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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ölverschmierte Papier ein, stand auf und verließ das Großraumbüro. Bosch hörte, wie das Päckchen auf den Boden des Abfalleimers im Flur aufschlug. Dann kam Mora zurück.
    »Ich will nicht, daß mein Papierkorb danach stinkt.«
    »Du hast mich angepiepst?«
    »Ja. Wie läuft’s im Prozeß?«
    »Ich warte aufs Urteil.«
    »Scheiße, da kann einem angst werden.«
    Bosch wußte aus Erfahrung, daß man Mora Zeit lassen mußte. Es hätte keinen Sinn, ihn direkt zu fragen, warum er ihn verständigt hatte.
    Mora drehte sich auf seinem Stuhl zu den Karteischränken hinter ihm um und begann Schubladen zu öffnen. Über die Schulter sagte er: »Gedulde dich, Harry, ich muß ein paar Sachen für dich zusammensuchen.«
    Bosch beobachtete ihn zwei Minuten dabei, wie er mehrere Aktendeckel öffnete, Fotos herausnahm und auf einen Stapel legte. Dann drehte Mora sich um.
    »Vier«, sagte er. »Vier Schauspielerinnen, die sozusagen unter verdächtigen Umständen von der Bildfläche verschwanden.«
    »Nur vier.«
    »Ja. Tatsächlich wurden noch andere Namen genannt. Aber nur vier passen in das Opferprofil. Blond und volle Bluse. Gallery, von der wir schon wissen, und deine Beton-Blondine ist auch dabei. Alles in allem sechs. Hier sind die neuen.«
    Er reichte ihm den Stoß Fotos über den Schreibtisch. Harry sah sie langsam durch. Es waren Hochglanzfotos für Besetzungsbüros, und die Namen standen auf dem weißen Rand unten. Zwei der Frauen waren nackt und posierten drinnen auf einem Stuhl mit geöffneten Beinen. Die zwei anderen waren am Meer in Bikinis fotografiert worden, die an den meisten öffentlichen Stränden sicher illegal waren. Die Frauen auf den Fotos erschienen ihm fast austauschbar. Ihre Körper waren ähnlich. Die Gesichter zeigten dieselben Schmollmünder, die wohl gleichzeitig sexuelle Ekstase ausdrücken und mysteriös sein sollten. Das Haar der Frauen war so blond, daß es schon fast weiß war.
    »Alle Schneeweißchen«, kommentierte Mora unnötigerweise, so daß Bosch aufsah. Der Polizist vom Sittendezernat sah ihn an und sagte: »Das Haar. So nennen die Produzenten sie, wenn sie Filme besetzen. Sie rufen an und sagen, sie brauchen ein Schneeweißchen für die oder die Rolle, weil sie schon einen Fuchs oder was anderes haben. Schneeweiß. Es ist eine Modellbezeichnung. Diese Hühner sind alle austauschbar.«
    Bosch sah wieder auf die Fotos. Er hatte Angst, daß sein Verdacht von seinen Augen abzulesen war.
    Er merkte jedoch, daß Mora recht hatte. Der größte körperliche Unterschied bestand in Art und Ort der Tätowierungen. Jede der Frauen trug ein Herz, eine Rose oder eine Comicfigur. Candi Cummings hatte ein Herz links neben dem sauber geschnittenen Haardreieck. Mood Indigo hatte irgendeine Comicfigur über ihrem linken Fußgelenk tätowiert. Was es genau war, konnte Bosch wegen der Perspektive des Fotos nicht erkennen. Fünfzehn Zentimeter über der linken Brustwarze, an der ein goldener Ring hing, hatte Dee Anne Dozit ein Herz, um das sich Stacheldraht rankte. Und Texas Rose hatte zwischen Daumen und Zeigefinger auf der rechten Hand eine rote Rose tätowiert.
    Bosch ging der Gedanke durch den Kopf, daß sie eventuell alle tot waren.
    »Niemand hat von ihnen gehört?«
    »Wenigstens niemand im Geschäft.«
    »Du hast recht, körperlich stimmen sie mit dem Profil überein.«
    »Ja.«
    »Sie haben als Callgirls gearbeitet?«
    »Ich nehme an, aber ich bin mir nicht sicher. Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, kannten sie nur vom Filmen. Was sie nach dem Drehen machten, wußten sie nicht. Das haben sie mir wenigstens gesagt. Ich wollte als nächstes ein paar alte Ausgaben von Sexzeitungen nach Anzeigen durchsehen.«
    »Weißt du, wann sie verschwanden? Irgendein Datum?«
    »Nichts Genaues. Die Agenten und Filmemacher führen keine Kalender. Wir haben es hier mit vagen Erinnerungen und größeren Zeitspannen zu tun. Wenn ich herausfinde, daß sie annonciert hatten, kann man den Zeitpunkt ziemlich genau bestimmen. Aber ich sage dir mal, was ich herausgefunden habe. Hast du dein Notizbuch?«
    Mora gab ihm, was er hatte. Keine genauen Daten, nur Monate und Jahre. Wenn man die Zeitpunkte, als Rebecca Kaminski, die Beton-Blondine, und Constance Calvin alias Gallery verschwanden, zu den anderen, ungenauen Daten hinzunahm, ergab sich ein Abstand von sechs oder sieben Monaten zwischen dem Verschwinden der Pornostarlets. Als letzte war vor ungefähr acht Monaten Mood Indigo verschwunden.
    »Siehst du das

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