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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sie.
    »Okay, schauen Sie her. Nennen wir die neun Gruppe A und die drei Gruppe B. Auf der Karte habe ich die Fundorte von Leichen eingezeichnet, die zur Gruppe A gehören. Sie sehen, wenn wir die Opfer aus Gruppe B nicht berücksichtigen, ergibt sich eine wunderbare geographische Konzentration. Die Opfer von Gruppe B wurden in Malibu, West Hollywood, South Hollywood gefunden. Aber Gruppe A beschränkt sich auf das östliche Hollywood und Silverlake.«
    Bosch beschrieb mit seinem Finger einen Kreis auf der Karte, indem er auf die Fundorte deutete.
    »Und hier, fast in der Mitte dieser Zone, ist Hyperion Street – Churchs Mördergrube.«
    Er richtete sich auf und ließ das gefaltete Papier auf die Karte fallen.
    »Hier ist eine Liste der Zeitpunkte, an denen die elf Morde verübt wurden, die wir alle Church zugeschrieben hatten. Sie sehen, am Anfang tritt ein Intervallmuster auf: dreißig Tage, zweiunddreißig Tage, achtundzwanzig, einunddreißig, einunddreißig. Aber dann verschwindet es. Erinnern Sie sich, wie uns das verwirrte?«
    »Ja, ich erinnere mich daran.«
    »Wir haben zwölf Tage, dann sechzehn, dann siebenundzwanzig, dreißig, elf. Das Muster zerfällt total. Aber jetzt trennen wir mal Gruppe A und Gruppe B.«
    Bosch faltete das Blatt auf. Es gab zwei Spalten mit Daten. Locke beugte sich über den Tisch und studierte die Zahlen im Licht. Oben auf seinem Kopf, auf der kahlen von Sommersprossen übersäten Haut, sah Bosch eine dünne Linie, eine Narbe.
    »Bei Gruppe A ergibt sich ein Muster«, fuhr Bosch fort. »Ein deutlich erkennbares Intervallmuster. Wir haben dreißig Tage, zweiunddreißig Tage, achtundzwanzig, einunddreißig, einunddreißig, achtundzwanzig, siebenundzwanzig und dreißig. In Gruppe B haben wir vierundachtzig Tage zwischen den beiden Morden.«
    »Er kann besser mit dem Stress umgehen.«
    »Was?«
    »Die Intervalle zwischen dem Ausagieren der Phantasien sind abhängig vom Ansteigen des Stresses. Ich habe das im Zeugenstand erklärt. Je besser der Täter mit dem Stress fertig wird, desto länger werden die Intervalle. Der zweite Mörder wird besser mit seinem Stress fertig. Oder, zumindest, wurde besser damit fertig.«
    Bosch beobachtete ihn, wie er wieder auf und ab ging. Er holte eine Zigarette heraus und steckte sie an. Locke sagte nichts.
    »Ich möchte wissen, ob das möglich ist?« fragte Bosch. »Ich meine, gibt es dafür Beispiele, die Sie kennen.«
    »Natürlich ist das möglich. Das schwarze Herz schlägt nicht alleine. Sie müssen nicht einmal in der Ferne suchen, um Beispiele zu finden. Denken Sie an die Hillside Stranglers. Es gab sogar ein Buch über sie: ›Zwei vom gleichen Schlag‹.
    Sehen Sie sich die Ähnlichkeiten der Vorgehensweisen vom Nightstalker und vom Sunset-Strip-Strangler in den frühen achtziger Jahren an. Kurz gesagt, ja, es ist möglich.«
    »Ich kenne diese Fälle, aber das hier ist anders. Ich habe an ihnen teilweise mitgearbeitet und ich weiß, es ist anders. Die Hillside Strangler arbeiteten zusammen. Es waren Cousins. Die zwei anderen waren ähnlich, aber es gab große Unterschiede. Hier kommt einer daher und kopiert den anderen exakt. So genau, daß wir es übersehen haben und er davonkam.«
    »Zwei Killer, die unabhängig voneinander aber nach der gleichen Methode morden.«
    »Genau.«
    »Ich würde noch einmal sagen, alles ist möglich. Ein anderes Beispiel: Erinnern Sie sich an den Freeway Killer in den achtziger Jahren in Orange und Los Angeles County?«
    Bosch nickte. Da er nie an den Fällen mitgearbeitet hatte, wußte er nur wenig über sie.
    »Nun, eines Tages hatte die Polizei Schwein und faßte einen Vietnam-Veteranen namens William Bonin. Sie konnten ihn mit einer Reihe der Fälle in Verbindung bringen und glaubten, er hätte auch die anderen auf dem Gewissen. Er wurde zum Tode verurteilt und eingekerkert, aber die Morde gingen weiter. Sie gingen weiter, bis ein Highway Patrol Officer einen Typen namens Randy Kraft stoppte, der mit einer Leiche im Wagen den Freeway lang fuhr. Kraft und Bonin kannten sich nicht, aber eine Weile teilten sie den Künstlernamen ›Freeway Killer‹. Sie agierten und mordeten unabhängig voneinander. Und sie wurden für die gleiche Person gehalten.«
    Das kam der Theorie, an der Bosch arbeitete nahe. Locke sprach weiter; die Störung zu später Stunde schien ihm nichts mehr auszumachen.
    »Wissen Sie, es gibt einen Wächter für die Todeszellen im San-Quentin-Gefängnis, den ich bei meinen Untersuchungen

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