Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
Dreharbeiten ziehen eine Menge Leute an, denen es nicht reicht, es auf Video zu sehen. Sie wollen direkt dabei sein und es live sehen.«
    »Okay, also was hat sie über den Typ gesagt?«
    »Harry, du mußt wissen, es gibt eigentlich nur einen Grund, warum diese Männer zu den Dreharbeiten kommen. Zwischen den einzelnen Szenen machen Sie die Frauen an. Ich meine, sie wollen mit denen ins Bett. Oder sie wollen selbst Videos machen, ins Geschäft kommen. Und das war es, was an dem Typen komisch war, er quatschte keins von den Mädchen an. Er hing nur an den Drehorten herum. Sie – das heißt Gallery – hat gesagt, sie hat nie gesehen, daß er sich an jemanden rangemacht hat. Er hat mal mit einigen der Mädchen geredet, aber nie eine abgeschleppt.«
    »Und deshalb war er eigenartig? Weil er nicht bumsen wollte?«
    Mora hob die Arme und zuckte mit den Schultern, als wolle er zugeben, daß es nicht beeindruckend klang.
    »Im Grunde schon. Aber hör zu, Gallery hat sowohl mit Heather Cumhither als auch Holly Lere, den zwei Puppenmacher-Opfern, zusammen gedreht. Und sie sagt, sie hat bei beiden Dreharbeiten diesen Tom gesehen. Deshalb hat sie angerufen.«
    Jetzt erwachte Bosch’ Interesse. Er wußte jedoch nicht, was er davon halten sollte. Vielleicht war es nur ein Ablenkungsmanöver von Mora, vielleicht wollte er ihn auf den Holzweg schicken.
    »Sie wußte nicht den Namen von dem Typen?«
    »Nein, das war das Problem. Deshalb habe ich mich nicht gleich draufgestürzt. Ich hatte noch eine ganze Reihe von Tips, die man mir zur Überprüfung gegeben hatte, und sie kannte den Namen nicht. Wahrscheinlich wäre ich irgendwann dazu gekommen, aber ein paar Tage später hast du Church flachgelegt, und das war’s dann.«
    »Du hast die Sache fallenlassen.«
    »Ja, wie einen Eimer Scheiße.«
    Bosch wartete. Er wußte, Mora würde weiterreden. Er hatte noch mehr. Es mußte noch mehr geben.
    »Als ich mir gestern Magna Cum Loudlys Karteikarte ansah, erkannte ich einige ihrer frühen Videotitel. Sie hat am Anfang mit Gallery einige Male zusammengearbeitet. Deswegen fiel mir wieder der Tip ein. Ich folgte meiner Spürnase und versuchte, Gallery zu finden. Also habe ich mich umgehört bei Leuten, die ich in der Branche kenne, und es stellt sich heraus, daß Gallery vor drei Jahren von der Bildfläche verschwunden ist. Ganz einfach so. Ich meine, ich kenne einen Top-Produzenten, der zum Erwachsenenfilmverband gehört, und er hat mir erzählt, daß sie mitten bei den Dreharbeiten zu einem seiner Streifen verschwand. Ohne irgend jemand etwas zu sagen. Und niemand hat je wieder von ihr gehört. Der Produzent erinnerte sich sehr gut daran, weil es ihn eine Stange Geld kostete. Er mußte viele Szenen noch mal drehen. Wenn er sie einfach mit einer anderen ersetzt hätte, hätte es keine Kontinuität gegeben.«
    Bosch war erstaunt, daß Kontinuität in diesen Filmen überhaupt eine Rolle spielte. Mora und er schwiegen einen Moment und dachten über die Geschichte nach.
    »Du glaubst also, daß sie irgendwo in der Erde liegt? Ich meine Gallery. Einbetoniert wie die, die wir diese Woche gefunden haben?«
    »Ja genau, das ist mir durch den Kopf gegangen. Leute in der Industrie … Ich meine, wenn man in der Branche arbeitet, wird man gesellschaftlich nicht akzeptiert. Also lösen sich manche Personen in Luft auf. Mir fällt diese eine Braut ein: Sie verschwindet auf einmal, und als nächstes sehe ich sie in dieser Zeitschrift wieder, People, in einem Bericht über eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Sie hängt am Arm von diesem Macker, der seine eigene Fernsehserie hat, über einen Typen, der einen Hundezwinger hat, Arko Noah. Ich kann mich nicht …«
    »Ray, es ist mir …«
    »Okay, okay. Was ich sagen will, diese Tussis verschwinden meistens so schnell von der Bildfläche, wie sie aufgetaucht sind. Das ist nicht ungewöhnlich. Sie sind sowieso nicht gerade clever. Irgendwann fällt ihnen ein, mal etwas anderes zu versuchen. Vielleicht treffen sie einen Macker, von dem sie glauben, er versorgt sie für ewige Zeiten mit Kokain und Kaviar. Einen lieben Onkel, wie dieses Arko-Noah-Arschloch. Sie erscheinen dann einfach nicht mehr zur Arbeit, bis sie herausfinden, daß sie sich getäuscht hatten. Ihre Weitsicht reicht mal gerade bis zum Ende der Kokainspur auf ihrem Taschenspiegel.
    Sie suchen alle nach ihrem Pappi, wenn du mich fragst. Als Kinder haben sie Schläge einstecken müssen, und die Pornos sind ein perverser Beweis, mit dem sie Paps

Weitere Kostenlose Bücher