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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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haben.«
    »Also baten Sie ihn, das zu überprüfen. Exzellent.«
    »Ja, ich habe ihn gestern gefragt. Und heute nannte er mir vier Namen. Wir hatten schon den Namen der Beton-Blondine und einen anderen, den der Verdächtige uns diese Woche nannte. Dazu die ersten zwei – Puppenmacher-Opfer sieben und elf –, macht alles in allem acht. Der Verdächtige wurde den ganzen Tag observiert. Wir wissen also, daß er sich überall danach erkundigt hat. Er hat mir nicht einfach vier Namen gegeben. Er hat sich an die Ermittlungsroutine gehalten.«
    »Natürlich. Er hält die Fassade eines ganz normalen Alltagslebens aufrecht, egal ob er weiß, daß man ihn beschattet oder nicht. Die Namen weiß er natürlich schon, aber er wird sie durch Routinemethoden ermitteln. Das ist ein Zeichen, wie clever er …«.
    Er brach ab, steckte eine Hand in die Tasche und runzelte die Stirn, während er auf den Boden starrte.
    »Sie sagten sechs neue Namen plus die ersten zwei?«
    »Richtig.«
    »Acht Morde in fast fünf Jahren. Ist es möglich, daß es noch mehr gab?«
    »Das wollte ich Sie fragen. Diese Information kommt von dem Verdächtigen. Lügt er? Würde er uns weniger Namen nennen, als es tatsächlich Opfer gibt, um unsere Ermittlungen zu sabotieren?«
    »Ah.« Er begann wieder auf und ab zu gehen, sagte aber erst nach einer Weile wieder etwas. »Mein Gefühl sagt mir nein. Nein, er würde die Ermittlungen nicht sabotieren. Er würde weiterhin seine Aufgaben ernsthaft erfüllen. Wenn er Ihnen nur fünf neue Namen gegeben hat, dann gibt es nicht mehr. Sie dürfen nicht vergessen, daß er sich der Polizei gegenüber in jeder Hinsicht überlegen fühlt. Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn er über bestimmte Aspekte des Falles ganz ehrlich Ihnen gegenüber wäre.«
    »Wir haben eine ungefähre Vorstellung, wann die einzelnen Morde passiert sind. Es sieht so aus, als hätte sich die Frequenz nach dem Tod des Puppenmachers verringert. Als er sie verbergen, vergraben mußte, weil er sie nicht mehr dem Puppenmacher unterschieben konnte, verlängerten sich die Intervalle. Es sieht so aus, als wäre er von zwei Monaten zu Abständen von sieben Monaten übergegangen. Vielleicht sogar länger. Das letzte Verschwinden liegt fast acht Monate zurück.«
    Locke sah vom Boden auf und schaute Bosch an.
    »Bei allem, was jetzt abläuft«, sagte er, »dem Prozeß in der Zeitung, seinem Schreiben und seiner Mitarbeit an dem Fall, wird das Ende des Intervalls noch schneller kommen. Verlieren Sie ihn nicht aus den Augen, Harry. Der Zeitpunkt könnte nah sein.«
    Er drehte sich um und blickte zum Kalender, der neben der Tür hing. Über den Wochentagen war ein labyrinthartiges Gebilde. Locke begann zu lachen. Bosch verstand nicht weshalb.
    »Was?« fragte er.
    »O Gott, diese Woche ist auch noch Vollmond.« Er fuhr herum und sah Bosch an. »Können Sie mich bei der Observierung mitnehmen?«
    »Was?«
    »Mich mitnehmen. Es wäre eine seltene Gelegenheit auf dem Gebiet psychosexueller Untersuchungen. Zu observieren, wie ein sexueller Sadist sich seine Opfer sucht. Unglaublich, Harry. Ich könnte einen Forschungsauftrag von der Johns Hopkins University bekommen. Ich könnte – könnte«, seine Augen leuchteten auf, als er zum Kellerfenster sah, »endlich aus diesem verdammten Verlies rauskommen.«
    Bosch stand auf. Er hatte das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Er war hierhergekommen, um Hilfe zu erhalten, nicht um Locke zum Starpsychiater zu machen.
    »Hören Sie zu, wir haben es mit einem Mörder zu tun. Ich werde nichts tun, was die Ermittlungen gefährden könnte. Observieren ist eine ziemlich delikate Angelegenheit. Wenn Sie dabei berücksichtigen, daß wir es mit einem Cop zu tun haben, ist es noch schwieriger. Ich kann Sie nicht mitnehmen. Vergessen Sie’s. Ich kann Sie hier ab und zu auf den neuesten Stand bringen, wenn ich Zeit habe, aber es ist ganz und gar ausgeschlossen, daß ich oder mein Commander einen Zivilisten mitfahren lassen würden.«
    Lockes Blick senkte sich, und er sah aus wie ein gescholtener Junge. Er schaute noch einmal kurz zum Fenster und ging wieder hinter seinen Schreibtisch. Als er sich hingesetzt hatte, ließ er die Schultern hängen.
    »Ja, natürlich«, sagte er leise, »ich verstehe vollkommen, Harry. Ich habe mich gerade von meinen Ideen mitreißen lassen. Das Wichtigste ist, daß wir den Mann stoppen. Später können wir ihn analysieren. Nun, ein Intervall von sieben Monaten, das ist beeindruckend.«
    Bosch

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