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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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vom Büro des Adjutanten Irvings oder vom Hauptflur des fünften Stocks zu erreichen. Bosch traf als letzter zum Gipfeltreffen ein, das Irving einberufen hatte, und setzte sich auf den übriggebliebenen freien Stuhl. Auf den anderen saßen im umgekehrten Uhrzeigersinn der Assistant Chief, dann Edgar und drei Männer vom Raub-Mord-Dezernat. Zwei von ihnen kannte Bosch, die Detectives Frankie Sheehan und Mike Opelt. Sie waren ebenfalls Teil der Puppenmacher-Fahndungsgruppe vor vier Jahren gewesen.
    Den dritten Mann von RM kannte Bosch nur dem Namen und Ruf nach. Lieutenant Hans Rollenberger. Er war zu RM versetzt worden, nachdem man Bosch hinausgeworfen hatte. Aber Freunde wie Sheehan hielten ihn auf dem laufenden. Von ihnen hatte er gehört, daß Rollenberger wie so viele Vorgesetzte ein gesichtsloser Bürokrat war, der riskanten, die Karriere gefährdenden Entscheidungen aus dem Weg ging wie andere Leute Bettlern auf der Straße – er tat so, als höre und sehe er nichts. Sein weiterer Aufstieg nach oben bedeutete ihm alles, und ihm war daher nicht zu trauen. Bei den RM-Detectives hatte er für seinen Führungsstil schon den Spitznamen »Hans Guck-in-die-Luft« erhalten. Die Moral bei RM, der Einheit, der jeder Detective in der Stadt angehören wollte, war auf einem neuen Tiefpunkt – nur vergleichbar mit dem Tag, als das Rodney-King-Video vom Fernsehen ausgestrahlt wurde.
    »Setzen Sie sich, Detective Bosch«, sagte Irving freundlich. »Ich glaube, Sie kennen alle.«
    Bevor Bosch antworten konnte, sprang Rollenberger von seinem Stuhl auf und streckte seine Hand aus.
    »Lieutenant Hans Rollenberger.«
    Bosch schüttelte sie, dann setzten sie sich beide. Auf dem Tisch lag ein großer Stoß Akten, die, wie er gleich erkannte, von den Puppenmacher-Ermittlungen stammten. Die Mordbücher, die er hatte, waren seine persönlichen Unterlagen. Auf dem Tisch waren die gesamten Hauptakten gestapelt, die man wahrscheinlich aus dem Archivlager angekarrt hatte.
    »Wir haben uns hier zusammengesetzt, um zu sehen, was wir in bezug auf diese neue Verwicklung im Puppenmacher-Fall tun können«, sagte Irving. »Wie Detective Edgar Ihnen sicher schon gesagt hat, habe ich den Fall RM übertragen. Ich bin willens, Lieutenant Rollenberger so viele Leute wie nötig auf den Fall ansetzen zu lassen. Außerdem habe ich Detective Edgar und Sie – sobald Sie vom Prozeß frei sind – für die Dauer der Ermittlungen vom Hollywood-Revier ausgeliehen. Ich will Resultate sehen, und zwar schnell. Mit dem, was heute im Prozeß enthüllt wurde, wächst sich das Ganze zu einem PR-Alptraum aus.«
    »Ja, ich bedauere es. – Ich stand unter Eid.«
    »Das verstehe ich. Das Problem ist, daß sie Dinge aussagten, die nur Ihnen bekannt waren. Ich hatte meinen Adjutanten zum Gericht rübergeschickt, und er informierte uns über Ihre, hm, Theorie, die neuesten Entwicklungen betreffend. Gestern abend habe ich die Entscheidung getroffen, daß RM die Sache übernimmt. Nach dem, was ich heute gehört habe, bin ich für eine Sonderfahndungsgruppe, die Dampf macht.
    Jetzt möchte ich, daß Sie uns auf den neuesten Stand darüber bringen, was abläuft, was Sie denken, was Sie wissen. Von da ausgehend planen wir dann.«
    Sie schauten alle einen Moment lang auf Bosch. Er wußte jedoch nicht, wo er anfangen sollte. Dann stellte Sheehan eine Frage und signalisierte ihm damit, daß er glaubte, daß Irving nichts im Schilde führte und Bosch sich sicher fühlen konnte.
    »Edgar sagt, daß es sich um einen Nachahmungstäter handelt und es kein Problem mit Church gibt?«
    »Das stimmt«, sagte Bosch. »Church war unser Mann. Aber er hat nur neun Opfer auf seinem Konto, nicht elf. Mitten in seiner Mordserie fand er einen Jünger, und wir haben es nicht bemerkt.«
    »Erzählen Sie«, sagte Irving.
    Bosch brauchte fünfundvierzig Minuten, bis er fertig war. Zwischendurch stellten Sheehan und Opelt einige Fragen. Das einzige, was er nicht erwähnte, war Mora.
    Am Ende fragte Irving: »Als Sie Locke von Ihrer Theorie erzählt haben, hat er gemeint, daß es möglich ist?«
    »Ja. Aber ich glaube, er hält alles für möglich. Er hat mir jedoch geholfen. Es ist mir vieles klarer geworden. Ich will ihn weiterhin informieren. Sein Feedback hilft.«
    »Ich habe gehört, es gibt eine undichte Stelle. Könnte Locke es sein?«
    Bosch schüttelte den Kopf: »Ich bin erst gestern abend zu ihm gegangen, und Chandler wußte bestimmte Sachen von Anfang an. Zum Beispiel, daß ich am ersten

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