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Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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zwischen uns. Ich fuhr in den Carport neben dem Haus, nahm den Beutel Kaffee und stieg rasch aus. Ich zog mich in die dunkelste Ecke des Carport zurück und wartete. Ich hörte das Auto, das mir folgte, bevor ich es sah. Dann sah ich es vorbeifahren. Ein langer Jaguar. Auf dem Rücksitz zündete sich jemand eine Zigarette an, und im Schein der Flamme konnte ich erkennen, dass der Wagen voll war. Die vier Kings rückten an.
    Kaum war der Jaguar vorbeigefahren, sah ich die Büsche auf der anderen Straßenseite rot aufleuchten – das Zeichen, dass sie unmittelbar hinter meinem Haus angehalten hatten. Ich ging zu der Tür, die in die Küche führte. Dann betrat ich das Haus und schloss die Tür ab.
    Das war der Moment, in dem Leute ohne Dienstmarke die Polizei um Hilfe rufen. Das war, wenn sie aufgeregt flüstern: »Machen Sie bitte schnell! Sie kommen!« Aber Dienstmarke hin oder her, ich wusste, für mich kam das jetzt nicht in Frage. Das war mein Spiel, und im Moment war mir egal, was für Befugnisse ich hatte oder nicht.
    Seit dem Abend, an dem ich Dienstmarke und -waffe in der Hollywood Division in eine Schublade gelegt und die Polizeistation verlassen hatte, hatte ich keine Schusswaffe mehr getragen. Aber ich hatte eine. Ich hatte mir zu meinem persönlichen Schutz eine Glock P7 gekauft. Sie befand sich, in einen öligen Lappen gewickelt, in einer Schachtel auf dem Bord des begehbaren Kleiderschranks im Schlafzimmer. Ich stellte den Beutel Kaffee auf die Küchentheke und ging, ohne das Licht anzumachen, ins Schlafzimmer.
    Als ich die Schranktür öffnete, wurde ich von einem Mann, der mir dort aufgelauert hatte, mit solcher Wucht zurückgestoßen, dass ich gegen die Wand flog und zu Boden glitt. Im selben Moment war er auch schon über mir, hockte sich rittlings auf mich und drückte mir den Lauf einer Pistole unters Kinn. In dem schwachen Licht, das durch die Glastür zur Terrasse fiel, konnte ich inzwischen auch erkennen, wer es war.
    »Milton. Was soll …«
    »Halt's Maul, du Arschloch. Wundert es dich etwa, mich hier zu sehen? Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, ich lasse mich einfach so von dir in die Pfanne hauen?«
    »Ich weiß gar nicht, was Sie eigentlich wollen. Hören Sie, da kommen gleich ein paar Leute …«
    »Maul halten, habe ich gesagt. Ich will die CDs, kapiert? Ich will den Originalchip.«
    »Jetzt hören Sie doch endlich! Da kommen gleich ein paar Leute, die es auf mich abgesehen haben. Sie wollen …«
    Er drückte mir den Pistolenlauf so fest unters Kinn, dass ich aufhören musste zu sprechen. Vor Schmerzen sah ich Scherben aus rotem Glas. Ohne die Pistole wegzunehmen, beugte sich Milton über mich, sodass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte, als er zischte: »Das ist hier deine Kanone, Bosch. Und du wirst ein weiterer Fall in der Selbstmordstatistik, wenn du nicht …«
    Im Flur ertönte plötzlich ein lautes Krachen, und ich wusste, es war die Eingangstür, die aus den Angeln flog. Dann wurden Schritte laut. Milton sprang auf und trat durch die Schlafzimmertür auf den Flur hinaus. Fast im selben Moment krachte ein Flintenschuss, und Milton wurde gegen die Wand zurückgeschleudert, und in seinen erschrocken aufgerissenen Augen stand das Wissen, dass er gleich sterben würde. Dann glitt er an der Wand herunter und schob mit den Absätzen seiner Schuhe den Teppich in der Diele zurück, sodass man den Griff der Falltür sehen konnte, die unter das Haus führte.
    Mir war klar, dass sie ihn mit mir verwechselt hatten. Das verschaffte mir bestenfalls ein paar Sekunden Vorsprung. Ich sprang auf und rannte zur Terrassentür. Als ich sie erreichte, hörte ich, wie im Flur jemand bestürzt hervorstieß: »Das ist er ja gar nicht!«
    Als ich die Tür aufriss, protestierten die Angeln wegen des seltenen Gebrauchs mit einem lauten Quietschen. Ich rannte über das Sonnendeck und schwang mich wie ein Cowboy, der auf ein gestohlenes Pferd springt, über das Geländer. Ich ließ mich daran nach unten, bis ich fünf Meter über dem steilen Abhang unter dem Sonnendeck hing. Im schwachen Mondlicht hielt ich nach einer der Stahlstützen Ausschau, auf denen Sonnendeck und Haus ruhten. Da ich mitverfolgt hatte, wie das Haus nach dem Erdbeben von 1994 von Grund auf neu gebaut worden war, war ich mit den architektonischen Details bestens vertraut.
    Ich musste mich fast zwei Meter am Rand des Sonnendecks entlanghangeln, bis ich einen der Stützpfeiler zu fassen bekam. Ich schlang Arme und Beine darum

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