Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton
Büro Kataloge für die letzten zwölf Jahre. Ich finde das Datum – kein Problem.«
»Danke, Ray. Wahrscheinlich schaffe ich es nicht selbst. Eventuell kommt Jerry Edgar vorbei. Ich hab’ meinen Prozeß.«
»Geht in Ordnung, Harry.«
Bosch hatte keine weiteren Fragen und wollte gerade Goodbye sagen, als Mora sagte: »Weißt du, ich denke oft daran.«
»Woran?«
»Die Sonderfahndungsgruppe. Ich wünschte, ich hätte an dem Abend nicht früh Feierabend gemacht und wäre bei dir gewesen. Wer weiß, vielleicht hätten wir ihn lebendig bekommen.«
»Ja.«
»Dann hätte es keinen Prozeß gegeben – ich meine für dich.«
Bosch schwieg und betrachtete das Foto auf der Rückseite der Schachtel. Sie hatte das Gesicht zur Seite gedreht, genau wie die Totenmaske. Sie war es. Er war sich sicher.
»Ray, kannst du nur mit diesem Namen – Magna Cum Loudly – herausfinden, wie sie wirklich hieß, und Fingerabdrücke besorgen?«
»Und ob. Egal was die Leute von Pornos denken, es gibt eingetragene Produktionsfirmen und es gibt die Heimindustrie. Diese Maggie ist anscheinend in die Profiliga aufgestiegen und hat Loops und so’n Scheiß hinter sich gelassen. Das heißt, daß sie wahrscheinlich einen Agenten und eine Lizenz hatte. Sie müssen eine beantragen, um zu beweisen, daß sie achtzehn sind. Auf ihrer Lizenz wird ihr richtiger Name stehen. Ich kann die Lizenzen durchsehen – sie sind mit einem Foto versehen – und sie finden. Vielleicht dauert es ein paar Stunden, aber ich kann sie finden.«
»Okay, gut. Kannst du das morgen früh machen und die Fingerabdrücke zum Hollywood-Revier schicken, falls Edgar nicht vorbeikommt?«
»Jerry Edgar. Wird gemacht.«
Sie schwiegen beide und dachten über den neuen Fall nach.
»Harry?«
»Ja.«
»In der Zeitung stand, es gab einen neuen Brief. Ist das wahr?«
»Ja.«
»Ist er echt? Haben wir Scheiße gebaut?«
»Das weiß ich noch nicht, Ray. Aber ich weiß es zu schätzen, daß du ›wir‹ sagst. Viele Leute zeigen mit dem Finger nur auf mich.«
»Ja … Hör mal, du solltest wissen, daß ich heute eine Vorladung von dieser Hexe bekommen habe.«
Die Mitteilung überraschte Bosch nicht, da Mora bei dem Puppenmacher-Team mitgearbeitet hatte.
»Mach dir keine Sorgen deswegen. Sie hat wahrscheinlich die ganze ehemalige Fahndungsgruppe mit Vorladungen bepflastert.«
» Okay. «
»Aber behalt diese neuen Sachen für dich, wenn du kannst.«
»Solange es geht.«
»Erstmal muß sie wissen, was sie fragen soll, bevor sie fragen kann. Ich brauche nur etwas Zeit, um herauszufinden, was diese neue Sache bedeutet.«
»Kein Problem. Wir beide wissen, daß der Richtige übern Jordan ist. Ohne Zweifel, Harry.«
Aber wenn man es so aussprach, begann man es schon anzuzweifeln, wußte Bosch. Mora gingen sicher die gleichen Gedanken durch den Kopf wie ihm.
»Soll ich dir die Schachtel vorbeibringen, damit du weißt, wie sie aussieht, bevor du die Akten durchsiehst?«
»Nein, wie ich schon gesagt habe, wir haben alle möglichen Kataloge. Ich schlage einfach bei ›Tails from the Crypt‹ nach und mach’ von da weiter. Wenn das nichts bringt, sehe ich mir die Agenturbücher durch .«
Sie legten auf, und Bosch steckte sich eine Zigarette an, obwohl Sylvia es nicht gern sah. Nicht weil es sie persönlich störte, aber sie glaubte, daß potentielle Käufer eventuell ihr Interesse bei einem Raucher-Haus verlieren würden. Er blieb ein paar Minuten sitzen und knibbelte das Etikett von der Bierflasche. Wie schnell konnten Dinge sich ändern. Man glaubte etwas vier Jahre lang, um dann festzustellen, daß man eventuell falsch lag.
Er nahm eine Flasche Zinfandel und zwei Weingläser mit ins Schlafzimmer. Sylvia lag im Bett und hatte die Decke bis zu ihren nackten Schultern hochgezogen. Sie hatte das Licht angeschaltet und las ein Buch mit dem Titel »Zeige nie, daß du weinst«. Bosch ging zu ihrer Bettseite und setzte sich neben sie. Er schenkte zwei Gläser ein, sie stießen an und tranken einen Schluck.
»Auf einen Sieg im Prozeß«, sagte sie.
»Darauf trink ich.«
Sie küßten sich.
»Hast du wieder in der Küche geraucht?«
»Tut mir leid.«
»Schlechte Nachrichten. Die Gespräche?«
»Nein. Nur der übliche Kram.«
»Willst du darüber reden?«
»Nicht jetzt.«
Er nahm sein Weinglas mit ins Bad und duschte sich schnell. Der Wein, der vorher exzellent war, schmeckte nach dem Zähneputzen fürchterlich. Als er ins Schlafzimmer zurückkam, war die Leselampe
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