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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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vorstellen. Ich ermittle im Fall Angella Benton, und dazu gehört natürlich auch der BankLA-Fall, und deshalb … hier bin ich.«
    »O Mann, BankLA. Das ist eine wirklich alte Geschichte.«
    Er sah seinen Partner an und lachte.
    »Das gehört ja fast zu einem anderen Leben. Damit will ich nichts mehr zu tun haben, Mann. Das ist eine schlechte Erinnerung.«
    »Tja, für Sie aber trotzdem keine so schlechte wie für Angella Benton.«
    Plötzlich wurde Simonson ernst und beugte sich nach vorn.
    »Das verstehe ich nicht ganz, Mann. Was wollen Sie hier eigentlich? Sie sind kein Cop. Cops treten zu zweit auf. Wenn Sie ein Cop sind, dann kein richtiger. Was wollen Sie? Kann ich Ihre Dienstmarke sehen?«
    »Ich habe niemandem erzählt, dass ich eine Dienstmarke habe. Ich war bei der Polizei, aber jetzt bin ich es nicht mehr. Eigentlich dachte ich sogar, Sie würden mich aus diesem anderen Leben kennen, von dem Sie vorhin gesprochen haben.«
    Simonson sah Oliphant an und griente.
    »Von was soll ich Sie kennen?«
    »Ich war dabei, als Sie eine in den Arsch gekriegt haben. Ich rede von der Kugel. Aber andererseits haben Sie sich damals auf dem Boden gewälzt und so fürchterlich geschrien, dass Sie wahrscheinlich nicht dazu gekommen sind, mich anzusehen.«
    Jetzt bekam Simonson große Augen. Er erkannte mich vielleicht nicht von meinem Aussehen her, aber ihm wurde klar, wer ich war und was ich getan hatte.
    »Scheiße, Sie sind dieser Typ. Sie sind der Cop, der dabei war. Sie sind der, der …«
    Er bremste sich gerade noch rechtzeitig, bevor er einen Namen sagte. Er sah Oliphant an.
    »Er ist der Cop, der einen der Räuber getroffen hat.«
    Ich sah Oliphant an und entdeckte Erkennen – physisches Erkennen – und vielleicht auch etwas wie Hass oder Wut in seinen Augen.
    »Das ist nicht ganz sicher, weil wir den Räuber nicht gefasst haben. Aber trotzdem, ja, ich glaube, ich habe ihn erwischt. Das war ich.«
    Ich sagte es mit einem stolzen Lächeln. Ich behielt es in meinem Gesicht, als ich mich wieder Simonson zuwandte.
    »Für wen arbeiten Sie?«, fragte Simonson.
    »Ich? Ich arbeite für jemanden, der nicht aufhören wird, der keine Ruhe geben wird. Nicht einen Augenblick. Er wird herausfinden, wer Angella Benton auf diesen Fliesenboden befördert hat, und er wird nicht eher ruhen, als bis er entweder stirbt oder die Wahrheit herausgefunden hat.«
    Wieder grinste Simonson arrogant.
    »Na, dann mal viel Glück, Mr Bosch, Ihnen und ihm. Ich glaube, Sie sollten jetzt gehen. Wir haben hier nämlich zu tun.«
    Ich nickte ihm zu, und dann sah ich Oliphant an, und für ihn holte ich den bösesten Blick hervor, den ich in meinem Repertoire hatte.
    »Dann werden wir uns ja demnächst wiedersehen, schätze ich.«
    Ich ging durch die Tür und den Flur hinunter und an die Bar zurück. Inzwischen sang Chet Baker ›My Funny Valentine‹. Als ich auf den Ausgang zusteuerte, sah ich, wie die Barfrau für zwei Männer, die da saßen, wo ich gestanden hatte, ihren Bizeps anspannte. Sie lachten. Ich erkannte in ihnen die restlichen zwei Kings von dem Zeitschriftenfoto wieder.
    Sie hörten zu lachen auf, als sie mich sahen, und ich spürte den ganzen Weg zur Tür hinaus ihre Blicke auf mir.

36
    Auf dem Heimweg hielt ich an dem durchgehend geöffneten Ralph's am Sunset Boulevard und kaufte einen Beutel Kaffee. Ich rechnete nicht damit, bis zu dem Treffen in Langwisers Büro viel zum Schlafen zu kommen. Ich musste noch einmal alles durchgehen und an der Theorie feilen, die ich am nächsten Morgen vorstellen wollte.
    Fährt man zu meinem Haus den Hügel hinauf, ist es wegen der vielen Kurven kaum möglich, im Rückspiegel nach einem Verfolger Ausschau zu halten. Nur auf halber Strecke gibt es eine weite Kurve, in der man aus dem Beifahrerfenster den Abhang hinunter auf das Straßenstück sehen kann, das man gerade hochgekommen ist. An dieser Stelle fahre ich schon seit langem gewohnheitsmäßig etwas langsamer, um nach einem Schatten Ausschau zu halten.
    An diesem Abend fuhr ich noch langsamer als gewöhnlich und sah mich auch länger um. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mein Besuch im Chet's als etwas anderes aufgefasst würde als eine Drohung, und ich sollte mich nicht täuschen. Als ich den Abhang hinunterspähte, sah ich ein Auto mit ausgeschaltetem Licht um einen Vorsprung kommen und in die weite Kurve fahren. Ich beschleunigte langsam. Aber nach der nächsten Kurve trat ich kräftig aufs Gas und vergrößerte den Abstand

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