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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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schützen. Dort draußen läuft ein Typ herum, der Leute umbringt. Und wenn Chandler mich oder Edgar in den Zeugenstand ruft und uns Fragen stellt, wird der Killer davon lesen und wissen, was wir in der Hand haben. Wir kriegen ihn dann nie. Wollen Sie das?«
    »Bosch, meine Aufgabe ist es, diesen Fall zu gewinnen. Wenn ich Ihnen dabei in die Quere …«
    »Ja, aber wollen Sie nicht die Wahrheit wissen, Belk. Ich glaube, wir sind nah dran. Lassen Sie bis nächste Woche vertagen. Bis dahin haben wir alle Fäden zusammen. Dann können wir Money Chandler in die Luft jagen.«
    Bosch lehnte sich zurück, weg von ihm. Er hatte es satt, sich mit ihm zu streiten.
    »Bosch, wie lange sind Sie schon Cop?« fragte Belk, ohne ihn anzusehen. »Zwanzig Jahre?«
    Das war fast richtig. Aber Bosch antwortete nicht. Er wußte, was jetzt kommen würde.
    »Und Sie sitzen hier und predigen über Wahrheit. Wann haben Sie das letzte Mal einen wahrhaften Polizeibericht gesehen? Wann haben Sie das letzte Mal einen Antrag auf Haussuchung vollkommen wahrheitsgemäß ausgefüllt? Halten Sie mir keine Vorträge über Wahrheit. Wenn Sie Wahrheit wollen, gehen Sie zu einem Priester, oder was weiß ich. Aber kommen Sie nicht hierher. Nach zwanzig Jahren im Dienst sollten Sie wissen, daß es hier nicht um Wahrheit geht. Auch nicht um Gerechtigkeit. Nur um die Buchstaben des Gesetzes, die ich in meinem vorigen Leben studiert habe.«
    Belk wandte sich ab und nahm einen anderen Stift aus der Brusttasche seines Hemds.
    »Okay, Belk, Sie sind der Boss. Aber ich sage Ihnen, wie es aussehen wird, wenn alles herauskommt. Es wird Stück für Stück herauskommen, und es wird keinen guten Eindruck machen. Das ist Chandlers Spezialität. Es wird aussehen, als hätte ich den Falschen umgenietet.«
    Belk ignorierte ihn und schrieb etwas auf seinen Block.
    »Stellen Sie sich doch nicht dumm an, sie wird uns das Ding so weit reinschieben, daß es am anderen Ende wieder herauskommt. Sie machen Sie herunter, indem Sie sagen, der Richter hätte seine Hände unter ihrem Rock. Aber wir wissen beide, Sie verdrängen damit nur, daß Sie ihr nicht das Wasser reichen können. Zum letzten Mal, beantragen Sie Aussetzung des Verfahrens.«
    Belk stand auf und ging um den Tisch herum, um den gefallenen Stift aufzuheben. Nachdem er sich aufgerichtet hatte, rückte er seine Krawatte gerade, zog seine Manschetten hervor und setzte sich wieder. Er beugte sich über seinen Block und sagte zu Bosch: »Sie haben Schiß vor ihr, nicht wahr? Sie wollen nicht dort oben sitzen und der Votze Rede und Antwort stehen. Fragen beantworten, die ihr wahres Gesicht enthüllen werden: ein Cop, dem es Spaß macht, Menschen umzubringen.«
    Jetzt drehte er sich um und sah Bosch an.
    »Nun, es ist zu spät. Ihre Zeit ist gekommen und Sie können sich nicht mehr herauswinden. Keine Vertagung. Ihr Auftritt!«
    Harry stand auf und beugte sich über den fetten Mann.
    »Fuck you, Belk. Ich gehe nach draußen.«
    »Das ist reizend«, sagte Belk. »Ihr Typen seid alle gleich. Sie knallen irgend jemand ab und kommen dann hierher und glauben, weil Sie eine Dienstmarke haben, hätten Sie das göttliche Recht zu tun, was Sie wollen. Die Dienstmarke ist der größte Power-Trip, den es gibt.«
    Bosch ging nach draußen zu den Fernsprechern und rief Edgar auf dem Revier an. Er nahm den Hörer nach dem ersten Läuten ab.
    »Ich habe deine Nachricht gestern abend erhalten.«
    »Ja, mehr ist eigentlich nicht zu sagen. Ich bin weg vom Fenster. RM kam heute morgen vorbei und holte meine Akte ab. Die haben auch an deinem Platz rumgeschnüffelt, aber sie haben nichts mitgenommen.«
    »Wer ist gekommen?«
    »Sheehan und Opelt. Kennst du sie?«
    »Ja, sie sind in Ordnung. Kommst du her wegen der Vorladung?«
    »Ja, ich muß um zehn da sein.«
    Bosch sah, wie sich die Tür zum Gerichtssaal 4 öffnete, und der Deputy Marshal sich herausbeugte, um ihm ein Zeichen zu geben.
    »Ich muß gehen.«
    Zurück im Gerichtssaal sah er Chandler am Pult stehen, und der Richter sprach gerade. Die Geschworenen saßen noch nicht auf ihren Plätzen.
    »Was ist mit den anderen Vorladungen?« fragte der Richter.
    »Euer Ehren, meine Kanzlei ist im Begriff, diese Leute heute morgen zu verständigen, sie zu entbinden.«
    »Nun gut dann. Mr. Belk, können wir anfangen?«
    Als Bosch durch die Schranke kam, schritt Belk an ihm vorbei zum Pult, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    »Euer Ehren, da dies unerwartet kommt, bitte ich um eine halbstündige

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