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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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nicht sagen.«
    »Was Edgar Ihnen über einen Brief erzählt hat, ist gelogen. Ich habe ihm nichts …«
    »Und er hat mir auch nichts von einem Brief erzählt. Das war nicht nötig. Ich bin von selbst drauf gekommen. Sie riefen ihn Montag an, nachdem die Leiche gefunden worden war, weil Sie schon davon gehört hatten und auch wußten, daß es in Beziehung zu dem Puppenmacher stand. Ich fragte mich wie, und dann war es klar. Wir erhielten ein Schreiben, aber das war bis zum nächsten Tag geheim. Der einzige, der davon wußte, war Bremmer. In seinem Artikel stand jedoch, daß er Sie nicht erreichen konnte, um einen Kommentar zu bekommen. Sie trafen sich nämlich zu der Zeit mit Edgar. Er sagte mir, Sie hätten ihn an dem Nachmittag wegen der Leiche angerufen. Sie wollten wissen, ob wir einen Brief erhalten hatten. Weil Sie einen bekommen hatten. Ich muß ihn sehen. Wenn er anders als unserer ist, könnte uns das helfen.«
    Sie sah auf die Uhr und steckte sich schnell eine neue Zigarette an.
    »Ich kann einen Durchsuchungsbefehl kriegen«, sagte er.
    Sie brachte ein künstliches Lachen heraus.
    »Das möchte ich sehen, wie Sie einen Durchsuchungsbefehl erhalten. Den Richter möchte ich sehen, der einen Durchsuchungsbefehl unterschreibt, der es dem LAPD erlaubt, mein Haus zu durchsuchen, wo ich mit diesem Prozeß jeden Tag in der Zeitung stehe. Richter haben eine Nase für Politik, Detective. Niemand wird einen Durchsuchungsbefehl unterzeichnen und am Ende möglicherweise dumm dastehen.«
    »Ich dachte eigentlich eher an Ihr Büro. Aber vielen Dank, daß Sie mir wenigstens verraten, wo er ist.«. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie wieder den Blick in ihren Augen. Sie hatte sich verplappert, und das war wahrscheinlich der größte Schock für sie. Sie drückte die Zigarette nach zwei Zügen in den Sand. Tommy Faraway würde sich darüber freuen, wenn er sie später fand.
    »Die Sitzung wird in einer Minute eröffnet, Detective. Ich weiß nichts von einem Schreiben. Verstehen Sie? Überhaupt nichts. Es gibt keinen Brief. Wenn Sie mir deswegen Probleme machen wollen, mache ich Ihnen noch mehr.«
    »Ich habe Belk nichts gesagt und werde es auch nicht. Mich interessiert nur der Brief. Es hat nichts mit dem Prozeß zu tun.«
    »Sie denken, das ist so leicht …«
    »Ich denke, das ist so leicht, weil ich ihn nicht gelesen habe. Sie haben sich schon wieder versprochen. Passen Sie besser auf in Zukunft.«
    Sie ignorierte die Bemerkung und schnitt einen anderen Aspekt an.
    »Eine andere Sache … Wenn Sie daran denken, mein Arrangement mit Edgar als Begründung für eine Urteilsaufhebung oder eine Beschwerde wegen Berufsvergehen vorzubringen, sind Sie auf dem Holzweg. Edgar hat sich ohne Druck darauf eingelassen. Er hat es sogar von sich aus vorgeschlagen. Wenn Sie die Beschwerde einreichen, werde ich Sie wegen übler Nachrede verklagen und dazu eine Presseerklärung abgeben.«
    Er bezweifelte, daß irgend etwas auf Edgars Vorschlag hin geschehen war, widersprach jedoch nicht. Sie warf ihm ihren kaltblütigsten Killer-Blick zu, öffnete die Tür und war verschwunden.
    Bosch rauchte seine Zigarette zu Ende. Er hoffte, er hatte sie vor dem Plädoyer ein bißchen aus dem Gleichgewicht gebracht. Am meisten freute es ihn jedoch, daß er eine unausgesprochene Bestätigung seiner Theorie erhalten hatte. Der Nachahmer hatte ihr einen Brief geschickt.
     
    Das Schweigen, das sich im Gerichtssaal ausbreitete, während Chandler zum Pult schritt, war von der spannungsgeladenen Stille, die vor Urteilsverkündungen entsteht. Bosch glaubte, viele im Saal waren der Ansicht, daß das Urteil schon eine beschlossene Sache war und Chandlers Worte ihm nur noch den Gnadenstoß versetzen würden. Den letzten, tödlichen Schlag.
    Sie begann damit, den Geschworenen formell für ihre Geduld und Aufmerksamkeit zu danken, und sagte, sie hätte Vertrauen, daß sie zu einer gerechten Entscheidung gelangen würden.
    In den Prozessen, an denen Bosch als Ermittler teilgenommen hatte, wurde dies immer von den Vertretern beider Seiten gesagt, und er hielt es für ziemlichen Quark. Die meisten Geschworenen bestehen aus Leuten, die ganz einfach ein paar Tage nicht in die Fabrik oder ins Büro gehen wollen. Wenn sie dann dort sitzen, sind die Fälle zu kompliziert, zu furchtbar oder zu langweilig, und sie verbringen die Zeit damit, bis zur nächsten Pause wach zu bleiben, um sich wieder mit Zucker, Koffein und Nikotin aufputschen zu können.
    Nach den

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