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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Um die Identität zu bestätigen. Die Tussi hieß Rebecca Kaminski. Becky Kaminski. Wenn Sie noch leben würde, wäre sie dreiundzwanzig. Hat in Chicago gelebt, bevor sie auf der Suche nach Glück und Erfolg in diesen Sündenpfuhl kam. Was für eine Verschwendung, hm? Sie war ein süßes Ding. Gott segne sie.«
    Bosch fühlte sich unbehaglich. Das war nichts Neues. Als sie in der Fahndungsgruppe zusammengearbeitet hatten, hatte Harry das Gefühl gehabt, daß Mora die Morde nichts ausmachten. Er riß einfach seine Stunden ab und half, wo er konnte. Auf seinem Fachgebiet war er ohne Zweifel gut, aber es schien ihm egal zu sein, ob man den Puppenmacher stoppte oder nicht.
    Moras Sprache war eine eigenartige Mixtur aus Gossenjargon und religiösen Phrasen. Anfangs hatte Bosch gedacht, daß er auf den Religionstrip gegangen sei, der vor einigen Jahren so populär bei der Polizei gewesen war, aber er war sich nicht sicher. Einmal hatte er beobachtet, wie Mora sich an einem Tatort des Puppenmachers bekreuzigt und ein stilles Gebet gesprochen hatte. Dieses Unbehagen Mora gegenüber war der Grund dafür, daß sie nach dem Tod von Norman Church und der Auflösung der Fahndungsgruppe kaum mehr Kontakt miteinander hatten. Mora ging zum Sittendezernat zurück, und Bosch wurde nach Hollywood versetzt. Manchmal sahen sie sich im Gericht, im Seven oder im Red Wind. Aber selbst in den Bars saßen sie bei verschiedenen Gruppen und schickten nur manchmal dem anderen ein Bier hinüber.
    »Harry, sie weilte vor zwei Jahren auf alle Fälle noch unter den Lebenden. Der Streifen, den du entdeckt hast, ›Tails from the Crypt‹ wurde vor zwei Jahren produziert. Was bedeutet, daß es nicht Church war, der sie … Wahrscheinlich derjenige, der diesen Brief geschrieben hat. Ich weiß nicht, ob das eine gute oder schlechte Nachricht für dich ist.«
    »Ich auch nicht.«
    Church hatte ein wasserdichtes Alibi für den Kaminski-Mord; er war tot. Das, in Verbindung mit dem Alibi für den elften Mord durch Wieczoreks Video, ließ Harrys Paranoia in Panik umschlagen. Vier Jahre lang hatte er seine Tat nicht in Zweifel gezogen.
    »Also wie läuft der Prozeß?« fragte Mora.
    »Frag nicht. Kann ich dein Telefon benutzen?«
    Bosch wählte Edgars Piepsernummer, gab dann Moras Nummer ein. Nachdem er aufgelegt hatte, um auf den Rückruf zu warten, wußte er nicht, was er noch sagen sollte.
    »Der Prozeß ist ein Prozeß. Sollst du immer noch aussagen?«
    »Ich schätze. Meine Vorladung ist für morgen. Keine Ahnung, was sie von mir will. Ich war noch nicht einmal da in der Nacht, als du das Schwein umgelegt hast.«
    »Du warst mit mir in der Fahndungsgruppe. Das reicht aus.«
    »Nun, wir werden …«
    Das Telefon klingelte. Mora nahm ab und reichte dann Bosch den Hörer.
    »Wo stehste, Harry?«
    »Ich bin hier bei Mora. Er hat mich auf den neuesten Stand gebracht. Gibt es schon Resultate bei den Fingerabdrücken?«
    »Noch nicht. Ich habe den Typen von der kriminalwissenschaftlichen Abteilung verpaßt. Wahrscheinlich Mittagspause. Die Fingerabdrücke habe ich dort gelassen. Wir sollten heute noch die Bestätigung bekommen. Aber ich werde hier nicht drauf warten.«
    »Wo bist du jetzt?«
    »Vermißtenabteilung. Ich versuch’ herauszufinden, ob sie je als vermißt gemeldet wurde. – Jetzt, wo wir wissen, wie sie hieß.«
    »Wirst du dort eine Zeitlang sein?«
    »Ich habe gerade erst angefangen. Wir müssen die Formulare durchblättern. Sie haben erst seit achtzehn Monaten eine Computerkartei.«
    »Ich komme vorbei.«
    »Du hast deinen Prozeß, Mann.«
    »Ich habe etwas Zeit.«
    Bosch fühlte, er mußte in Bewegung bleiben, mußte weiter nachdenken. Nur so konnte er vermeiden, sich dem schrecklichen Gedanken zu stellen, daß er den falschen Mann getötet hatte. Er fuhr zum Parker Center zurück und ging die Treppe hinunter ins erste Kellergeschoß. Die Vermißtenabteilung hatte ein kleines Büro innerhalb der Abteilung für flüchtige Verbrecher. Edgar saß an einem Schreibtisch und ging einen Stoß weißer Formulare durch. Es handelte sich um die Fälle, bei denen nie Ermittlungen angestellt worden waren; andernfalls wären sie in Akten abgeheftet worden.
    »Noch kein Glück, Harry«, sagte Edgar. Er stellte Bosch dann Detective Morgan Randolph vor, der in der Nähe an einem Tisch saß. Randolph gab ihm einen Stoß Meldungen, und Bosch verbrachte die nächste Viertelstunde damit, die Formulare durchzugehen. Jedes einzelne, eine schmerzvolle Geschichte, die

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