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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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möglich, daß ich vorbeikomme?«
    Es gab eine lange Pause, bevor Locke antwortete.
    »Geht es um den neuen Fall, über den ich in der Zeitung gelesen habe?«
    »Ja, darum und um ein paar andere Sachen.«
    »Nun es ist schon fast zehn. Sind Sie sicher, daß das nicht bis morgen Zeit hat?«
    »Morgen bin ich im Gericht, Doktor, den ganzen Tag. Es ist wichtig, und ich wüßte es sehr zu schätzen, wenn Sie Zeit hätten. Ich bin bis elf Uhr bei Ihnen und gehe wieder vor zwölf.«
    Als Locke nichts sagte, fragte Harry sich, ob der Doktor Angst vor ihm hatte oder ganz einfach keinen Killer-Cop in seinem Haus haben wollte.
    »Außerdem«, beendete Bosch das Schweigen, »glaube ich, daß Sie es interessant finden werden.«
    »Nun gut«, sagte Locke.
    Nachdem er die Adresse aufgeschrieben hatte, legte Bosch den ganzen Papierkram wieder in die zwei Ordner. Sylvia kam in die Küche, nachdem sie an der Tür kurz innegehalten hatte, um sicher zu sein, daß die Fotos wieder verschwunden waren.
    »Ich habe dich sprechen hören. Fährst du heute noch zu ihm?«
    »Ja, jetzt gleich. Zum Laurel Canyon.«
    »Was ist los?«
    Er unterbrach sein überhastetes Zusammenpacken; die beiden Hefter hatte er sich unter den rechten Arm geklemmt.
    »Ich – das heißt, wir haben etwas übersehen. In der Fahndungsgruppe. Wir haben Mist gebaut. Ich glaube, es waren von Anfang an zwei, aber mir ist es erst jetzt aufgegangen.«
    »Zwei Mörder?«
    »Ich glaube ja. Ich will Locke darüber ein paar Fragen stellen.«
    »Kommst du heute nacht wieder zurück?«
    »Ich weiß es nicht, es wird spät werden. Ich dachte, ich fahre zu mir nach Hause, seh’ nach, was für Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter sind, und ziehe mir ein paar saubere Sachen an.«
    »Sieht nicht gut aus mit dem Wochenende, oder?«
    »Was … Ach ja, Lone Pine. Ja, mh, ich …«
    »Das macht nichts. Aber ich werde vielleicht zu dir kommen wollen, wenn hier Hausbesichtigung ist.«
    »Sicher.«
    Sie begleitete ihn zur Tür und öffnete sie. Sie bat ihn, vorsichtig zu sein und sie am nächsten Tag anzurufen. Er versprach es. An der Schwelle zögerte er. Dann sagte er: »Weißt du, du hattest recht.«
    »Womit.«
    »Was du über Männer gesagt hast.«

14
    Laurel Canyon windet sich durch die Santa Monica Mountains und verbindet Studio City mit Hollywood und dem Sunset Strip. In der südlichen Hälfte, wo die Straße vom Mulholland Drive nach unten abfällt und die vier Fahrbahnen sich auf zwei verengen, die geradewegs zu einem Frontalzusammenstoß zu führen scheinen, wird der Cañon zum Kaleidoskop von L. A. Vierzig Jahre alte Hollywood-Bungalows stehen neben mehrgeschossigen Glasgebäuden , die wiederum neben Lebkuchenhäusern aufragen. Harry Houdini baute sich ein Schloß an den steilen Hängen. Jim Morrison lebte in einem einfachen Haus aus Schindeln in der Nähe des kleinen Ladens, der noch immer der einzige Handelsposten des Cañons ist.
    Der Cañon war ehemals ein Platz für die Neureichen: die Rockstars, Schriftsteller, Filmschauspieler und Drogenhändler. Sie hielten den Erdrutschen stand und blieben jeden Tag im Verkehr stecken, nur um Laurel Canyon ihr Zuhause nennen zu können. Locke wohnte am Lookout Mountain Drive, und Harrys Polizei-Caprice hatte seine Mühe, die steile Nebenstraße vom Laurel Canyon Boulevard hochzufahren. Die Hausnummer, nach der er Ausschau hielt, war nicht zu übersehen; sie leuchtete in blauem Neon an der Vorderseite des Hauses. Bosch parkte seinen Wagen am Straßenrand hinter einem bunten VW-Bus, der mindestens fünfundzwanzig Jahre alt war. Laurel Canyon war so; hier war die Zeit stehengeblieben.
    Harry stieg aus, ließ seine Zigarette fallen und trat sie aus. Es war sehr still und dunkel. Er hörte, wie der heiße Motor tickte und roch den Dunst des verbrannten Öls, der unter der Karosserie hervorkam. Er griff durch das offene Seitenfenster und holte die zwei Ordner heraus.
    Er hatte fast eine Stunde gebraucht, um zu Lockes Haus zu gelangen, und während dieser Zeit hatte er seine Gedanken über die Entdeckung des Musters ordnen können. Ihm war auch aufgegangen, daß es eine ausgezeichnete Möglichkeit gab, seine Theorie zu bestätigen.
    Locke öffnete die Tür mit einem Glas Rotwein in der Hand. Er war barfuß und trug Blue Jeans sowie ein grünes Chirurgiehemd. Um den Hals hatte er ein Lederband mit einem großen, rosa Kristall.
    »Guten Abend, Detective Bosch. Kommen Sie rein.«
    Er führte ihn durch die Eingangshalle zu einem großen Wohn-

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