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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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waren die Einzelheiten, die seine Taten auslösten. Sie müssen sich vorstellen, daß wir es hier mit jemandem zu tun haben, der sich wahrscheinlich schon in einem großen inneren Kampf befand, als er über ein erotisches Programm stolperte, das seinen Bedürfnissen entsprach.
    Dieser Mann hatte Probleme, egal ob sie sich schon in verbrecherischen Handlungen manifestierten oder nicht. Er war ein perverser Vogel, Harry, und er sah die erotische Form des Puppenmachers und erkannte, das bin ich. Das ist, was ich will, was ich zur Erfüllung brauche. Er hat dann das Programm des Puppenmachers übernommen und danach gehandelt – bis ins letzte Detail. Die Frage ist, wie konnte er darüber stolpern? Und die Antwort lautet, er hatte Zugang zu den Informationen.«
    Einen Moment lang sahen sie sich nur an, dann sprach Bosch.
    »Sie meinen, es ist ein Cop. Jemand von der Fahndungsgruppe. Das kann nicht sein. Ich war dabei. Wir alle wollten den Kerl schnappen. Niemand fand das – geil.«
    »Möglicherweise ein Mitglied der Fahndungsgruppe, Harry, nur möglicherweise. Aber denken Sie nach, der Kreis derer, die das Programm kannten, war viel größer: Leute von der Gerichtsmedizin, Detectives, Streifenpolizisten, Fotografen, Reporter, Sanitäter, die Passanten, die die Leichen fanden. Es gibt viele Leute, die Zugang zu diesem Material hatten, über das der Nachahmungstäter offensichtlich Bescheid weiß.«
    Bosch versuchte, im Kopf schnell ein Täterprofil zu entwerfen. Locke las seine Gedanken.
    »Es muß jemand sein, der zum Kreis oder Umkreis des Ermittlungsteam gehört, Harry. Nicht unbedingt jemand, der eine Schlüsselrolle hatte oder ständig dabei war. Aber jemand, der zu irgendeinem Punkt mit den Untersuchungen zu tun hatte und so Kenntnis vom gesamten Programm erlangte. Mehr als zu dem Zeitpunkt in der Öffentlichkeit bekannt war.«
    Bosch sagte nichts, bis Locke ihn ansprach.
    »Was noch, Harry? Engen Sie es weiter ein.«
    »Linkshänder.«
    »Möglich, aber nicht unbedingt. Church war Linkshänder. Der Jünger könnte die linke Hand benutzt haben, um Churchs Verbrechen perfekt zu kopieren.«
    »Das stimmt, aber es gibt die Briefe. Die Abteilung für Dokumentenanalyse glaubt, daß sie von einem Linkshänder geschrieben wurden. Sie sind sich nicht hundertprozentig sicher. Aber das sind sie nie.«
    »Okay dann, möglicherweise Linkshänder. Was noch?«
    Bosch überlegte einen Moment.
    »Vielleicht ein Raucher. Wir fanden eine Schachtel im Beton. Kaminski, das Opfer, rauchte nicht.«
    »Okay, gut. An solche Sachen müssen Sie denken, um den Kreis einzuengen. Die Lösung steckt in den Details, Harry, da bin ich mir sicher.«
    Ein kühler Wind wehte den Hügel hinab und kam durch die Türen. Bosch fröstelte. Es war Zeit zu gehen und allein zu sein.
    »Noch einmal, danke«, sagte er, als er zur Tür ging.
    »Was werden Sie tun?« rief Locke ihm nach.
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Harry?«
    Bosch hielt an der Schwelle inne und blickte zu Locke zurück. Hinter ihm glänzte der Swimmingpool unheimlich in der Dunkelheit.
    »Wahrscheinlich war schon lange niemand so clever wie dieser Nachahmungstäter.«
    »Weil er ein Polizist ist?«
    »Weil er wahrscheinlich alles, was Sie über den Fall wissen, auch weiß.«
     
    Es war kalt im Caprice. Nachts ging immer ein kühler Wind durch die Cañons. Bosch wendete den Wagen und ließ ihn ruhig den Lookout Mountain Drive zum Laurel Canyon Boulevard hinunterrollen. Unten bog er rechts ab und fuhr zum einzigen Laden des Cañons, wo er ein Sechserpack Anchor Steam kaufte. Mit dem Bier und seinen Fragen fuhr er dann wieder den Hügel zum Mulholland Drive hinauf.
    Er fuhr bis zum Woodrow Wilson Drive und dann hinunter zu seinem Haus, das auf Pfeilern stand und auf den Cahuenga Pass hinaussah. Im Haus waren alle Lichter ausgeschaltet; wegen Sylvia wußte er nie, wie lange er wegbleiben würde.
    Kaum daß er den Caprice auf der Straße vor dem Haus geparkt hatte, öffnete er die erste Flasche. Ein Wagen fuhr langsam vorbei und ließ ihn im Dunkeln zurück. Er beobachtete, wie einer der Scheinwerfer von Universal City über die Wolken im Himmel über dem Haus strich. Ein zweiter jagte ihm ein paar Sekunden später hinterher. Das Bier schmeckte gut, und es war ein angenehmes Gefühl, es die Kehle hinunterlaufen zu lassen. Es lag ihm jedoch schwer im Magen. Bosch hörte auf zu trinken und stellte die Flasche in den Karton zurück.
    Aber er wußte, es war nicht das Bier, das sein Magendrücken

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