenager, mexikanische Feldarbeiter, die Bosch teilnahmslos ansahen. Ihre erm ü deten Augen schienen anzuzeigen, da ß sie wu ß ten, was f ü r ein langes, schweres Leben vor ihnen lag. Sie waren ungef ä hr so alt wie die zwei Jungen auf dem Foto am Picknicktisch.
    Ein paar Augenblicke sp ä ter konnte er den Lkw ü berholen und beschleunigte. Noch eine Weile h ö rt er Explosionen vom Superstition Mountain. Er kam an Farmen vorbei, kleinen Restaurants, die von Familien betrieben wurden, und an einem gigantischen Silo einer Zuckerraffinerie, an dem oben mit einer gemalten Linie die H ö he des Meeresspiegels markiert war.

    Im Sommer nach dem Gespräch mit seinem Vater besorgte sich Bosch Hesses Romane. Er wollte wissen, was der alte Mann gemeint hatte. Er fand es im zweiten Buch, das er las. Harry Haller war eine Figur darin. Ein desillusionierter Einzelg ä nger, ein Mann ohne wirkliche Identit ä t. Harry Haller war der Steppenwolf.
    Im August fing Bosch bei der Polizei an.

    Er glaubte zu fühlen, wie das Gelände anstieg. Die Felder verschwanden, statt dessen war jetzt braunes Strauchwerk zu sehen, und auf der weiten Ebene stiegen Staubs ä ulen auf. Seine Ohren knackten, als er immer h ö her hinauf fuhr. Und er wu ß te, da ß er sich der Grenze n ä herte, lange bevor er das gr ü ne Schild mit dem Hinweis sah, da ß es nur noch zwanzig Meilen bis Calexico waren.

20
    Calexico sah wie fast

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