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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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hauen. Falls sie Insider-Informationen bekommt, dann verdächtige jemand anders.«
    Bosch tat es leid, daß er den Reporter beschuldigt hatte. Es gab keine Beweise dafür.
    »Bist du sicher, daß ich mich irre.«
    »Absolut. Du bist zu wertvoll für mich. Ich würde so was nicht tun.«
    »Okay dann.«
    Mehr würde er sich nicht entschuldigen.
    »Also, was kannst du mir über sie erzählen?«
    »Nichts. Es ist nicht mein Fall. Versuch’s bei RM.«
    »RM hat den Fall? Sie haben ihn Edgar weggenommen?«
    Bosch stieg auf die Rolltreppe und drehte sich zu ihm um. Er nickte beim Hinunterfahren. Bremmer folgte ihm nicht.
     
    Money Chandler stand schon auf den Stufen und rauchte, als Bosch herauskam. Er steckte sich eine Zigarette an und sah zu ihr hinüber.
    »Was für eine Überraschung«, sagte er.
    »Was?«
    »Sie schließen Ihre Beweisführung ab.«
    »Das kann nur für Dickerchen überraschend gewesen sein«, sagte sie. »Jeder andere Rechtsanwalt hätte das kommen sehen. Sie tun mir fast leid. Aber nur fast. In einem Bürgerrechtsfall sind die Erfolgschancen immer sehr gering. Aber wenn man gegen einen Anwalt der städtischen Rechtsabteilung antritt, steigen sie auf fifty-fifty. Typen wie Belk hätten im wirklichen Leben keinen Erfolg … Wenn er Prozesse gewinnen müßte, um Brot auf den Tisch zu stellen, wäre Ihr Rechtsanwalt mager. Er braucht sein regelmäßiges Monatsgehalt von der Stadt, egal ob er gewinnt oder nicht.«
    Was sie sagte, stimmte natürlich. Aber es waren alte Kamellen. Bosch lächelte. Er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Ein Teil von ihm mochte sie. Sie irrte sich natürlich in bezug auf ihn, aber irgendwie gefiel sie ihm. Vielleicht war es ihre Verbissenheit, ihr Zorn, der sich zwar aufs falsche Ziel richtete, aber so echt war.
    Vielleicht, weil sie keine Angst hatte, mit ihm außerhalb des Prozesses zu sprechen. Er hatte bemerkt, wie bemüht Belk jeden Kontakt mit Churchs Familie mied. Bevor er in den Pausen aufstand, blieb er solange am Tisch sitzen, bis er sicher war, daß sie alle über den Flur zur Rolltreppe gegangen waren. Chandler verzichtete auf solche Spielchen. Sie teilte direkt aus.
    Wahrscheinlich herrschte die gleiche Atmosphäre, wenn zwei Boxer sich mit ihren Handschuhen berührten, bevor der Gong ertönte. Er wechselte das Thema.
    »Ich habe vor ein paar Tagen mit Tommy Faraday hier draußen gesprochen. Er nennt sich jetzt Tommy Faraway. Ich habe ihn gefragt, was passiert ist, aber er hat nichts gesagt. Er sagte nur, Gerechtigkeit geschah – was immer das heißen soll.«
    Sie blies eine lange, blaue Rauchwolke aus, sagte jedoch eine Weile nichts. Bosch sah auf seine Uhr. Sie hatten noch drei Minuten.
    »Erinnern Sie sich an den Galton-Fall?« fragte sie. »Es war ein Bürgerrechtsfall, unverhältnismäßige Anwendung von Gewalt.«
    Bosch überlegte. Der Name kam ihm bekannt vor, aber er konnte ihn nicht gleich unter den vielen Verfahren wegen unverhältnismäßiger Gewalt einordnen, von denen er in den letzten Jahren gehört hatte.
    »Es hatte mit einem Hund zu tun, richtig?«
    »Ja. Der Mann hieß André Galton. Das war vor dem Rodney-King-Fall, als die meisten Menschen in dieser Stadt noch keine Ahnung davon hatten, daß die Polizei routinemäßig brutal vorgeht. Galton war schwarz und fuhr mit einem abgelaufenen Nummernschild durch die Hügel von Studio City, als ein Polizist ihn dazu bringen wollte anzuhalten.
    Er hatte nichts verbrochen, wurde nicht gesucht, nur das Nummernschild war einen Monat zuvor abgelaufen. Aber er gab Gas. – Es wird immer ein großes Rätsel bleiben. Er flüchtete. Er schaffte es bis zum Mulholland Drive hinauf und ließ den Wagen auf einem dieser Parkstreifen stehen, wo die Leute anhalten, um die Aussicht zu bewundern. Dann sprang er den Abhang hinunter. Unten gab es keinen Ausweg, aber er weigerte sich, wieder heraufzuklettem. Die Cops wollten nicht hinuntersteigen. Es sei zu gefährlich gewesen, behaupteten sie im Prozeß.«
    Bosch erinnerte sich daran, aber er ließ sie die Geschichte weitererzählen. Ihre Entrüstung war echt und ganz ohne Advokatenpose, so daß er hören wollte, wie sie es erzählte.
    »Also schickten sie einen Hund hinunter«, fuhr sie fort. »Galton verlor beide Hoden und hatte permanenten Nervenschaden am rechten Bein. Er konnte gehen, aber er zog sein Bein hinter sich her …«
    »Auftritt: Tommy Faraday«, gab ihr Bosch das Stichwort.
    »Ja, er übernahm den Fall. Es war eine todsichere Sache. Galtons

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