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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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kühle Seeluft benötigt, um wach zu bleiben.

30
    Bosch kam am Montagmorgen zehn Minuten zu spät in den Gerichtssaal. Er hatte gewartet, um sicher zu sein, daß Sylvia mit dem Taxi auf dem Weg zur Schule und außer Gefahr war. Dann war er nach Hause gefahren und hatte den gleichen Anzug angezogen, den er schon Freitag getragen hatte. Als er in den Gerichtssaal eilte, sah er, daß Richter Keyes nicht auf seinem Sessel saß und Chandler nicht am Klägertisch. Churchs Witwe saß allein dort, den Blick in andächtiger Haltung nach vorne gerichtet.
    Harry setzte sich neben Belk und sagte: »Was gibt’s?«
    »Wir haben auf Sie und Chandler gewartet. Jetzt warten wir bloß noch auf sie. Der Richter war nicht gerade erfreut.«
    Bosch sah, wie die Gerichtsdienerin von ihrem Platz aufstand und an seiner Bürotür klopfte. Dann steckte sie ihren Kopf hinein, und man konnte hören, wie sie sagte: »Detective Bosch ist hier. Ms. Chandlers Sekretärin hat sie immer noch nicht gefunden.«
    Bosch fühlte, wie sein Brustkorb eingeschnürt wurde, und er begann zu schwitzen. Wie hatte er das außer acht lassen können? Er beugte sich vor und bedeckte sein Gesicht mit den Händen.
    »Ich muß telefonieren«, sagte er und stand auf.
    Belk drehte sich um, wahrscheinlich um ihm zu sagen, daß er nicht weggehen solle, sagte jedoch nichts, da sich die Tür zu den richterlichen Räumen öffnete und Richter Keyes heraustrat und erklärte: »Bleiben Sie sitzen.«
    Er nahm seinen Platz ein und bat die Gerichtsdienerin, die Geschworenen hereinzulassen.
    »Wir werden anfangen und die Jury ihre Beratung fortsetzen lassen, ohne daß Ms. Chandler anwesend ist. Wir werden uns zu einem anderen Zeitpunkt mit ihrer Verspätung befassen.«
    Die Geschworenen kamen herein, und der Richter fragte sie, ob es etwas zu besprechen gebe oder ob jemand wegen des Terminplans Probleme habe. Niemand sagte ein Wort.
    »Gut, dann schicken wir Sie wieder weg, damit Sie Ihre Beratung fortsetzen können. Der Marshal wird mit Ihnen später das Mittagessen besprechen. Übrigens, Ms. Chandler hatte heute morgen Terminschwierigkeiten. Deshalb sitzt sie nicht am Klägertisch. Beachten Sie den Umstand nicht weiter. Vielen Dank.«
    Die Jury marschierte wieder hinaus. Danach instruierte der Richter die anwesenden Parteien, sich wieder im Umkreis von fünfzehn Minuten aufzuhalten, und bat die Gerichtsdienerin, sich weiterhin zu bemühen, Chandler ausfindig zu machen. Nachdem er das erledigt hatte, stand er auf und kehrte in seine Räume zurück.
    Bosch stand sofort auf und verließ den Gerichtssaal. Er ging zu den Münzfernsprechern und wählte die Nummer der Polizeizentrale. Nachdem er seinen Namen und seine Dienstnummer angegeben hatte, bat er die Angestellte eine Alarmstufensuche nach der Adresse Honey Chandlers beim Kraftfahrzeugverkehrsamt durchzuführen. Er würde solange in der Leitung bleiben.
     
    Der Rover funktionierte erst, als er die Untergrundgarage des Gerichtsgebäudes verließ. Sobald er auf der Los Angeles Street war, versuchte er es wieder und erreichte Edgar, der sein Funkgerät eingeschaltet hatte. Er gab ihm Chandlers Adresse auf der Carmelina Street in Brentwood.
    »Triff mich dort.«
    »Schon unterwegs.«
    Er fuhr zur Third Street, auf ihr weiter bis zum Tunnel und dann auf den Harbor Freeway. Gerade als er den Santa Monica Freeway erreichte, ertönte sein Piepser. Er schaute auf die Nummer, erkannte sie aber nicht. An der nächsten Ausfahrt verließ er den Freeway und hielt in Korea Town vor einem Gemüseladen an, an dessen Front ein Münzfernsprecher angebracht war.
    »Gerichtssaal Vier«, antwortete eine Frau.
    »Hier Detective Bosch, hat mich jemand angepiept?«
    »Ja, wir. Wir haben eine Urteilsentscheidung. Sie müssen sofort zurückkommen.«
    »Was soll das heißen? Ich war gerade dort. Wie haben sie …«
    »Es ist nicht ungewöhnlich, Detective Bosch. Wahrscheinlich haben sich die Geschworenen schon am Freitag entschieden, wollten aber das Wochenende noch dazunehmen. So können sie einen weiteren Tag der Arbeit fernbleiben.«
    Als er wieder im Auto saß, griff er zum Rover.
    »Edgar, bist du dort?«
    »Hm, nicht ganz. Du?«
    »Ich muß zurückfahren. Es gibt ein Urteil. Kannst du die Sache überprüfen?«
    »Kein Problem. Was soll ich nachsehen?«
    »Es ist Chandlers Haus. Sie ist blond. Heute morgen erschien sie nicht vor Gericht.«
    »Ich verstehe.«
     
    Bosch hätte nie gedacht, daß er einmal hoffen würde, Honey Chandler am Tisch der

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